Elektrobusse oder warum die Politik die Vernunft bremst
11. Oktober 2019 | von Peter A. Lefrank | Kategorie: VerkehrAm Samstag, dem 28. September 2019 berichteten die Fürther Nachrichten in ihrem Artikel »Unter Strom – Eine Million aus München für neue Linienbusse« u.a. über die Anschaffung von Elektrobussen durch die infra. Leider werden wir alle in Fürth dieses Projekt teuer mit bezahlen [Link zur Online-Version des Artikels auf nordbayern.de vom 30. September 2019)].
Warum das so ist, hat Bayern 5 im »Funkstreifzug« erklärt. In der hervorragenden Sendung »Gas im Tank: Warum die Politik auf der Bremse steht« werden vernünftigere Alternativen vorgestellt, die bereits in Städten wie Augsburg, Oldenburg und Gießen mit Erfolg eingesetzt werden [Link zum Podcast in der BR-Mediathek].
Natürlich müssen der ÖPNV und die Schiene im Rahmen des Klimagesetzes gefördert werden. Aber batteriebetriebene Elektrobusse im ÖPNV sind technologischer, ökologischer und ökonomischer Unsinn. Das wird – samt der zugrunde liegenden politischen Ignoranz – in dem BR5-Beitrag drastisch klar gemacht. Bei der bevorzugten Förderung der E‑Mobilität dreht es sich sowieso um die gewaltigste Fehlleitung von Steuermitteln in diesem Jahrhundert. Es sind gigantische Summen, mit denen vorrangig die schnellen Profite der E‑Automobilindustrie gefördert werden. Alternativen, die auf längere Sicht technologisch und ökologisch überlegen wären, werden zu wenig berücksichtigt.
Grundsätzlich geht es aber darum, sich wieder klar zu machen, dass es der Zweck der herrschenden Wirtschaftsordnung ist, aus Geld mehr Geld zu machen, und dafür muss eben alles wachsen, auf Kosten von Mensch und Umwelt. Ob dafür mehr Dieselmotoren oder mehr E‑Autos oder sogar unsinnige Elektrobusse produziert werden, ist in diesem System egal. In Fürth ist es immerhin erfreulich, dass Marcus Steurer von der infra sagt, dass er davon ausgehe, dass sich in Sachen Antriebstechnik noch einiges entwickelt. Deswegen wolle er noch nicht komplett auf Stromer setzen. Außerdem sei es ihm noch zu teuer. Hoffentlich werden diese Einsichten nicht auch in Fürth von unseren politischen Entscheidungsträgern gebremst!
Sehr gut erkannt! Die Wirtschaft (und damit leider in unserem Land zu häufig und fast immer auch die Politik) setzt nun erst einmal in großem Stil auf eine Zwischentechnologie um jetzt und später erneut verdienen zu können, wenn dann bessere Technologien zum Tragen kommen, die den Experten natürlich jetzt bereits bekannt sind. Alles unter dem Deckmantel von Klima- und Umweltschutz. Unnötige und vorschnelle Produktion von Wirtschaftsgütern ist aber aufgrund des Resourcenverbrauchs und der CO² Entwicklung bei der Herstellung und baldigen Verschrottung immer klimaschädigend. Ein langer Gebrauch, evtl. Nachrüstung von allen Wirtschaftsgütern (privat, kommunal oder in der Industrie) ist immer klimagünstiger als der schnelle Ersatz durch hochtechnisierte »Ökoprodukte«. Auf dieses Pferd setzen in letzter Zeit u.a. auch die Grünen und liegen damit sehr falsch. Das Klima, die Mitwelt und letztlich unsere nachkommenden Generationen werden wir nur schützen, wenn wir den Übergang zu einer Postwachstumsgesellschaft jetzt und v.a. frohen Mutes angehen. Das geht nur über eine höhere Wertschätzung der Dinge und eine Konsumreduktion, die aus uns wieder wirklich zufriedene Menschen machen würde....
Leider muss ich zustimmen.
