Fussballerischer Jahresrückblick 2012
31. Dezember 2012 | von »Färdder« | Kategorie: SportAuch am Ende diesen Jahres möchte ich wieder auf das vergangene Fürther Fußball-Jahr zurückblicken und die Höhen und Tiefen nochmals in einer Zusammenfassung Revue passieren lassen.
Januar
Im Januar stand, wie jedes Jahr, für unsere Mannschaft hauptsächlich die Vorbereitung auf die Rückrunde auf dem Programm. Die SpVgg Fürth überwinterte als Tabellen-Zweiter im Ranking der 2. Fußball-Bundesliga und im Verein und bei seinen Fans machte man sich einmal mehr Hoffnungen auf einen Aufstieg ins Fußball-Oberhaus.
Um sich am Ende nicht wieder Vorwürfe gefallen lassen zu müssen, man habe nicht alles für den Aufstieg getan, sorgte die sportliche Leitung gleich zu Jahresbeginn für einen Paukenschlag und verkündete mit Gerald Asamoah einen prominenten Neuzugang. Trainer Mike Büskens spielte dabei seine Kontakte zu seinem einstigen Schalker Mannschaftskameraden aus und lotste den eigentlich schon im Ruhestand befindlichen Stürmer in die Kleeblattstadt. Sportlich gesehen war der ehemalige Nationalspieler, Vize-Weltmeister und zweimalige WM-Teilnehmer aber von Beginn an als Reservist eingeplant. Mit seiner Erfahrung und Routine lag seine Rolle eher darin, dem insgesamt jungen Fürther Kader als Orientierung zu dienen und vielleicht auch den medialen Druck etwas auf sich zu ziehen, um dem Rest die notwendige Ruhe zu geben.
Februar
Mit einem Dämpfer im Aufstiegskampf begann der Februar. Am ersten Rückrundenspieltag verlor unsere Mannschaft bei Dynamo Dresden und musste die Aufstiegsränge verlassen. Es begann nun wieder die Zeit des Zitterns und mancheiner sah das große Ziel nach diesem einen Spiel schon wieder in Gefahr.
Auf den Rückschlag in der Liga folgte nur wenige Tage eine Sensation im Pokal. Beim Bundesligisten Hoffenheim gewann die SpVgg Fürth und zog damit erstmals in der Vereinsgeschichte ins Halbfinale des Wettbewerbs ein, wo mit Mönchengladbach, Dortmund und Bayern München die seinerzeit besten Mannschaften des Deutschen Fußballs warteten. Das Losglück bescherte uns am Ende Dortmund als Gegner.
Aber nicht nur im Pokal durfte man feiern, auch in der Liga fand man schnell wieder in die Spur. Nach einem 5:1‑Sieg gegen den Mitaufstiegskonkurrenten aus Paderborn unterstrich man seine Ansprüche und rückte wieder in die Aufstiegsränge vor.
März
Anfang März setzte sich die SpVgg Fürth nach einem Sieg über Duisburg wieder an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga. In der Liga lief alles rund und im DFB-Pokal wartete mit Borussia Dortmund ein ganz besonderer Gegner und es sollte ein denkwürdiges Spiel werden, welches den Fans lange in Erinnerung bleiben wird. Fürth bot dem amtierenden und späteren Deutschen Meister ein packendes Duell, welches über die volle Spielzeit von 119 Minuten ging. Erst in allerletzter Sekunde der Verlängerung gelang Dortmund der Siegtreffer. Fürth war draussen aus dem Pokal und verpasste damit auch die Möglichkeit der Europapokalteilnahme, welche man mit einem Finaleinzug sicher gehabt hätten. Es war ein Spiel, welches vor einem Millionenpublikum im Fernsehen stattgefunden hat.
