Die Nach­gie­big­keit ge­gen­über Groß­in­ve­sto­ren ko­stet die Stadt Fürth Mil­lio­nen

30. Mai 2016 | von | Kategorie: Politik

Als GRÜ­NEN-Stadt­rats­frak­ti­on stel­len wir fest: Das kon­se­quen­te nach­träg­li­che Auf­wei­chen von Bau­auf­la­gen ge­gen­über »Groß­in­ve­sto­ren« (P&P, MIB, Mö­bel Höff­ner u.a.) hat die Stadt Fürth in­zwi­schen ei­ni­ge Mil­lio­nen ge­ko­stet. Viel­leicht soll­te man da­mit ein­fach auf­hö­ren und künf­tig bei Nach­for­de­run­gen sei­nen Ver­trags­part­nern ge­gen­über stand­haft blei­ben – ge­mäß dem Grund­satz »Glei­ches Recht für al­le«. Denn die wie­der­hol­ten Ab­wei­chun­gen un­ter­gra­ben letzt­end­lich auch die Glaub­wür­dig­keit der Stadt Fürth.

Straßenseitige Fassade des Anwesens Karolinenstr. 86 (Foto: Susanne Krebs)

Stra­ßen­sei­ti­ge Fas­sa­de des An­we­sens Ka­ro­li­nen­str. 86
(Fo­to: Su­san­ne Krebs)

In der Sit­zung des Bau- und Werk­aus­schus­ses vom 6 April 2016 wur­de von der SPD-Mehr­heits­frak­ti­on und dem Ober­bür­ger­mei­ster Jung be­schlos­sen, dass man dem Bau­trä­ger P&P für das Pro­jekt in der Ka­ro­li­nen­stra­ße nach­träg­lich die Zah­lung ei­ner Ab­lö­se an­stel­le von 22 bau­lich her­ge­stell­ten Stell­plät­zen ge­neh­migt. Mit der fäl­li­gen Ab­lö­se­sum­me in Hö­he von 220.000 Eu­ro kön­ne man nun end­lich den Bau der Quar­tiers­ga­ra­ge in der Geb­hardt­stra­ße an­ge­hen, wur­de ar­gu­men­tiert. Um die Ent­schlos­sen­heit zu zei­gen, das Pro­jekt nun wirk­lich vor­wärts zu brin­gen, wur­de der »Park­haus­bau Geb­hardt­stra­ße« TOP 9 in der Stadt­rats­sit­zung vom 13. April 2016 be­han­delt. Er­geb­nis: Bis zur Som­mer­pau­se soll ein Kon­zept zur Rea­li­sie­rung ein­schließ­lich ei­ner an­ge­pass­ten Ko­sten­er­mitt­lung vor­ge­legt wer­den. Der Bau des Park­hau­ses ist schließ­lich der er­ste Schritt für die lang er­sehn­te Sa­nie­rung der her­un­ter­ge­kom­me­nen Wil­ly-Brandt-An­la­ge, ei­ner Ret­tung der Baum­stand­or­te und ei­ner Um­ge­stal­tung des um­lie­gen­den Stra­ßen­raums.

Doch der ver­meint­li­che Stein der Wei­sen ent­puppt sich bei nä­he­rem Hin­se­hen als bröckeln­der Erd­klum­pen: Die Fi­nan­zie­rungs­fra­ge löst sich nicht durch die Ab­lö­se­sum­me von P&P. Viel­mehr wä­re ei­ne weit­aus hö­he­re Sum­me schon längst vor­han­den ge­we­sen und wur­de nur durch fa­ta­le po­li­ti­sche Fehl­ent­schei­dun­gen in der Ver­gan­gen­heit falsch aus­ge­ge­ben. Oh­ne die­se Feh­ler hät­te man sat­te 1,3 Mil­lio­nen Eu­ro mehr im Topf. Die fal­schen Ent­schei­dun­gen lie­ßen den Topf auf ge­ra­de ein­mal 136.000 Eu­ro schrump­fen.

