Der lan­ge Weg der SpVgg Fürth

5. Mai 2012 | von | Kategorie: Der besondere Beitrag

Am mor­gi­gen Sonn­tag geht die lau­fen­de Spiel­zeit der 2. Fuß­ball-Bun­des­li­ga zu En­de und die SpVgg Fürth kehrt nach ge­glück­tem Auf­stieg in die Erst­klas­sig­keit zu­rück. Es war ein lan­ger, 49 Jah­re an­dau­ern­der, ent­beh­rungs­rei­cher Weg, wel­cher nun end­lich ans Ziel führ­te.

 
Das En­de der Erst­klas­sig­keit

Al­les be­gann 1963, als sich die SpVgg Fürth nicht für die da­mals neu ge­schaf­fe­ne ein­glei­si­ge Bun­des­li­ga qua­li­fi­zie­ren konn­te und da­mit den Weg in die Zweit­klas­sig­keit an­tre­ten muss­te. Der letz­te grö­ße­re Er­folg, die Teil­nah­me an der End­run­de zur Deut­schen Mei­ster­schaft 1951, lag da schon mehr als ein Jahr­zehnt zu­rück. Am 28. April 1963 fand al­so das bis da­to letz­te Spiel in der Erst­klas­sig­keit statt. Bei Bay­ern Mün­chen ver­lor Fürth sei­ner­zeit knapp mit 0:1 und schloss die Spiel­zeit in der Ober­li­ga Süd auf dem 9. Ta­bel­len­platz ab.

SpVgg-Flagge auf dem Rathausturm (Foto: Andreas Rümler)

Fürth ist stolz auf sei­ne Spiel­ver­ei­ni­gung!
(Fo­to: An­dre­as Rüm­ler)

Aus der Süd­staf­fel qua­li­fi­zier­te sich sei­ner­zeit mit dem 1. FC Nürn­berg und dem TSV 1860 Mün­chen das Spit­zen­duo für die neue Li­ga. Sport­hi­sto­ri­sche und in­fra­struk­tu­rel­le Grün­de öff­ne­ten auch Ein­tracht Frank­furt, dem Karls­ru­her SC so­wie dem VfB Stutt­gart die Tür ins neue Ober­haus.

Für die SpVgg Fürth be­gann nach der Nicht­be­rück­sich­ti­gung der lang­sa­me Nie­der­gang in die fuß­ball­le­ri­sche Be­deu­tungs­lo­sig­keit. Al­les was man sich bis da­hin auf­ge­baut hat­te, schien nun nichts mehr wert zu sein. Die drei Mei­ster­schaf­ten, den Sta­tus als einst größ­ter Deut­scher Sport­ver­ein mit dem größ­ten Ver­eins­ge­län­de des Lan­des, gro­ße Na­men der Fuß­ball­ge­schich­te wie Her­bert Er­hard, Karl Mai, Ju­li­us Hirsch, Hans Ha­gen und all die an­de­ren. Al­les Ver­gan­gen­heit, al­les ver­ges­sen.

 
Der Ab­sturz

Die SpVgg Fürth trat nun al­so ab der Spiel­zeit 1963/64 in der da­mals noch mehr­glei­si­gen und zweit­klas­si­gen Re­gio­nal­li­ga Süd an und schloss die­se am En­de auf ei­nem mit­tel­mä­ßi­gen 9. Ta­bel­len­platz ab. Zwar blieb man auch in Fol­ge wei­ter zweit­klas­sig und mit Ein­füh­rung der ein­glei­si­gen 2. Bun­des­li­ga im Jahr 1981 stieg auch wie­der der sport­li­che Stel­len­wert der Li­ga, den­noch konn­te man nicht ver­hin­dern das es in al­len Be­lan­gen mit dem Ver­ein steil berg­ab ging. Nach dem er­sten Zweit­li­ga­jahr hal­bier­te sich der Zu­schau­er­schnitt na­he­zu. Drin­gend be­nö­tig­te Gel­der blie­ben aus und mit der Zeit droh­te ne­ben dem sport­li­chen Nie­der­gang nun auch der fi­nan­zi­el­le Ru­in.