Durch Fernseheinnahmen und allein dem Erreichen der vorletzten Spielrunde wurden unerwartete Mehreinnahmen in die Vereinskassen gespült und den Aufstieg vor Augen wollte man nun auch an der Zukunft des Vereins basteln. Vielleicht nicht ganz zufällig wurde im März daher auch ein Stadionneubau angekündigt. Eigentlich etwas Positives, aber aufgrund des damit verbundenen Umzugs vom altehrwürdigen Sportpark Ronhof in die Fürther Südstadt ein nicht ganz unumstirttenes Projekt, welches im Laufe des Jahres noch mehrmals Schlagzeilen machen sollte.
April
Im April begann der Countdown zum Bundesligaaufstieg. Nach dem Sieg gegen Cottbus Anfang des Monats waren es noch sieben Punkte, die Fürth fehlten. In Zeiten der Drei-Punkte-Regel eigentlich keine Hürde, der endgültige Aufstieg war nur eine Frage der Zeit, doch der geneigte Fürther wollte es noch immer nicht wahrhaben und fühlte sich nach einem Unentschieden in Braunschweig durchaus bestätigt. Doch dann kam der 31. Spieltag. Fürth empfing am Freitagabend mit dem FC St. Pauli einen weiteren Aufstiegskanditaten und konnte diesen bezwingen. Zum Abschluss des Spieltages gastierte Fortuna Düsseldorf, die einzige Mannschaft welche Fürth noch alles hätte vermasseln können, in Dresden. Aber wie schon Fürth unterlag auch Fortuna den Sachsen. Der Aufstieg war damit aufgrund des deutlich besseren Torverhältnisses praktisch perfekt und so wurde der Sportpark Ronhof am späten Montagabend zur Feiermeile. Die letzten Zweifler wurden aber erst ein paar Tage später überzeugt. Nach einem Unentschieden beim FSV Frankfurt konnte uns nun auch das größte Pech und die gewagtesten Rechenspiele nicht mehr von der 1. Fußball-Bundesliga fernhalten! Fürth ist wieder erstklassig!
Im letzten Heimspiel gastierte Ende April Fortuna Düsseldorf selbst im Sportpark Ronhof. Das Spiel endete zwar nur mit einer Punkteteilung, was aber den offiziellen Aufstiegsfeierlichkeiten keinen Abbruch tat. Zunächst wurde der Rasen im Stadion gestürmt, danach verlagerte sich das Geschehen nach einem Triumphzug unserer Aufstiegshelden durch die Massen vor das Rathaus, wo mehrere zehntausend Fans die Mannschaft feierten und den endlich geglückten Aufstieg bejubelten.
Trotz aller Freude, welcher uns der April bescherte, gibt es aber von diesem Monat auch etwas Trauriges zu berichten: Ernst Sieber, ein großer Spieler der 40er und 50er Jahre, ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Die meisten dürften Ernst Sieber selbst zwar nicht mehr haben spielen sehen, durch seine Verbundenheit zum Verein und lebhafte Schilderungen aus seiner aktiven Zeit, u.a. bei einer Podiumsdiskussion vor zwei Jahren, lernten aber auch jüngere Anhänger Ernst Sieber als liebenswerten und authentischen Fürther kennen und schätzen.
Mai
Im Mai ging die Saison zu Ende und Fürth konnte am Ende nicht nur den Aufstieg, sondern auch die Zweitligameisterschaft feiern. Für viele ein Titel ohne Wert, aber immerhin verbunden mit doch nicht ganz unerheblichen Mehreinnahmen.
Der Saisonabschluss ist traditionell auch immer der Beginn des Rätselratens um den Verbleib des Trainers Büskens in Fürth. Man könnte meinen, nach so einem Erfolg wäre das ein Selbstläufer. Aber wer das behauptet, kennt Mike Büskens nicht. Auch diesesmal zog sich das ganze hin, aber auch diesesmal konnte der Erfolgstrainer samt Familie von einer Vertragsverlängerung überzeugt werden.
Der Trainer bleibt also für ein weiteres Jahr, ein anderer nahm seinen Hut. Sportmanager Rachid Azzouzi gab seinen Abschied nach 15 Jahren in Fürth bekannt und ist künftig für den FC St. Pauli tätig.
