Der lange Weg der SpVgg Fürth
5. Mai 2012 | von »Färdder« | Kategorie: Der besondere BeitragAm morgigen Sonntag geht die laufende Spielzeit der 2. Fußball-Bundesliga zu Ende und die SpVgg Fürth kehrt nach geglücktem Aufstieg in die Erstklassigkeit zurück. Es war ein langer, 49 Jahre andauernder, entbehrungsreicher Weg, welcher nun endlich ans Ziel führte.
Das Ende der Erstklassigkeit
Alles begann 1963, als sich die SpVgg Fürth nicht für die damals neu geschaffene eingleisige Bundesliga qualifizieren konnte und damit den Weg in die Zweitklassigkeit antreten musste. Der letzte größere Erfolg, die Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft 1951, lag da schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. Am 28. April 1963 fand also das bis dato letzte Spiel in der Erstklassigkeit statt. Bei Bayern München verlor Fürth seinerzeit knapp mit 0:1 und schloss die Spielzeit in der Oberliga Süd auf dem 9. Tabellenplatz ab.
Aus der Südstaffel qualifizierte sich seinerzeit mit dem 1. FC Nürnberg und dem TSV 1860 München das Spitzenduo für die neue Liga. Sporthistorische und infrastrukturelle Gründe öffneten auch Eintracht Frankfurt, dem Karlsruher SC sowie dem VfB Stuttgart die Tür ins neue Oberhaus.
Für die SpVgg Fürth begann nach der Nichtberücksichtigung der langsame Niedergang in die fußballlerische Bedeutungslosigkeit. Alles was man sich bis dahin aufgebaut hatte, schien nun nichts mehr wert zu sein. Die drei Meisterschaften, den Status als einst größter Deutscher Sportverein mit dem größten Vereinsgelände des Landes, große Namen der Fußballgeschichte wie Herbert Erhard, Karl Mai, Julius Hirsch, Hans Hagen und all die anderen. Alles Vergangenheit, alles vergessen.
Der Absturz
Die SpVgg Fürth trat nun also ab der Spielzeit 1963/64 in der damals noch mehrgleisigen und zweitklassigen Regionalliga Süd an und schloss diese am Ende auf einem mittelmäßigen 9. Tabellenplatz ab. Zwar blieb man auch in Folge weiter zweitklassig und mit Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga im Jahr 1981 stieg auch wieder der sportliche Stellenwert der Liga, dennoch konnte man nicht verhindern das es in allen Belangen mit dem Verein steil bergab ging. Nach dem ersten Zweitligajahr halbierte sich der Zuschauerschnitt nahezu. Dringend benötigte Gelder blieben aus und mit der Zeit drohte neben dem sportlichen Niedergang nun auch der finanzielle Ruin.
Der Höhepunkt war 1983 erreicht, als man in die Bayernliga und damit ins Amateurlager abstieg und den bis dahin vereinseigenen Sportpark Ronhof, der zu dem Zeitpunkt bereits schon stark sanierungsbedürftig war, aus finanziellen Gründen an den Unternehmer Horst Brandstätter veräußern musste.
Zwischen 1983 bis 1994 taumelte die SpVgg Fürth zwischen der Bayern- und Landesliga, ehe man sich 1994 für die damals neu geschaffene drittklassige Regionalliga Süd qualifizierte und damit wieder eine kleine sportliche Aufwertung erfuhr. Gleich nach dem ersten Jahr schloss man die Spielzeit in der neuen Liga auf einem guten 3. Tabellenplatz ab, doch die finanziellen Probleme sowie die verfallene Spielstätte hingen weiter wie ein Damoklesschwert über dem Verein.
Die »Greutherisierung«
Während die SpVgg Fürth bis Mitte der 90er Jahre ums Überleben kämpfte, hatte man beim TSV Vestenbergsgreuth im Erlanger Hinterland ganz andere Probleme. Nach dem spektakulären Sieg im DFB-Pokal über den FC Bayern München 1994 war man plötzlich bekannt geworden in der Fußballlandschaft und strebte nach mehr. Vom Stellenwert eines Dorfvereins kam man aber nicht weg.
1995 dann kam es zu einem folgenschweren Treffen der beiden Vereinsbosse Edgar Burkart und Helmut Hack. Man stellte dabei fest, daß beide Vereine sich gut ergänzen würden. Während Fürth Tradition, eine geeignete Spielstätte und ein gewisses Stammpublikum vorweisen konnte, hatte man auf Seiten der Vestenbergsgreuther gute Kontakte zur Wirtschaft und eine solide Finanzbasis zu bieten. »Wenn zwei Kranke zusammengehen, kannst’ keinen Gesunden machen. Aber bei uns hat’s gerade zusammengepasst«, kommentierte Edgar Burkart einst, was später beschlossen wurde. Es war der Beitritt der Fußballabteilung des TSV Vestenbergsgreuth zur SpVgg Fürth und die damit einhergehende Umbenennung der SpVgg Fürth in SpVgg Greuther Fürth, welche ab der Spielzeit 1996/97 erstmals unter diesem Namen antrat. Der neue Präsident dieser »neuen« SpVgg wurde Helmut Hack, Edgar Burkart wurde Vize-Präsident.
Mit dem Beitritt der Vestenbergsgreuther begann für die Fürther Fußballgeschichte eine neue Zeitrechnung. Zwar war der klangvolle Name der »alten« SpVgg Fürth durch die Zwangsumbenennung passé und alles sprach nur noch von »den Greuthern«, doch sportlich gesehen ging es ab sofort wieder bergauf.
