Neonazistischer Anschlag auf Fürther Infoladen Benario
19. Februar 2012 | von Timo Müller | Kategorie: PolitikIn der Nacht von Samstag, den 18.02.2012 auf Sonntag, den 19.02.2012 verübten Neonazis einen Anschlag auf den linken Infoladen Benario in der Nürnberger Str. 82 in Fürth.
Am Samstagnachmittag marschierten 80 Rechte durch die Fürther Innenstadt. Der Kader des Freien Netz Süd (FNS), Matthias Fischer aus Fürth, rief seinen KameradInnen zu: »Heute sehen wir es! Fürth ist unsere Stadt!«. Was er damit gemeint hat, ist jetzt klar geworden. Die Anschläge auf Autos, Wohnungen und Treffpunkte der antifaschistischen Szene gehen weiter.
Hier eine kurze Chronologie der Anschläge in den letzten Wochen und Monaten in der Region:
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Am 26. November 2011 verüben Neonazis einen Brandanschlag auf das Auto einer antifaschistischen Familie aus Fürth. Der Sachschaden beträgt über 10.000 €
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28. November 2011: Neonazis greifen in Weißenburg das Jugendzentrum (JUZ) und einzelne NazigegnerInnen an und versuchen ein Transparent mit der Aufschrift »Nie wieder Faschismus« in Brand zu setzen.
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10. Dezember 2011: Rechte greifen zum wiederholten Male das JUZ in Weißenburg an und versuchen die Jalousien aufzubrechen.
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Am 14. Dezember 2012 schmeißen Rechte die Scheiben des linken Stadtteilladen Komm e.V. in Nürnberg ein. Es entsteht ein Sachschaden von rund 5000 €
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30. Dezember 2011: FaschistInnen zerstechen die Autoreifen des ehemaligen Sprechers des Bürgerforum Gräfenberg und zerschlagen die Fensterscheiben.
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In der Silvesternacht greifen 20 Neonazis das linksalternative Lokal Störtebecker in Ansbach an. Anschließend attackieren sie KneipenbesucherInnen mit CS-Gas.
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Am 9. Januar 2012 zerstechen Neonazis die Reifen am Auto einer antifaschistischen Familie. Die Besitzerin des Wagens ist die Sprecherin des Fürther Bündnis gegen rechts.
In Fürth kam es in den letzten Jahren zu einem Sachschaden von über 40.000 € durch rechte Gewalt. Neonazis griffen Autos, Wohnhäuser und Gewerkschaftsbüros an. In einem Fall drangen mehrere Rechte sogar in das Mehrfamilienhaus einer antifaschistischen Familie ein und besprühten die Wohnungstür mit rechten Parolen. Die Fürther Polizei konnte bisher keinen einzigen Vorfall aufdecken und die TäterInnen zur Rechenschaft ziehen.
Die Neonazis belassen es aber nicht bei Anschlägen auf Autos und Wohnhäuser, sondern greifen auch gezielt NazigegnerInnen an. So kam es im Jahr 2010 zu etlichen körperlichen Übergriffen in Fürth.
Die Neonazis des Freien Netz Süd (FNS) und der FNS- Tarnorganisation Bürgerinitiative soziales Fürth (BSF) treten immer gewaltsamer in die Öffentlichkeit. Im Jahr 2014 wollen FNS-AktivistInnen unter dem Deckmantel der BSF zu den Stadtratswahlen antreten. Antifaschistische Kreise kündigen an, diesen Wahlkampf zu begleiten und die BürgerInnen der Stadt Fürth über den neonazistischen Hintergrund der seriös klingenden Bürgerinitiative aufzuklären.
Mehr Informationen finden Sie auf der Seite der Antifaschistischen Informations- Dokumentations- und Archivstelle München e.V.(Aida), www.aida-archiv.de.
Was soll man da noch sagen, außer: »Ist die Katze nicht zu Hause, tanzen die Mäuse auf dem Tisch, hinterlassen viel braunen Müll und Dreck, der Fürther Bürger und der grüne Kammerjäger jedoch schaut da nur weg«...
nicht zu vergessen die seit geraumer Zeit besprühten bzw. beklebten Gedenktafeln für Rudolf Benario an der Uferpromenade...
Jetzt muss es jedem Ignoranten klar werden: aus dieser Neonaziszene werden massive Gewalt- und Straftaten verübt. Zu vielen Taten und Übergriffen haben sie sich in der Vergangenheit im Internet bekannt (z. B. auf der mittlerweile geschlossenen »Anti-Antifa Website«). Unter dem Deckmantel der »Bürgerinitiative Soziales Fürth« (BSF), versuchen die Neonazis, mit unseeliger Propaganda, gedruckt auf grün, weiß gehaltenen Flugblättern und Populismus gegen Bettler, MigrantInnen und vor allem »Linksextremisten« Stimmung zu machen und Wählerstimmen zu ködern. Dabei sind ihre Methoden leicht zu durchschauen. So fordern sie z. B. »Todesstrafe für Kinderschänder« und hoffen, hier Wähler rekrutieren zu können. Klar, denn wer ist schon für Kinderschänder?