Der Hö­he­punkt war 1983 er­reicht, als man in die Bay­ern­li­ga und da­mit ins Ama­teur­la­ger ab­stieg und den bis da­hin ver­eins­ei­ge­nen Sport­park Ron­hof, der zu dem Zeit­punkt be­reits schon stark sa­nie­rungs­be­dürf­tig war, aus fi­nan­zi­el­len Grün­den an den Un­ter­neh­mer Horst Brand­stät­ter ver­äu­ßern muss­te.

Zwi­schen 1983 bis 1994 tau­mel­te die SpVgg Fürth zwi­schen der Bay­ern- und Lan­des­li­ga, ehe man sich 1994 für die da­mals neu ge­schaf­fe­ne dritt­klas­si­ge Re­gio­nal­li­ga Süd qua­li­fi­zier­te und da­mit wie­der ei­ne klei­ne sport­li­che Auf­wer­tung er­fuhr. Gleich nach dem er­sten Jahr schloss man die Spiel­zeit in der neu­en Li­ga auf ei­nem gu­ten 3. Ta­bel­len­platz ab, doch die fi­nan­zi­el­len Pro­ble­me so­wie die ver­fal­le­ne Spiel­stät­te hin­gen wei­ter wie ein Da­mo­kles­schwert über dem Ver­ein.

 
Die »Greu­the­ri­sie­rung«

Wäh­rend die SpVgg Fürth bis Mit­te der 90er Jah­re ums Über­le­ben kämpf­te, hat­te man beim TSV Ve­sten­bergs­greuth im Er­lan­ger Hin­ter­land ganz an­de­re Pro­ble­me. Nach dem spek­ta­ku­lä­ren Sieg im DFB-Po­kal über den FC Bay­ern Mün­chen 1994 war man plötz­lich be­kannt ge­wor­den in der Fuß­ball­land­schaft und streb­te nach mehr. Vom Stel­len­wert ei­nes Dorf­ver­eins kam man aber nicht weg.

1995 dann kam es zu ei­nem fol­gen­schwe­ren Tref­fen der bei­den Ver­eins­bos­se Ed­gar Bur­kart und Hel­mut Hack. Man stell­te da­bei fest, daß bei­de Ver­ei­ne sich gut er­gän­zen wür­den. Wäh­rend Fürth Tra­di­ti­on, ei­ne ge­eig­ne­te Spiel­stät­te und ein ge­wis­ses Stamm­pu­bli­kum vor­wei­sen konn­te, hat­te man auf Sei­ten der Ve­sten­bergs­greu­ther gu­te Kon­tak­te zur Wirt­schaft und ei­ne so­li­de Fi­nanz­ba­sis zu bie­ten. »Wenn zwei Kran­ke zu­sam­men­ge­hen, kannst’ kei­nen Ge­sun­den ma­chen. Aber bei uns hat’s ge­ra­de zu­sam­men­ge­passt«, kom­men­tier­te Ed­gar Bur­kart einst, was spä­ter be­schlos­sen wur­de. Es war der Bei­tritt der Fuß­ball­ab­tei­lung des TSV Ve­sten­bergs­greuth zur SpVgg Fürth und die da­mit ein­her­ge­hen­de Um­be­nen­nung der SpVgg Fürth in SpVgg Greu­ther Fürth, wel­che ab der Spiel­zeit 1996/97 erst­mals un­ter die­sem Na­men an­trat. Der neue Prä­si­dent die­ser »neu­en« SpVgg wur­de Hel­mut Hack, Ed­gar Bur­kart wur­de Vi­ze-Prä­si­dent.

