Reaktion auf Naziaufmarsch und Anschlag: 500 Menschen auf der Strasse
23. Februar 2012 | von Timo Müller | Kategorie: PolitikRund 500 Menschen demonstrierten am Montagabend gegen Neonazis in Fürth. Ausschlaggebend dafür war der Aufmarsch von 80 Neonazis in Fürth am letzten Samstag und der Anschlag auf den Fürther Infoladen Benario.
Ab 18 Uhr sammelten sich AntifaschistInnen aus allen Spektren am Kohlenmarkt. Dort hielt eine Vertreterin der Antifaschistischen Linken Fürth (ALF) und die Sprecherin des Bündnis gegen Rechts in Fürth eine Rede, die nochmals auf die Vorfälle vom Wochenende aufmerksam machten. Die DemonstrationsteilnehmerInnen hatten für die kurzfristig angemeldete Demonstration noch extra Flugblätter gedruckt und diese an PassantInnen verteilt.
Die Demonstration zog mit Sprechchören wie »Alerta Antifascista«, »Nazis Raus« und »Siamo tutti antifascisti« vom Kohlenmarkt, über den grünen Markt, durch die Gustavstrasse wieder vorbei am Kohlenmarkt durch die Fürther Fußgängerzone und die Königswarterstraße bis zum Infoladen Benario in der Nürnbergerstraße 82. Die DemonstrantInnen machten durch einige Silvesterraketen und sog. Bengalos auf sich aufmerksam. Etliche BürgerInnen schlossen sich dem Demonstrationszug an.
Für viel Gesprächsstoff unter den TeilnehmerInnen sorgte der Naziaufmarsch am Samstag, welcher durch eine Eilanmeldung von einem Nürnberger Neonazi angemeldet worden war. Dieser teilte in der Nacht vor dem geplanten Aufmarsch der Fürther Polizei mit, dass er eine Demonstration anmelden möchte. Laut dem bayerischen Versammlungsgesetz ist dies auch rechtens. Allerdings nur, wenn ein Grund vorliegt, der eine Eilanmeldung rechtfertigt. Demonstriert haben die Nazis »gegen linke Gewalt«. Bezogen haben sie sich dabei auf die »linke Gewalt« in Dresden. Dort wird seit 4 Jahren versucht, den ehemals größte Neonaziaufmarsch am Wochenende nach dem 13. Februar zu verhindern. In den letzten Jahren kam es zu etlichen Blockaden den Naziaufmarsches, an dem sich neben knapp 20.000 AntifaschistInnen auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse beteiligte. Dieses Jahr haben die Nazis ihre Anmeldung für den 18. Februar zurückgezogen. Ein Erfolg für alle NazigegnerInnen.
Dass am 18.02. keine rechte Demonstration in Dresden stattfindet, war schon Anfang Januar klar. Die ALF und OB Jung kritisieren die Entscheidung der Polizei und des Ordnungsamtes. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wer juristisch im Recht ist.
Unterdessen ruft das Fürther Bündnis gegen Rechts (BgR) am Freitag, den 24.02.2012 zu einer Kundgebung gegen rechte Gewalt auf. Beginn ist um 19 Uhr am Platz der Opfer des Faschismus (U‑Bahn Haltestelle Jakobinenstrasse). Dort sollen StadträtInnen aus allen Parteien, die ALF und das BgR sprechen. Danach wird es im Infoladen Benario (2 Gehminuten von der Kundgebung entfernt) eine Solidaritäts-Volksküche für die Betroffenen rechter Gewalt geben.
Anmerkung: Die Gesichter der DemonstrantInnen wurden auf ihren Wunsch auf dem Foto unkenntlich gemacht.
Pressespiegel: »Wieder Protest gegen Neonazis« (FN)
Tradition verpflichtet. Das erste Opfer des staatlich organsierten Völkermordes 1933–45 war ein Bürger unserer Stadt: Rudolf Benario. Seine politische Orientierung spielt dabei keine Rolle. Die Feuerwerkskörper und einzelne Parolen wären zwar meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen, aber der Protestmarsch hat mich insgesamt recht positiv an entsprechende Märsche und Aktionen in den 1970er Jahren erinnert. Ergo: Weiter so, aber nicht über das Ziel hinausschießen!