Doch welche Straftaten begehen eigentlich die verhassten sogenannte vermeintliche Linksextremisten? Massenhaft Autos in Berlin anzünden? Fehlanzeige (das war ein frustrierter, von der Gesellschaft abgehängter Arbeitsloser).
Tötung ihrer Gegner? Fehlanzeige: Seit der Maueröffnung 1989 gehen über 180 Todesopfer auf das Konto der Neonazis oder anderer Rechter. Alleine in Nürnberg 3 Migranten von der Terrorzelle der NSU, deren mutmaßliche, aber als sicher geltende Verbindungen nach Franken, von der hiesigen Polizei immer noch nicht aufgedeckt werden konnte.
2010 ein Beinahe-Todesopfer in der Nürnberger U‑Bahn, das 2 x wiederbelebt werden musste: der Täter: Peter R. ein Mitglied der hiesigen Neonaziszene um Matthias F. und Kai Z.
Beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit, wurde ein dunkelhäutiges Mitglied der Formation »Brothers Keepers« um Xavier Naidoo, mit dem Künstlernamen »Quiet Storm«, im Dezember 2005 von mehreren gewalttätigen Neonazis am Nürnberger Reichsparteitagsgelände verfolgt und geprügelt. Die Nazis hatten die Rechnung ohne die Kampfsportausbildung des Rappers gemacht: er hatte sich verteidigt und wurde, man glaubt es kaum, vor Gericht zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er sich zu stark gewehrt habe und dabei einen Nazi verletzte.
Was ist nur los in diesem Land und in dieser Stadt, wo diese braunen Gesellen straflos agieren können. Faschismus ist eben keine Meinung, sondern ein Verbrechen und gehört im Ansatz verboten, untersagt und auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gewalttaten belegen dies allzu deutlich! DESHALB: Keine Chance der BSF, keine Chance den kriminellen Neonazis, in den Fürther Stadtrat einzuziehen!
Mein Eindruck ist, daß die Angriffe häufiger und dreister werden. Als das Benario öffnete, war fast klar, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die Neonazis hier zuschlagen. Das alles passiert hier unter unseren Augen in unserer Stadt.
Ich bin froh um viele aus tiefster Überzeugung demokratisch und rechtstaatlich eingestellte Menschen hier in Fürth! Denn die gibt es! Und jeder kann etwas tun, um uns Meinungsvielfalt zu erhalten. Ein praktisches Beispiel ist das Engagement in den Kommentaren unserer Fürther Nachrichten:
Seit geraumer Zeit tummeln sich hier Rechte. Und so finden sich zu Artikeln, die etwas mit rechtsradikalen Aktivitäten in der Region zu tun haben, immer wieder Kommentare von ebensolchen Leuten, oft als der gute deutsche Mitbürger maskiert.
Es ist hier auch für die unter den Fürther Bürgern, die sich nicht gern auf Demos stellen, ein Leichtes, sich bei der FN anzumelden und eigene Kommentare zu schreiben – dem braunen Mob etwas entgegenzustellen.
Hier ein Beispiel (die Kommentare findet man ganz unten).
Und hier ein Beispiel für eine rege Diskussion unter Beteiligung vieler Leser.
Schon 30 Kommentare zum jetzigen Zeitpunkt, eine rege Diskussion und bereits 3 Artikel zu den aktuellen Ereignissen hier auf dieser Seite – das ist auch Demokratie!
Wir dürfen das Feld weder den Nazis überlassen, noch die Verantwortung für unsere Gesellschaft auf die Politiker abschieben – aber, was mir schon fehlt, ist ein deutliches, konsequentes Gegensteuern von ganz oben, sprich Regierung. Dazu gehört es auch, antirassistische Bündnisse zu stärken, gezielt Position zu beziehen, eine gute Jugendarbeit zu unterstützen und zu fördern.
Ich finde es schlimm, wenn erst eine Mordserie ans Tageslicht kommen muß, damit unser Staat seine Strukturen mal näher beleuchtet und vor allem im Bundestag mal über Rechtradikalismus spricht. Neulich habe ich gelesen: So ein Verfassungsschutz ist eine Gefahr für unsere Verfassung...
Es sind keine Zeiten zum Ausruhen derzeit.
Pressespiegel: »400 Menschen demonstrieren gegen rechte Gewalt« (FN)
Pressespiegel: »Ehre für den Alt-OB und zwei Nazi-Opfer« (FN)
Pressespiegel: »Zwei Morde am Anfang der Gewaltspirale« (FN)
Dass ich fast tot getreten wurde, wurde von der Polizei vertuscht.
[...] Die Neonazis lassen dabei wenige Straftaten aus um den politischen Feind zu bekämpfen: Von Sachbeschädigung über schwere Brandstiftung bis hin zur gefährlichen [...]
[...] Die Neonazis lassen dabei wenige Straftaten aus um den politischen Feind zu bekämpfen: Von Sachbeschädigung über schwere Brandstiftung bis hin zur gefährlichen [...]