Fa­bu­lous Fakes – Fäl­schun­gen be­rühm­ter Mei­ster­wer­ke

29. August 2012 | von | Kategorie: Kultur

In den 1960er Jah­ren gab es in New York ei­nen La­den mit an­ge­schlos­se­ner Fäl­scher­werk­statt, der un­ter dem Na­men »Fa­bu­lous Fakes« fir­mier­te und ganz le­gal mit Ko­pien be­rühm­ter Kunst­wer­ke han­del­te. In­spi­riert durch Fo­tos des Shops, auf­ge­nom­men von Horst Schä­fer, ent­stand die Idee zur Pla­gi­at-Aus­stel­lung, an der sich 27 Künst­ler aus ver­schie­de­nen Städ­ten Deutsch­lands – dar­un­ter auch Fürth – be­tei­li­gen.

Anton Atzenhofer fälscht Sisley

An­ton At­zen­ho­fer fälscht Sis­ley

Ge­fälscht wer­den durf­te, was im­mer dem je­wei­li­gen Künst­ler am be­sten ge­fiel un­ter den be­kann­ten Kunst­grö­ßen. Es kam da­bei aus­drück­lich nicht dar­auf an, die Vor­la­ge ab­so­lut ori­gi­nal­ge­treu wie­der­zu­ge­ben; In­ter­pre­ta­tio­nen je­der Art wa­ren ge­nau­so er­wünscht. Im Er­geb­nis sind et­wa die Hälf­te der Wer­ke Ko­pien, die dem zu­grun­de­lie­gen­den Mei­ster­werk ver­blüf­fend ähn­lich sind.

Um die fast 100 Wer­ke der Pla­gi­at-Aus­stel­lung be­ur­tei­len zu kön­nen, muss man nicht vor­her Kunst­bän­de durch­le­sen, denn ne­ben je­der Fäl­schung ist ei­ne klei­ne Ab­bil­dung der be­rühm­ten Vor­la­ge an­ge­bracht, die auch über den Ma­ler, Ent­ste­hungs­jahr des Bil­des, Tech­nik, Auf­ent­halts­ort und den Wert des Ori­gi­nals und sei­ner Fäl­schung Auf­schluss gibt. Die Aus­stel­lung ist al­so auch ei­ne idea­le Ge­le­gen­heit, sein Wis­sen über ei­ni­ge der be­rühm­te­sten Ge­mäl­de der Welt auf­zu­fri­schen.

Anton Atzenhofer fälscht Mel Ramos

An­ton At­zen­ho­fer fälscht Mel Ra­mos

In­spi­riert von der groß­ar­ti­gen Aus­stel­lung im Ger­ma­ni­schen Na­tio­nal­mu­se­um wur­de Dü­rer gleich von meh­re­ren Künst­lern ge­fälscht. Ne­ben der Land­schafts­an­sicht »Draht­zie­her­müh­le« und dem be­rühm­ten Por­trait der jun­gen Ve­ne­zia­ne­rin, die un­se­ren al­ten 5‑­Mark-Schein zier­te, wur­de der Ha­se in ver­schie­de­nen Va­ri­an­ten ge­malt.

Der Nürn­ber­ger Künst­ler Rai­ner Wat­ten­bach nahm sich das be­rühm­te »Selbst­bild­nis Dü­rers im Pelz­rock« vor, das die Münch­ner Pi­na­ko­thek lei­der nicht an das GNM ent­lei­hen konn­te. Wat­ten­bach ließ sich ein Brett aus al­tem Holz in der Grö­ße des Ori­gi­nal­ge­mäl­des an­fer­ti­gen, misch­te die Far­ben für die Grun­die­rung (Ei­tem­pe­ra) in der Art Dü­rers selbst und mal­te das Bild dem Ori­gi­nal ent­spre­chend in La­sur­tech­nik (Eitempera/Öl). Täu­schend ech­te Fäl­schun­gen gibt es auch von der »schö­nen Rö­me­rin« von Mo­di­glia­ni und dem Por­trait ei­nes Mäd­chens von Re­noir.

Gerd Bauer fälscht Merian

Gerd Bau­er fälscht Me­ri­an

Zwei gro­ße Im­pres­sio­ni­sten wur­den ex­tra für die Ga­le­ri­stin per­fekt ge­fälscht. Au­gu­ste Re­noirs »Früh­stück der Ru­de­rer« und Al­fred Sis­leys »Über­schwem­mung in Port Mar­ly« hin­gen bis­lang nur als Kunst­druck in ih­rem Haus. Der auch we­gen sei­ner po­li­ti­schen State­ments be­kann­te Künst­ler Ge­or­ge Grosz mal­te 1917 »Me­tro­po­lis«, das man jetzt in ei­ner fast iden­ti­schen Fas­sung von An­ton At­zen­ho­fer in der Aus­stel­lung be­wun­dern kann.