Früher war ich Sympathisant der GRÜNEN, nicht zuletzt wegen ihrer friedenspolitischen Einstellung, von der sie sich inzwischen weitgehend verabschiedet haben. Und aus ihren ökologischen Ambitionen ist Ökomarktliberalismus geworden, gemischt mit technologischer Romantik.
Was die Postwachstumsgesellschaft angeht, so bin ich sehr dafür, gut darauf zu achten, was reduziert werden soll. Der Ressourcenverbrauch bestimmt. Aber die Kreislaufwirtschaft muss sogar wachsen. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe das Elektrostahlverfahren als größtes Recyclingsverfahren der Welt mit entwickelt. Kreativität und Innovation sind nötig und müssen wachsen. Vom Personalschlüssel in den Krankenhäusern oder dem Lehrpersonal in Schulen und Unis nicht zu reden. Verzicht allein bringt wenig. Es kommt darauf an, was schrumpfen und was wachsen soll.
Interessanter Podcast Beitrag!
Ich würde vorschlagen einen Antrag zu schreiben, der die Stadt dazu auffordert das Konzept der Biogas-Busse mal genau er zu untersuchen und diese Untersuchungen zu veröffentlichen. Bald sind wieder Bürgerversammlungen, da kann man solche Anträge ganz einfach einreichen.
Ich würde Allerdings versuchen dazu den Alu-Hut der großen Grünen Wirtschafts-Verschwörung mal abzunehmen einen etwas weniger feindseligen Ton zu wählen! Vielleicht ist das Thema ja einfach noch zu unbekannt oder es gibt tatsächlich gute Gründe dagegen!?
Eine etwas gründlichere Beschäftigung mit dem Thema habe ich den 3 Oberbürgermeistern unserer Metropolregion bereits empfohlen und ihnen den Link zum Podcast geschickt. Dr. Jung hat auch geantwortet und zugesagt, dass er das tun will. Mal sehen, welche Folgen es haben wird.
Es müssen ja nicht einmal Biogas-Busse sein. Selbst Erdgas-Busse sind technologisch, ökologisch und ökonomisch besser als batteriebetriebene Elektrobusse. Darauf wird auch im Funkstreifzug hingewiesen. Ernst zu nehmende Naturwissenschaftler wie Harald Lesch und Ingenieure wie Jörg Wellnitz oder Verkehrsexperten wie Winfried Wolf warnen davor, mit dem Elektroauto in die Sackgasse zu fahren. Es ist nie klug, alles auf eine Karte zu setzen. Das ist ja alles bekannt, weitere Untersuchungen braucht es da nicht. Speichertechnologie (power to gas) und die Brennstoffzelle müssten viel besser gefördert werden. Aber mit Hilfe der einseitigen staatlichen Förderung wird sich erst mal das Batterie-betriebenen E‑Auto durchsetzen. Und der Strom dafür wird zu 60% mit Kohle und Atomkraft erzeugt.
Ich will die GRÜNEN, deren Ideen derzeit die Hegemonie über den Stammtischen halten, nicht zu sehr schelten, aber es lohnt sich dazu, an Ibsen und seinen Volksfeind zu denken: »Die kompakte liberale und geschlossene Mehrheit ist der gefährlichste Feind der Wahrheit und der Freiheit.«
Sehr geehrter Herr Lefrank,
ich würde mich sehr freuen mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.
Ich finde Ihre Ansicht sehr interessant. Ich bin eine Studentin und suche noch ein Thema für meine Arbeit. Haben Sie zufällig Chemie studiert und Ihren Doktor in Erlangen gemacht?
Mit freundlichen Grüßen
Lisa
Ja, ich habe in Erlangen Chemie studiert und das Studium dort als Diplom-Chemiker und Dr. rer. nat. abgeschlossen. Ich bin dann in die USA gegangen und war bei der Airco Carbon als VP Technical und später bei der SGL Carbon als Director Application Engineering mit der Entwicklung von Ultra High Power Elektroden für das Elektrostahlverfahren beschäftigt. Nach 16 Jahren bin ich 1998 nach Deutschland zurück gekehrt.
Sie können mich gern anrufen, Lisa.
Ich antworte Ihnen auch noch direkt.