Es war Armin Veh, der als neuer Trainer die Spielkultur in den Ronhof zurückbrachte und seine Elf während der ersten Spielzeit zu teils grandiosen Leistungen führte. Man kegelte mit dem 1. FC Kaiserslautern gleich in der ersten Runde den Titelverteidiger aus dem DFB-Pokal und in der nächsten Runde mit dem 1. FC Nürnberg auch den ungeliebten Lokalrivalen aus der Nachbarstadt. Da Nürnberg zeitgleich ebenfalls in der Regionalliga Süd antrat und man das Liga-Heimspiel wie auch zuvor schon das Pokalheimspiel in Nürnberg austrug, flossen unerwartete Mehreinnahmen in die Vereinskassen. Sportlich und finanziell ging es ab sofort wieder bergauf und am Ende feierte man mit dem Erreichen des 2. Tabellenplatzes in der Regionalliga Süd auch den Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Das Stadion im Sportpark Ronhof wurde daraufhin saniert und zum Playmobil-Stadion umgebaut, um der Rückkehr in den bezahlten Fußball eine würdige und geeignete Kulisse zu bieten.
Leider gelang es Trainer Armin Veh nicht, die SpVgg auch in der 2. Bundesliga in die Erfolgsspur zu führen. Nach anhaltender sportlicher Misere trennte man sich im Oktober 1997 trotz der großen Verdienste von Armin Veh und stellte Benno Möhlmann als neuen Trainer vor.
Wie bereits schon Armin Veh sollte sich auch Benno Möhlmann in der jüngeren Vereinsgeschichte ebenfalls als herausragende Trainerpersönlichkeit herausstellen. Mit ihm kam zunächst zwar nicht der ganz große Erfolg zurück, aber es gelang unter seiner Regie die SpVgg am Ende der ersten Zweitligasaison in der Liga zu halten.
Der Mythos der Unaufsteigbarkeit
Benno Möhlmann war in insgesamt drei Amtszeiten fast acht Jahre bei der SpVgg als Trainer verantwortlich. Nach dem Klassenerhalt 1998 stabilisierte er die SpVgg und etablierte diese als feste Größe in der 2. Bundesliga. Es gelang ihm dabei, stets den Spagat zwischen Anspruch, also dem sportlichen Erfolg, und Wirklichkeit, also den immer begrenzten Mitteln, zu finden.
Unter seiner Regie scheiterte die SpVgg mehrmals am Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga. Aber auch andere Trainer wie Eugen Hach oder Bruno Labbadia schafften es nicht, die SpVgg zurück in die Erstklassigkeit zu führen. Man scheiterte oft so kurios und knapp, daß man mit der Zeit im Umfeld das Spötteln anfing. »Däi wolln doch gou ned«, wurde gemunkelt. Aber auch von einem Aufstiegsverbot seitens des Präsidenten Helmut Hack war die Rede.
Den mit der Zeit ungewollt begründeten Mythos der Unaufsteigbarkeit brachten Mitte 2009 erstmals die Sportfreunde Ronhof zum Ausdruck, als sie vor Saisonbeginn T‑Shirts mit der Aufschrift »Unaufsteigbar-Tour« an die Fans verkauften. Die Wortkreation wurde zwei Jahre später vom Verein übernommen und auf Plakate gedruckt. Und selbst der Mannschaftsbus kündete vom Dasein der Unaufsteigbaren in den Stadien der Republik.
Am Ende alles richtig gemacht
Fünfzehn Jahre ist es nun her, das die SpVgg in den behalten Fußball zurückkehrte und fast genausolange dauerte das Anrennen zum Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga. Ein Anrennen, welches nun endlich unter Trainer Mike Büskens ein Ende hat. Man ist am Ziel angekommen und die SpVgg aus Fürth ist wieder erstklassig.
Als Fürther hat man in den vergangenen Jahren oft Hohn und Spott ertragen müssen. Aber dennoch kann man sich am Ende als Sieger fühlen. Man hat alles richtig gemacht. Die Vereinsführung hat nie blind darauf losinvestiert, nur um mal ein Jahr Bundesliga zu spielen. Stattdessen wurden die im Vergleich zu anderen Vereinen meist spärlichen Gelder über die Jahre hinweg sinnvoll verwendet, um die im Profifußball notwendigen Strukturen zu schaffen. Ein sehr gutes Nachwuchs-Leistungszentrum, gute Trainingsbedingungen für die Lizenzmannschaft sowie eine solide Finanzbasis sind das Ergebnis dieser Arbeit, welche letzlich auch die Basis für die weitere Entwicklung darstellen.
In die neue Spielzeit kann man nun mit breiter Brust gehen, man ist wieder wer! Eine im Kern zusammenbleibende, eingespielte Mannschaft und das Drumherum im Verein bieten die Basis dafür, das aus den Unaufsteigbaren am Ende die Unabsteigbaren werden könnten. Und mit dem erst kürzlich beschlossenen Stadionneubau in der Fürther Südstadt wurden die Weichen für eine weiterhin positive Zukunft bereits gestellt.
[...] Erschienen unter dem Titel “Der lange Weg der SpVgg Fürth” – nachzulesen hier. [...]
Maybebop spricht mir so aus der Seele:
http://www.lastfm.de/music/Maybebop/_/Fu%C3%9Fball