Aria­ne Her­pich mal­te die Ehe­frau von Hen­ri Ma­tis­se, der Vor­la­ge aus dem Jahr 1907 un­glaub­lich ähn­lich und der wirk­li­chen Ma­dame Ma­tis­se wie aus dem Ge­sicht ge­schnit­ten. Der Ber­li­ner Ste­fan At­zen­ho­fer ist auch als Co­mic­zeich­ner be­kannt und hat zum ei­nen zwei Pi­cas­sos ge­fälscht, zum an­de­ren die Mo­na Li­sa in sei­nem ganz per­sön­li­chen Stil ab­ge­wan­delt. Die Da­me pfeift auf den über­trie­be­nen Rum­mel um ih­re Per­son und raucht erst mal ei­ne gu­te Zi­gar­re.

Mit dem Rie­sen­thea­ter um Mo­na Li­sas Lä­cheln kann der Für­ther Künst­ler Axel Voss gar nichts an­fan­gen. Er steu­er­te ein »Durch­fahrt Ver­bo­ten-Schild« mit den Um­ris­sen der be­rühm­ten Da­me bei.

Gisa Gudden fälscht Renoir

Gi­sa Gud­den fälscht Re­noir

Zi­gar­ren sind ein Bei­werk des be­kann­ten Pop­art-Künst­lers Mel Ra­mos, der durch sei­ne se­xy Pin-Up-Girls als Teil von Wer­be­ar­ran­ge­ments in den USA der 1960er Jah­re be­kannt und bei Fe­mi­ni­stin­nen be­rüch­tigt war und des­sen Druck­gra­fi­ken jetzt mit Tu­sche und Aqua­rell end­lich auch ge­malt wur­den. Ein Selbst­por­trait von Fri­da Kahlo wur­de von der aus Pe­ru stam­men­den Ma­le­rin Ma­ria­gra­zia Hu­a­man va­ri­iert. Ket­ten und Ohr­rin­ge der schö­nen me­xi­ka­ni­schen Künst­le­rin fälsch­te die Nürn­ber­ger Schmuck­de­si­gne­rin Mo­ni Zi­dak in ih­rer neu­en, far­ben­fro­hen »Fri­da-Kol­lek­ti­on«. Frau Me­ri­ans »blaue Li­lie« gibt es von Ta­nia En­gel­ke per­fekt ko­piert. Gerd Bau­er, der be­kann­te Nürn­ber­ger Car­too­nist ließ Frau Me­ri­an be­reits in der blau­en Nacht auf un­se­rer Nürn­ber­ger Burg als Co­mic­fi­gur auf­tau­chen. In ähn­li­chem Stil sind auch die Blu­men­bil­der der Ma­le­rin ver­än­dert, eben­so wie der Glo­bus von Be­ha­im.

Raoul Dufy mal­te 1926 die En­gels­bucht in Niz­za. Die Ko­pie von Uschi Neu­wert er­scheint auf den er­sten Blick ge­nau­so ro­man­tisch und wur­de in den­sel­ben fri­schen, son­ni­gen Far­ben ge­malt. Wenn man das Bild mit sei­ner Vor­la­ge ver­gleicht, fällt aber auf, dass die Sze­ne um ei­ni­ge Se­gel­jach­ten er­gänzt wur­de, die es zu Duf­ys Zeit noch nicht gab, die aber heu­te vie­le Buch­ten rund um Niz­za be­völ­kern.

Lydia Schuster fälscht Ottmar Hörl

Ly­dia Schu­ster fälscht Ott­mar Hörl

Su­san­ne Schattmann fälsch­te nur schein­bar ganz ex­akt ein Frau­en­por­trait von Jean-Au­gu­ste-Do­mi­ni­que In­gres. Der sehr fei­ne Mal­strich des Ori­gi­nals er­scheint per­fekt ko­piert, nur hat die schicke »Ma­dame Ri­vie­re« an­statt ei­ner Pelz­sto­la den Hals ei­nes Schwa­nes um sich ge­wickelt, ei­ne klei­ne An­leh­nung an »Le­da und den Schwan«. Chri­stoph Haupt fälsch­te kein Ge­mäl­de, son­dern ein Fo­to von Au­gust San­der, das drei jun­ge Bau­ern auf dem Weg zum Tanz­abend zeigt. Aus ei­nem, im Ori­gi­nal sehr klei­nen, Fo­to­ab­zug wur­de ein 122 x 112 cm gro­ßes Öl­ge­mäl­de. Kon­rad Klapheck gilt als ty­pi­scher Ver­tre­ter der Nach­kriegs-Avant­gar­de in Deutsch­land und wur­de durch sei­ne neo­rea­li­sti­schen Ge­mäl­de von In­du­strie­ge­rä­ten wie z. B. auch Re­chen- und Schreib­ma­schi­nen be­kannt, die der Mar­bur­ger Künst­ler Ste­fan S. Schmidt frei aber in ähn­li­chem Stil auf die Lein­wand brach­te.