Die Macher des Erfolgs (Foto: Andreas Rümler)

Das er­folg­rei­che Trai­ner­ge­spann: Mi­ke Büskens, Mir­ko Rei­chel und Gün­ther Reichold las­sen sich fei­ern (Fo­to: An­dre­as Rüm­ler)

Mit dem Bei­tritt der Ve­sten­bergs­greu­ther be­gann für die Für­ther Fuß­ball­ge­schich­te ei­ne neue Zeit­rech­nung. Zwar war der klang­vol­le Na­me der »al­ten« SpVgg Fürth durch die Zwangs­um­be­nen­nung pas­sé und al­les sprach nur noch von »den Greu­thern«, doch sport­lich ge­se­hen ging es ab so­fort wie­der berg­auf.

Es war Ar­min Veh, der als neu­er Trai­ner die Spiel­kul­tur in den Ron­hof zu­rück­brach­te und sei­ne Elf wäh­rend der er­sten Spiel­zeit zu teils gran­dio­sen Lei­stun­gen führ­te. Man ke­gel­te mit dem 1. FC Kai­sers­lau­tern gleich in der er­sten Run­de den Ti­tel­ver­tei­di­ger aus dem DFB-Po­kal und in der näch­sten Run­de mit dem 1. FC Nürn­berg auch den un­ge­lieb­ten Lo­kal­ri­va­len aus der Nach­bar­stadt. Da Nürn­berg zeit­gleich eben­falls in der Re­gio­nal­li­ga Süd an­trat und man das Li­ga-Heim­spiel wie auch zu­vor schon das Po­kal­heim­spiel in Nürn­berg aus­trug, flos­sen un­er­war­te­te Mehr­ein­nah­men in die Ver­eins­kas­sen. Sport­lich und fi­nan­zi­ell ging es ab so­fort wie­der berg­auf und am En­de fei­er­te man mit dem Er­rei­chen des 2. Ta­bel­len­plat­zes in der Re­gio­nal­li­ga Süd auch den Auf­stieg in die 2. Bun­des­li­ga.

Das Sta­di­on im Sport­park Ron­hof wur­de dar­auf­hin sa­niert und zum Play­mo­bil-Sta­di­on um­ge­baut, um der Rück­kehr in den be­zahl­ten Fuß­ball ei­ne wür­di­ge und ge­eig­ne­te Ku­lis­se zu bie­ten.

Lei­der ge­lang es Trai­ner Ar­min Veh nicht, die SpVgg auch in der 2. Bun­des­li­ga in die Er­folgs­spur zu füh­ren. Nach an­hal­ten­der sport­li­cher Mi­se­re trenn­te man sich im Ok­to­ber 1997 trotz der gro­ßen Ver­dien­ste von Ar­min Veh und stell­te Ben­no Möhl­mann als neu­en Trai­ner vor.

Wie be­reits schon Ar­min Veh soll­te sich auch Ben­no Möhl­mann in der jün­ge­ren Ver­eins­ge­schich­te eben­falls als her­aus­ra­gen­de Trai­ner­per­sön­lich­keit her­aus­stel­len. Mit ihm kam zu­nächst zwar nicht der ganz gro­ße Er­folg zu­rück, aber es ge­lang un­ter sei­ner Re­gie die SpVgg am En­de der er­sten Zweit­li­ga­sai­son in der Li­ga zu hal­ten.

Der My­thos der Un­auf­steig­bar­keit

Ben­no Möhl­mann war in ins­ge­samt drei Amts­zei­ten fast acht Jah­re bei der SpVgg als Trai­ner ver­ant­wort­lich. Nach dem Klas­sen­er­halt 1998 sta­bi­li­sier­te er die SpVgg und eta­blier­te die­se als fe­ste Grö­ße in der 2. Bun­des­li­ga. Es ge­lang ihm da­bei, stets den Spa­gat zwi­schen An­spruch, al­so dem sport­li­chen Er­folg, und Wirk­lich­keit, al­so den im­mer be­grenz­ten Mit­teln, zu fin­den.