Der er­ste gro­ße Feh­ler war das »Ge­schenk« von 912.000 Eu­ro an den Neue-Mit­te-In­ve­stor MIB. Im Zu­ge der eu­ro­pa­wei­ten Aus­schrei­bung für das Pro­jekt »Neue Mit­te Fürth« wa­ren die von der Stadt Fürth vor­ge­ge­be­nen In­ve­sti­ti­ons­be­din­gun­gen in­klu­si­ve Stell­platz­ver­ord­nung al­len po­ten­ti­el­len In­ve­sto­ren im Vor­feld be­kannt. Doch völ­lig un­ver­ständ­li­cher­wei­se gab die Stadt auf Druck des aus­ge­wähl­ten In­ve­stors MIB hin nach und än­der­te nach­träg­lich den Schlüs­sel in der Stell­platz­ver­ord­nung – die An­zahl der zu schaf­fen­den Stell­plät­ze wur­de um 25% re­du­ziert. So muss­te der In­ve­stor 114 Stell­plät­ze we­ni­ger bau­lich her­stel­len bzw. 114 Stell­plät­ze mit 8.000 Eu­ro pro Stell­platz we­ni­ger ab­lö­sen. Die­se 912.000 Eu­ro feh­len nun im Topf für das Park­haus Geb­hardt­stra­ße. Auch da­mals schon hat man sich al­so da­zu hin­rei­ßen las­sen, auf nach­träg­li­che Än­de­rungs­wün­sche von In­ve­sto­ren ein­zu­ge­hen. Par­al­le­len zur Baum­fäll-Ak­ti­on im Grun­dig­park und zum nach­träg­li­chen Wunsch der Stell­platz­ab­lö­se in der Ka­ro­li­nen­stra­ße schei­nen kein Zu­fall zu sein.

Vorgesehener Standort des geplanten Parkhauses in der Gebhardtstraße (Foto: Susanne Krebs)

Vor­ge­se­he­ner Stand­ort des ge­plan­ten Park­hau­ses in der Geb­hardt­stra­ße (Fo­to: Su­san­ne Krebs)

Der zwei­te gra­vie­ren­de Feh­ler ist der Um­bau des vor­han­de­nen sta­ti­schen Park­leit­sy­stems zum dy­na­mi­schen Park­leit­sy­stem. Ei­ne voll­kom­men un­nö­ti­ge Aus­ga­be von 400.000 Eu­ro. Elek­tro­ni­sche An­zei­ge­ta­feln mit der An­zahl von frei­en Park­plät­zen sind zwar schick und mo­dern, aber voll­kom­men sinn­los, wenn oh­ne­hin bis auf sehr we­ni­ge Ta­ge im Jahr (Kirch­weih­sonn­ta­ge, Ad­vents­sams­ta­ge) in den Park­häu­sern Park­plät­ze frei sind und ab­seh­bar ist, dass die Zu­kunft nicht in fest in­stal­lier­ten An­zei­ge­ta­feln liegt, son­dern viel­mehr in der gründ­li­chen di­gi­ta­len Auf­be­rei­tung der Da­ten für die Nut­zung über Smart­phones und im­mer bes­ser wer­den­de Na­vi­ga­ti­ons­sy­ste­me.

Wenn man sich die­sen Lu­xus für ei­ne bald über­hol­te Zwi­schen­stu­fe ge­spart und auf das groß­zü­gi­ge »Ge­schenk« an MIB ver­zich­tet hät­te, wä­ren im Topf für die Quar­tiers­ga­ra­ge 1,448 Mil­lio­nen Eu­ro statt der spär­li­chen 136.000 Eu­ro und das Pro­jekt wür­de fi­nan­zi­ell auf we­sent­lich si­che­re­ren Fü­ßen ste­hen.

Ver­gli­chen mit die­sen falsch aus­ge­ge­be­nen Gel­dern se­hen die 220.000 Eu­ro Ab­lö­se von P&P noch küm­mer­li­cher aus als oh­ne­hin. Das Geld aus der Ab­lö­se deckt näm­lich zu­dem bei wei­tem nicht die Ko­sten für den tat­säch­li­chen Bau der Stell­plät­ze im ge­plan­ten Park­haus. Und so hat letzt­end­lich auch die­se Ent­schei­dung fi­nan­zi­el­le Kon­se­quen­zen für den Bau des Park­hau­ses: Wenn man die Ko­sten für Park­plät­ze in Park­häu­sern mit durch­schnitt­lich ca. 30.000 Eu­ro pro Stück an­setzt, wird klar: Die Ab­lö­se von P&P in Hö­he von 10.000 Eu­ro pro Stell­platz wird nicht aus­rei­chen, um 22 Park­plät­ze im ge­plan­ten Park­haus zu rea­li­sie­ren. Man tauscht hier 22 im Grund­buch ge­si­cher­te, bau­lich vor­han­de­ne Stell­plät­ze ge­gen le­dig­lich 7 im neu­en Park­haus.

Wir fin­den, wenn die Stadt schon zu­lässt, dass sich ein In­ve­stor von sei­ner Auf­la­ge in der Bau­ge­neh­mi­gung frei­kau­fen kann, dann soll das zu­min­dest zu ei­nem Preis ge­sche­hen, der auch wirk­lich die Ko­sten für die Stadt deckt. Letzt­end­lich ha­ben fal­sche po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen da­zu ge­führt, dass mehr als 1,3 Mio. € für den ge­plan­ten Bau des Park­hau­ses in der Geb­hardt­stra­ße feh­len!

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