Mariagrazia Huaman fälscht Frida Kahlo

Ma­ria­gra­zia Hu­a­man fälscht Fri­da Kahlo

Selbst­ver­ständ­lich sind auch Künst­ler der Ge­gen­wart schon so be­kannt, dass man ei­ne Hom­mage an ihr Werk prä­sen­tie­ren kann. Ott­mar Hörl be­gann mit dem Dü­rer-Ha­sen; mitt­ler­wei­le gibt es aber vom Gar­ten­zwerg über Erd­männ­chen, Krö­ten oder den Kopf Pi­cas­sos kaum ein Le­be­we­sen, das er nicht in far­bi­gem Kunst­stoff ver­ewigt hät­te. Aus ir­gend­ei­nem Grund hat der Künst­ler noch nicht an die Kunst­käu­fer von mor­gen ge­dacht. Um auch Kunst für den ganz jun­gen Nach­wuchs zu bie­ten, zei­gen wir fal­sche »Hörl-Ba­de­en­ten« zum Plan­schen. Die Kunst­form des »Ob­jet Trou­vé« (franz. für »ge­fun­de­ner Ge­gen­stand«) wur­de auch für die fal­schen »Hörl-Krä­hen zur Tau­ben­ab­wehr« an­ge­wandt.

Ein be­son­ders ori­gi­nel­les High­light der Aus­stel­lung sind zehn Fäl­schun­gen von Mar­tin Graf. Der Ham­bur­ger Künst­ler druck­te als Lin­ol­schnitt (in ver­lo­re­ner Form) mit Öl­far­ben Mei­ster­wer­ke ganz ver­schie­de­ner Stil­rich­tun­gen. Der be­son­de­re Witz ent­steht da­durch, dass die Wer­ke – wie durch den Tür­spi­on be­trach­tet – dar­ge­stellt wer­den, was sie lu­stig ver­zerrt. Die Qua­dra­te Mon­dri­ans wer­den sanft ge­run­det, die Ve­nus von Bo­ti­cel­li ist in der Tail­le et­was stär­ker. Gia­co­mett­is »Schrei­ten­der« hat end­lich ei­ne ge­sun­de Fi­gur, ge­nau wie Pop­ey­es Lieb­ste Oli­via. Die Ma­ya von Go­ya wird durch Grafs Tür­spi­on be­trach­tet zum ech­ten Bu­sen­wun­der...

Martin Graf fälscht Mondrian

Mar­tin Graf fälscht Mon­dri­an

Er­freu­lich sind auch die Prei­se in der gro­ßen Aus­stel­lung welt­be­kann­ter Mei­ster­wer­ke; be­reits ab 10 € kann man ei­nen Hörl, für 60 € ei­nen Go­ya, Gia­co­metti, Bot­ti­cel­li er­wer­ben. Das teu­er­ste Werk ko­stet 4.200 € und liegt da­mit na­tür­lich weit ent­fernt von den mitt­ler­wei­le oft un­an­stän­dig ho­hen Prei­sen, die für die Vor­la­gen in Ver­stei­ge­run­gen in New York oder Lon­don er­zielt wer­den.

Über die Dau­er die­ser Aus­stel­lung hin­aus bie­tet die Ga­le­rie noch ein be­son­de­res Ser­vice-An­ge­bot für Be­su­cher, die un­ter den vie­len tol­len Wer­ken trotz­dem nichts pas­sen­des fin­den konn­ten. Su­chen Sie sich un­ter al­len Bil­dern den Mal­stil aus, der Ih­nen am be­sten ge­fällt und las­sen Sie sich Ihr per­sön­li­ches Lieb­lings­werk vom Fäl­scher Ih­rer Wahl ko­pie­ren bzw. ger­ne auch verändern/verbessern!

Susanne Schattmann fälscht Ingres

Su­san­ne Schattmann fälscht In­gres

 
 
Fa­bu­lous Fakes – Fäl­schun­gen be­rühm­ter Mei­ster­wer­ke

Ver­nis­sa­ge:
15. Sep­tem­ber 2012 von 13.00 bis 18.00 Uhr

Aus­stel­lungs­dau­er:
15. Sep­tem­ber bis 4. No­vem­ber 2012
Mitt­woch bis Sonn­tag von 13.00 bis 18.00 Uhr
oder nach te­le­fo­ni­scher Ver­ein­ba­rung

Ga­le­rie At­zen­ho­fer
Weiß­ger­ber­gas­se 17
Wein­markt 10 (ab 2017)
90403 Nürn­berg
Te­le­fon: 0152 – 33 86 80 66
post@galerieatzenhofer.de
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