Kon­spi­ra­ti­ve Na­zi-Ver­an­stal­tung ver­hin­dert

24. Juli 2013 | von | Kategorie: Politik

Schlech­te Stim­mung beim Frei­en Netz Süd (FNS): An­fang Ju­li be­schlag­nahm­ten 700 Po­li­zi­stIn­nen Be­weis­ma­te­ri­al im Rah­men ei­ner gro­ßen Raz­zia, um Ver­bots­grün­de für das wich­tig­ste baye­ri­sche Ka­me­rad­schafts­netz­werk zu lie­fern. We­ni­ge Ta­ge spä­ter ver­hin­der­ten An­ti­fa­schi­stIn­nen ei­ne FNS-Ver­an­stal­tung, zu der nur sze­ne-in­tern ein­ge­la­den wor­den war.

Gegen Neonazis (Symbolfoto: Timo Müller)

Ge­gen Neo­na­zis (Sym­bol­fo­to: Ti­mo Mül­ler)

Für Frei­tag, den 19. Ju­li lu­den mit­tel­frän­ki­sche Ak­ti­vi­stIn­nen des bay­ern­wei­ten Neo­na­zi-Dach­ver­bands »Frei­es Netz Süd« (FNS) zu ei­ner Ver­an­stal­tung in ei­ner Für­ther Gast­stät­te ein. Ge­kom­men sind am En­de nur we­ni­ge.

Kurz vor der neo­na­zi­sti­schen Auf­füh­rung, die um 19 Uhr be­gin­nen soll­te, be­ka­men An­ti­fa­schi­stIn­nen Wind von der Sa­che und mo­bi­li­sier­ten zu ei­ner Ge­gen­ver­an­stal­tung. Rund 80 An­ti­fa­schi­stIn­nen po­si­tio­nier­ten sich kur­zer­hand vor der Gast­stät­te, um ih­ren Un­mut über den ge­plan­ten Na­zi-Vor­trag aus­zu­drücken. Ein­zig die als An­mel­de­rin fun­gie­ren­de Stel­la Ruff aus Fürth, ei­ne füh­ren­de Ak­ti­vi­stin im FNS und ei­ne wei­te­re Neo­na­zi-Ak­ti­vi­stin lie­ßen sich ei­ne Zeit lang in un­mit­tel­ba­rer Nä­he zum vor­her­ge­se­he­nen Ver­an­stal­tungs­ort blicken, um sich mit an­we­sen­den Po­li­zei­kräf­ten und dem Wirt zu be­spre­chen. Die bei­den Neo­na­zi­stin­nen zo­gen zeit­nah un­ver­rich­te­ter Din­ge ab und tra­fen sich an­schlie­ßend mit an­de­ren Neo­na­zis im An­we­sen des füh­ren­den FNS-Ka­ders Mat­thi­as Fi­scher, in dem vor ei­ner Wo­che eben­falls ei­ne Haus­durch­su­chung statt­fand. Meh­re­re Stun­den vor der ge­plan­ten Ver­an­stal­tung wi­der­sprach sich ei­ne Mit­ar­bei­te­rin der Gast­stät­te, wel­che ih­ren Na­men nicht in den Me­di­en le­sen möch­te, im Ge­spräch mit dem Stö­rungs­mel­der mehr­fach.

Ein Pro­blem se­he sie nicht dar­in, Neo­na­zis ei­nen Raum für ih­re men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie zu bie­ten. Spä­ter, als An­ti­fa­schi­stIn­nen vor Ort wa­ren und Po­li­zi­stIn­nen und Pres­se­ver­tre­te­rIn­nen das Ge­sche­hen be­glei­te­ten, schlug die Stim­mung der Knei­pen­be­trei­be­rIn­nen um. Da will man nichts da­von ge­wusst ha­ben, dass es sich trotz der Hin­wei­se sei­tens der Pres­se und ak­ti­ver An­ti­fa­schi­stIn­nen bei den Gä­sten um Neo­na­zis ge­han­delt ha­be. Zu­dem ha­ben die­se auch schon öf­ter das Hin­ter­zim­mer der Lo­ka­li­tät für ih­re Ak­ti­vi­tä­ten ge­nutzt. Es folg­te um­ge­hend ei­ne Ab­sa­ge an die neo­na­zi­sti­schen Gä­ste.