Un­ter sei­ner Re­gie schei­ter­te die SpVgg mehr­mals am Auf­stieg in die 1. Fuß­ball-Bun­des­li­ga. Aber auch an­de­re Trai­ner wie Eu­gen Hach oder Bru­no Lab­ba­dia schaff­ten es nicht, die SpVgg zu­rück in die Erst­klas­sig­keit zu füh­ren. Man schei­ter­te oft so ku­ri­os und knapp, daß man mit der Zeit im Um­feld das Spöt­teln an­fing. »Däi wolln doch gou ned«, wur­de ge­mun­kelt. Aber auch von ei­nem Auf­stiegs­ver­bot sei­tens des Prä­si­den­ten Hel­mut Hack war die Re­de.

Den mit der Zeit un­ge­wollt be­grün­de­ten My­thos der Un­auf­steig­bar­keit brach­ten Mit­te 2009 erst­mals die Sport­freun­de Ron­hof zum Aus­druck, als sie vor Sai­son­be­ginn T‑Shirts mit der Auf­schrift »Un­auf­steig­bar-Tour« an die Fans ver­kauf­ten. Die Wort­krea­ti­on wur­de zwei Jah­re spä­ter vom Ver­ein über­nom­men und auf Pla­ka­te ge­druckt. Und selbst der Mann­schafts­bus kün­de­te vom Da­sein der Un­auf­steig­ba­ren in den Sta­di­en der Re­pu­blik.

Am En­de al­les rich­tig ge­macht

Fünf­zehn Jah­re ist es nun her, das die SpVgg in den be­hal­ten Fuß­ball zu­rück­kehr­te und fast ge­nau­so­lan­ge dau­er­te das An­ren­nen zum Auf­stieg in die 1. Fuß­ball-Bun­des­li­ga. Ein An­ren­nen, wel­ches nun end­lich un­ter Trai­ner Mi­ke Büskens ein En­de hat. Man ist am Ziel an­ge­kom­men und die SpVgg aus Fürth ist wie­der erst­klas­sig.

Aufstiegsfeier am Fürther Rathaus (Foto: Andreas Rümler)

Zehn­tau­sen­de be­ju­bel­ten die SpVgg Fürth auf der of­fi­zi­el­len Auf­stiegs­fei­er am Rat­haus (Fo­to: An­dre­as Rüm­ler)

Als Für­ther hat man in den ver­gan­ge­nen Jah­ren oft Hohn und Spott er­tra­gen müs­sen. Aber den­noch kann man sich am En­de als Sie­ger füh­len. Man hat al­les rich­tig ge­macht. Die Ver­eins­füh­rung hat nie blind dar­auf los­in­ve­stiert, nur um mal ein Jahr Bun­des­li­ga zu spie­len. Statt­des­sen wur­den die im Ver­gleich zu an­de­ren Ver­ei­nen meist spär­li­chen Gel­der über die Jah­re hin­weg sinn­voll ver­wen­det, um die im Pro­fi­fuß­ball not­wen­di­gen Struk­tu­ren zu schaf­fen. Ein sehr gu­tes Nach­wuchs-Lei­stungs­zen­trum, gu­te Trai­nings­be­din­gun­gen für die Li­zenz­mann­schaft so­wie ei­ne so­li­de Fi­nanz­ba­sis sind das Er­geb­nis die­ser Ar­beit, wel­che letz­lich auch die Ba­sis für die wei­te­re Ent­wick­lung dar­stel­len.

In die neue Spiel­zeit kann man nun mit brei­ter Brust ge­hen, man ist wie­der wer! Ei­ne im Kern zu­sam­men­blei­ben­de, ein­ge­spiel­te Mann­schaft und das Drum­her­um im Ver­ein bie­ten die Ba­sis da­für, das aus den Un­auf­steig­ba­ren am En­de die Un­ab­steig­ba­ren wer­den könn­ten. Und mit dem erst kürz­lich be­schlos­se­nen Sta­di­on­neu­bau in der Für­ther Süd­stadt wur­den die Wei­chen für ei­ne wei­ter­hin po­si­ti­ve Zu­kunft be­reits ge­stellt.

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2 Kommentare zu »Der lan­ge Weg der SpVgg Fürth«:

  1. [...] Er­schie­nen un­ter dem Ti­tel “Der lan­ge Weg der SpVgg Fürth” – nach­zu­le­sen hier. [...]

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