Juni
Im Juni wurde mit dem Umbau des Sportparks Ronhof begonnen. Nach dem Aufstieg sollte die Spielstätte bundesligatauglich gemacht werden und so wurde die Südtribüne während der Sommerpause Stück für Stück ab- und neu wieder aufgebaut werden. Da man noch davon ausging, das man in der Südstadt einen Neubau errichten wird, wurde der Ronhof kostengünstig in Stahlrohrbauweise umgebaut, was dem Erscheinungsbild aber keinen Abbruch tat. Größer und vor allem komplett überdacht gibt das neue Bauwerk dem Sportpark Ronhof nun zumindest teilweise das Gesicht eines echten Bundesligastadions.
Auch an der Mannschaft wurde gefeilt. Einige Zu- und einige Abgänge wurden vermeldet und auch hinter den Kulissen wurden die Zuständigkeiten neu geregelt.
Ende des Monats kam dann auch der Spielplan für die kommende Spielzeit raus. Zum Ligaauftakt sollte es die SpVgg Fürth mit keinem Geringeren als dem FC Bayern München zu tun bekommen.
Juli
Der Juli stand ganz im Zeichen der Saisonvorbereitung. Die Mannschaft tingelte über die Dörfer und trat in den üblichen Testspielen bei unterklassigen Gegnern an.
Am Sportpark Ronhof wurde weiter fleissig gebaut und die Dauerkarten für die anstehende Spielzeit wurden an den Mann gebracht. Es dauerte gerade einmal sieben Stunden, bis man »ausverkauft« vermelden konnte. Die in den Verkauf gebrachten 13.000 Saisonabos stellen für Fürth einen neuen Rekord dar, auch wenn diese Zahl kapazitätsbedingt weit unter den in der 1. Fußball-Bundesliga üblichen liegt.
August
Im August neigte sich die Saisonvorbereitung dem Ende zu und die neue Spielzeit wurde mit der üblichen offiziellen Feier eröffnet. Auch der Umbau des Sportparks Ronhof wurde rechtzeitig vor dem ersten Saisonspiel abgeschlossen. Die Saison selbst begann dann aber eher ernüchternd. Im Pokal flog man gleich zu Beginn bei den Offenbacher Kickers raus, was die Vorfreude auf das erste Ligaspiel aber nur wenig trübte.
September
Nach einer Niederlage und einem Sieg im August ging die SpVgg Fürth als ein doch recht passabler Aufsteiger in den September. Dennoch sollte sich der Monat als kein guter Monat erweisen. Niederlage folgte auf Niederlage, in den Heimspielen blieb man gar torlos und selbst dem Mit-Aufsteiger aus Düsseldorf, welcher es am Ende noch über die Relegation geschafft hat, musste man sich geschlagen geben. Ein Punkt gegen Wolfsburg blieb der einzige Erfolg des Monats. Der Ligaalltag scheint unsere Mannschaft einzuholen und bei den Fans macht sich Ernüchterung breit.
Oktober
Fürth ist weiter auf der Suche nach der Form der Vorsaison und kann auch im Oktober in der neuen Spielklasse keinen Fuß fassen. Aber wenigstens gibt man sich nicht auf. Im Auswärtsspiel in Hoffenheim konnte unsere Mannschaft drei mal einen Rückstand aufholen und gegen Bundesliga-Routinier Werder Bremen gelang auch ein Punktgewinn. Die Schalker Leihgabe Edu war der Torschütze des ersten Heimtors der Spielzeit am 9. Spieltag beim 1:1 gegen Werder Bremen.
Mike Büskens wurde für seinen respektvollen Umgang den Gegnern gegenüber vom Deutschen Fußball-Bund ausgezeichnet und auch Vereinspräsident Helmut Hack darf sich über eine Auszeichnung freuen. Er erhielt die Goldenen Bürgermedaille der Stadt Fürth.
November
Im November standen zwei sportliche Highlights auf dem Programm. Zum einen das Spiel beim Deutschen Meister Borussia Dortmund, zum anderen das Frankenderby gegen den 1. FC Nürnberg. Gegen Dortmund musste sich unsere Mannschaft geschlagen geben, aber gegen Nürnberg gelang immerhin ein Punktgewinn.
