Neonazis gestoppt!
3. November 2013 | von Timo Müller | Kategorie: PolitikIn den letzten Wochen war es um die mittelfränkische Neonaziszene sehr ruhig geworden. Bis gestern. Am Samstagabend versammelten sich knapp 30 Neonazis, aus den Reihen des »Freien Netz Süd« (FNS), in der Fürther Innenstadt, um eine Kundgebung abzuhalten. NazigegnerInnen waren schnell vor Ort und störten die rechte Versammlung massiv.
Am Samstagnachmittag meldete der Fürther Neonazi und Kader des Freien Netz Süd (FNS), Matthias Fischer, die spontane Kundgebung für 21–22 Uhr an. Als Kundgebungsort war ursprünglich das alte Marktkaufareal in der Gabelsbergerstraße vorgesehen. Da schon kurz vor 21 Uhr über hundert NazigegnerInnen diese Stelle aber für sich beanspruchten, war es nicht mehr möglich, die Kundgebung dort abzuhalten. Als die eintreffenden Neonazis sich in Richtung GegendemonstrantInnen aufmachten, wurden sie von NazigegnerInnen vor dem Redaktionsgebäude der Fürther Nachrichten gestoppt und eingekesselt. Die Polizei hatte Mühe, die verfeindeten Gruppen auf Abstand zu halten. Die Neonazis stellten sich auf, entrollten ein Transparent mit der Aufschrift »Keine Kugel stoppt eine Idee, deren Zeit gekommen ist« mit dem, an ein Hakenkreuz angelehntes Parteisymbol, der griechischen Neonazipartei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte).
Gegen diese Partei läuft aktuell ein Ermittlungsverfahren wegen »Bildung einer kriminellen Vereinigung«, da Parteimitglieder den linken griechischen Rapper Pavlos Fyssas auf offener Straße ermordeten und die griechische Bevölkerung mit Prügeltruppen regelrecht terrorisieren. Medienberichten zufolge bezieht sich die Partei auch positiv auf den deutschen Nationalsozialismus, erkennbar unter anderem daran, dass der, in Deutschland verbotene Hitlergruß, zum Standardrepertoire der Anhängerschaft gehört. Auch nach Mittelfranken hat die Partei beste Kontakte. Im November 2012 besuchte eine deutsche Delegation, der unter anderem Matthias Fischer und der Nürnberger Stadtrat der Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA), Sebastian Schmaus, angehörten, die Goldene Morgenröte im griechischen Parlament und ließen sich mit deren Chef, Nikolaos Michaloliakos, ablichten.
Die Neonazis um die FNS-Kader Matthias Fischer, Norman Kempken (Nürnberg) und Tony Gentsch (Oberprex) versuchten mehrmals Reden zu halten, wurden aber durch die anwesenden BürgerInnen im wahrsten Sinne des Wortes niedergebrüllt. Als die Neonazis ihre Kundgebung beendeten, war ein großes technisches Manöver der Polizei erforderlich, um die Neonazis wieder abfahren zu lassen. So wurde der komplette Parkplatz der »kleinen Freiheit« gesperrt, vor dem ehemaligen Marktkaufgelände wartete ein Bus der Verkehrsaktiengesellschaft (VAG) und fuhr die Neonazis Richtung Nürnberg.
Die Antifaschistische Linke Fürth (ALF) spricht in einer Pressemitteilung von einem »großen Erfolg«, kritisiert aber im gleichen Atemzug auch die Vorgehensweise von Stadt und Polizei: »Durch die Tatsache, (..) dass sich das FNS mit FaschistInnen aus Griechenland solidarisiert, die in den vergangen Monaten mehrere Menschen ermordete, ist es äußert unverständlich, dass solche Veranstaltungen zum wiederholten Male mit allen Mitteln durchgesetzt werden.«
Laut einer Pressemitteilung der Polizei wurden drei Beamte im Einsatz verletzt, unter anderem auch Fürths Polizeichef Peter Messing, der mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wurde eingeleitet.
In Aachen griffen am selben Abend mehrere Neonazis eine Solidaritätsdemonstration gegen Rassismus an. Nach Angaben von AntifaschistInnen vor Ort, hatten die Neonazis dabei ein Transparent des Freien Netz Süd mit dem Emblem der Goldenen Morgenröte gezeigt. Bekannte Neonazis der Bürgerinitiative Ausländerstopp München und der Kameradschaft München waren am gleichen Tag nach Aachen gereist.
»Hatten die Neonazis ein Transparent... mit dem Emblem der Goldenen Morgenröte gezeigt« ( Zitat) Dazu fällt mir ein, dass vor einigen Wochen viel Trara ( auch in der Presse) um einen angeblichen Überfall von »Ausländern« auf einen Deutschen (am Fürther Hauptbahnhof) gemacht wurde. Die Leutchen der sog Bürgerinitiative für ein angeblich soziales Fürth schlachten diesen Vorfall auch auf ihrer Website aus. Laut Presse stellte sich später heraus, dass die »Angreifer« griechischer Abstammung waren ( nicht, wie zuvor behauptet, Türken).
Ich könnte mir Zusammenhänge vorstellen........
Pressespiegel: »Demo in Fürth: Polizeichef von Stein getroffen« (FN)
Pressespiegel: »Polizeichef: So ein Stein kann tödlich sein« (FN)
Ich vermisse eine Stellungnahme der ALF zu den sehr bedauerlichen Steinwürfen. Wer das stillschweigend oder vielleicht sogar mit Freude (dieses sehr dumme ACAB immer wieder !) zur Kenntnis nimmt, kann nicht mit Solidarität (jedenfalls meinerseits) rechnen...
Pressespiegel: »Steinwurf löst heftige Reaktionen aus« (FN)
Wieso sollte die Antifaschistische Linke Fürth eine Stellungnahme dazu abgeben? Die Gegenproteste waren weder von der ALF initiiert, noch wurde von der ALF dazu aktiv beigetragen.
Nach Ihrer Argumentation müsste sich dann auch regelmäßig die Polizei von ihren Schlägern in schwarz (USK) , bzw. sich von sämtlichen Gewaltorgien auf bayerischen Revieren distanzieren. Und es ist ja bekannt, dass dies nicht geschieht, sondern prügelnde PolizistInnen immer wieder geschützt und dann freigesprochen werden.
ihre Einlassung, besonders den ersten Absatz finde ich sehr interessant, wahrscheinlich war von der ALF auch gar niemand vor Ort. Mit solch unüberlegten Aussagen diskreditiert sich diese Vereinigung massiv selbst, schade!
Hier diskreditiert sich niemand.
Natürlich waren ALF- Leute vor Ort, genauso eben wie BürgerInnen die nicht in linksautonomen Zusammenhängen organisiert sind. Von der SPD, über die Grünen bis hin zur Linkspartei. Alle haben gemeinsam den Gegenprotest gestaltet und dazu beigetragen, eine Federführung von ALF AktivistInnen gab es dabei nicht.
Nicht mehr, nicht weniger soll der erste Satz aussagen.