Verurteilter Nazirocker trat in Fürth auf
7. November 2013 | von Timo Müller | Kategorie: PolitikWie erst vor kurzem bekannt wurde, trat der ehemalige Sänger der 2003 verbotenen Nazirockgruppe »Landser« am 17.10.2013 im Landkreis Fürth auf einem konspirativ organisierten Konzert auf. Organisiert wurde der Liederabend vom »Freien Netz Süd« (FNS)-Kader Matthias Fischer.
Bis zu 60 Neonazis sollen an dem Liederabend in Veitsbronn/Bernbach (Landkreis Fürth) teilgenommen haben, teilt das bayerische Innenministerium mit. Das Spektakel soll auf dem Grundstück eines Sympathisanten der rechten Szene stattgefunden haben. Organisator soll der Fürther Neonazi und FNS-Kader Matthias Fischer gewesen sein. Nach Informationen des Innenministeriums ist der verurteilte neonazistische Sänger und Liedermacher Michael »Lunikoff« Regener, der früher als Frontmann der international bekannten Nazirockband »Landser« fungierte, bei dem »Gartenfest mit Liederabend« aufgetreten.
Nach dem Verbot der Musikgruppe im Jahr 2003 gründete Regener noch vor seinem Gefängnisaufenthalt das musikalische Projekt »Die Lunikoff-Verschwörung«. Regener verfügt auch über gute Kontakte nach Franken. So sollte Regener im letzten Jahr bei der behördlich verbotenen Neonaziveranstaltung »Europa erwache« auftreten, welche vom bayerischen Neonazidachverband Freies Netz Süd (FNS) vorbereitet wurde. Fotos von Regener und FNS-AktivistInnen belegen zudem deren Kontakte.
Wenige Tage vor dem braunen Liederabend in Veitsbronn spielte Regener vor seinen Gesinnungskameraden in der Münchner Nazi-Immobilie in Obermenzing, in welcher u.a. auch die FNS- und »Bürgerinitiative Ausländerstopp München« (BIA)-Aktivistin Vanessa Becker wohnt (siehe Foto).
Das Freie Netz Süd hatte schon im Dezember 2011 versucht, in Veitsbronn eine Veranstaltungshalle zu mieten, schrieben die »Fürther Nachrichten« in ihrer Printausgabe vom 02.12.2011. Damals legten die OrganisatorInnen aber ihren rechten Hintergrund offen und die Veranstaltung platzte.
Dass sich die rechte Szene in Fürth immer wieder zu konspirativen Treffen und Liederabenden verabredet, ist dabei nichts Neues: Ab und an gelingt es lokalen AntifaschistInnen, die Neonazitreffen im Vorfeld zu verhindern. Die Lokalität in Veitsbronn klingt für die Neonazis aber durchaus interessant: Bei einem bislang unbekannten Szene-Sympathisanten ist es schwieriger, einen öffentlichen Druck zu erzeugen. Zudem sehen die Behörden in solchen Fällen oftmals keine Handhabe, gegen die Veranstaltung vorzugehen.
Im konkreten Fall wusste auch die Gemeinde Veitsbronn nichts von einem stattgefundenen rechten Konzert, wie Geschäftsführer Thomas Mörtel auf Nachfrage des Autors mitteilte. Laut einer Mitteilung des bayerischen Innenministeriums, führten Einsatzkräfte der Polizei Personen- und Verkehrskontrollen in Veitsbronn durch.
Erst im Oktober sorgte ein konspirativ organsiertes Neonazikonzert in Bayern für Schlagzeilen. Die Organisatoren Patrick Schröder und Axel Michaelis, beide Funktionäre in der bayerischen NPD, veranstalteten das größte Neonazikonzert der letzten Jahre in Bayern mit ca. 1000 BesucherInnen. Stadt und Polizei waren damals heftig in die Kritik geraten, da das Konzert den Sicherheitsbehörden vorher zwar bekannt war, man sich aber darauf verständigte, die Bevölkerung der 4600-Seelen Gemeinde Scheinfeld nicht zu informieren und die rechten Rockfans gewähren zu lassen.
Steht auch auf Nordbayern.de
http://www.nordbayern.de/region/fuerth/verurteilter-nazirocker-in-veitsbronn-aufgetreten‑1.3267956
Komisch finde ich, dass die Polizei und die anderen Sicherheitsbehörden keinerlei Veranlassung sahen, die Gemeinde und ihre Bürger zu informieren.
Und auch einen Monat, nachdem das stattgefunden hat, gibt es keinerlei Stellungnahme oder ähnliches.
Warum denn nicht?