Das 255. Frankenderby, welches in Fürth ausgetragen wurde, sorgte im Vorfeld wieder einmal wie erwartet für Ärger. Zunächst verhängte die Stadt Fürth ein Betretungsverbot für Fans des 1. FC Nürnberg, welche sich als solche zu erkennen geben wollten. Dies wurde aber von einem Gericht gekippt und so kam es auch diesesmal wieder zu einem Fanmarsch des Gästeanhangs durch die Kleeblattstadt. So zogen erst die Rot-Schwarzen lautstark über die Ludwigsbrücke zum Stadion, danach die Weiß-Grünen. Zu nennenswerten Problemen kam es aufgrund eines massiven Polizeiaufgebots, welche für eine strikte Fantrennung sorgten, aber nicht und so wurde der traditionsreichste deutsche Fußballvergleich auch ohne Negativschlagzeilen, wenn man mal von dem ein oder anderen Ausraster von einzelnen Spielern absieht, würdig über die Runden gebracht.
Für Schlagzeilen sorgte die SpVgg Fürth im Monat November aber nicht nur auf dem Fußballplatz. Völlig überraschend wurde Ende des Monats das eigentlich als fix geltende Projekt eines Stadionneubaus sowie gleichzeitig die Verlängerung des Pachtvertrages für den Sportpark Ronhof bekanntgegeben. Über die Gründe wurde nichts bekannt. Es gab Probleme mit dem Naturschutz und mit einer Bürgerinitiative. Am Ende waren es aber wohl die langfristigen finanziellen Verpflichtungen, die zu einem Umdenken führten. Da die sportliche Zukunft nach dem bisherigen Saisonverlauf alles andere als rosig ist, scheint man wohl kalte Füße bekommen zu haben. Der Verzicht auf einen Neubau löste aber wider Erwarten keine große Enttäuschung aus. Im Gegenteil. Die meisten Fans befürworten einen Verbleib im Sportpark Ronhof und wissen um den Stellenwert der seit 1910 genutzen Spielstätte, welche nun Stück für Stück ausgebaut und modernisiert werden soll.
Dezember
Im Dezember rutschte unsere Mannschaft nach Niederlagen gegen den VfB Stuttgart und beim SC Freiburg ans Ende der Tabelle der 1. Fußball-Bundesliga. Selbst gegen den Vorletzten FC Augsburg reichte es nur für eine Punkteteilung, so dass die Rote Laterne auch über den Jahreswechsel hinaus in der Kleeblattstadt leuchtet. Aber nicht nur im Lizenzspielerbereich kam zum Jahresende Unruhe auf, auch im Reserve- und Nachwuchsbereich kam es kurz vor Jahreswechsel zu Negativmeldungen. So verkündeten Fußball-Koordinator Alfred Hörtnagl und U23-Trainer Konrad Fünfstück erst kürzlich ihren Abgang aus Fürth. Beide wollen sich neuen Herausforderungen stellen.
So geht der Dezember und das Jahr mit nicht ganz so guten Nachrichten zu Ende. Insgesamt war es nach dem Aufstieg aber ein gutes Jahr, auch wenn die derzeitige sportliche Entwicklung eher für das Gegenteil spricht. Am Ende bleibt die für viele (nicht) überraschende Erkenntnis, das die SpVgg Fürth aufsteigen will und kann. Genau das wurde ihr ja immer wieder abgesprochen. Ob es am Ende auch für einen langfristigen Verbleib im Fußball-Oberhaus reicht, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.
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Lieber Färdder,
Du bist der wahre Fan ! Danke für den sehr sachlichen und ausgewogenen Artikel. Daran sollten sich die Gröler, Bierflaschenzerschmetterer und hasserfüllten Deppen ein Beispiel nehmen – aber die lesen sowas halt nicht ... Weiter so (wenn´s geschieht auch in der zweiten Liga).
Mit sportlichen Grüßen, denn Spiel ist Spiel