Die Stra­te­gie der mit­tel­frän­ki­schen Neo­na­zis, sich un­ter kon­spi­ra­ti­ven Be­din­gun­gen in Hin­ter­zim­mer von wech­seln­den Gast­stät­ten ein­zu­mie­ten, ist nicht neu. Oft­mals wird sich un­ter dem La­bel »Bund Fran­ken­land« vor­ge­stellt, ei­ner neo­na­zi­sti­schen Ka­der­ver­ei­ni­gung, der et­li­che Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten im Frei­en Netz Süd an­ge­hö­ren. Den Wir­tIn­nen ent­geht da­bei sel­ten, wel­che Kli­en­tel sie sich da­bei ins Haus ge­holt ha­ben. Ob­wohl et­li­che Knei­pen­be­trei­be­rIn­nen nach Hin­wei­sen auf neo­na­zi­sti­sche Ver­an­stal­tun­gen den Rech­ten ab­sa­gen, gibt es im­mer wie­der Gast­wir­tIn­nen, die kein Pro­blem in ih­rer rech­ten Kund­schaft se­hen.

In Mit­tel­fran­ken muss­ten durch an­ti­fa­schi­sti­sche In­ter­ven­ti­on dar­auf­hin meh­re­re Knei­pen schlie­ßen oder ver­lo­ren durch ih­re rech­te Kund­schaft vie­le an­de­re Kun­dIn­nen. Vor kur­zem erst deck­ten An­ti­fa­schi­stIn­nen auf, dass sich Neo­na­zis in ei­ner an­de­ren Für­ther Gast­stät­te tref­fen. Der Wirt war an­fangs der Auf­fas­sung, er sei auf die­se Gä­ste fi­nan­zi­ell an­ge­wie­sen. Als sich auch die brei­te Öf­fent­lich­keit für sei­ne Of­fen­heit ge­gen­über den Fa­schi­stIn­nen in­ter­es­sier­te und so­gar die lo­ka­le CSU-Orts­grup­pe auf Di­stanz zu ih­rem bis­he­ri­gen Treff­punkt ging, lenk­te der Wirt ein und ver­sprach öf­fent­lich, an Neo­na­zis kei­nen Raum mehr zu ver­mie­ten. In ganz Bay­ern ha­ben sich in meh­re­ren Städ­ten Wir­tIn­nen ge­fun­den, die zu­sam­men mit An­ti­fa­schi­stIn­nen die Ak­ti­on »Kei­ne Be­die­nung für Na­zis« ins Le­ben ge­ru­fen ha­ben. Ziel ist es, den be­trof­fe­nen Gast­wirt­schaf­ten bei­zu­ste­hen und da­bei zu hel­fen, die rech­te Kund­schaft wie­der los­zu­wer­den. Zu­dem soll den Rech­ten da­mit der Raum ge­nom­men wer­den, ih­re ras­si­sti­schen In­hal­te zu ver­brei­ten und ei­nem brei­te­ren Pu­bli­kum zu­gäng­lich zu ma­chen.

Knei­pen und Gast­stät­ten, wel­che den Rech­ten Räu­me zur Ver­fü­gung stel­len, er­mög­li­chen es den Na­zis, Struk­tu­ren wei­ter aus­zu­bau­en, An­lauf­punk­te zu schaf­fen um neue Kon­tak­te zu knüp­fen und ras­si­sti­sche, fa­schi­sti­sche und an­ti­se­mi­ti­sche Pro­pa­gan­da zu ver­brei­ten. »Heu­te ha­ben wir ge­zeigt, dass es mög­lich ist auch kurz­fri­stig Na­zi­ver­an­stal­tun­gen zu ver­hin­dern; wir ar­bei­ten dar­an, den Na­zis dies auch in Zu­kunft zu ver­mie­sen«, so ei­ne Ge­gen­de­mon­stran­tin ge­gen­über dem Stö­rungs­mel­der.

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