Ru­dolf-Breit­scheid-Stra­ße: Das Rin­gen um das be­ste Ver­fah­ren

8. Dezember 2011 | von | Kategorie: Häuserkampf

Geht es endlich aufwärts mit der R-B-S? (Foto: Ralph Stenzel)

In den Kom­men­ta­ren un­ter­halb des Vor­gän­ger­ar­ti­kels ver­link­ten wir auf die ak­tu­el­le Pres­se­be­richt­erstat­tung zum um­strit­te­nen Vor­ge­hen auf dem Weg zum all­seits er­sehn­ten neu­en »Ein­kaufs­schwer­punkt« in Fürths gu­ter Stu­be. Als Bei­trag zur ei­ge­nen Mei­nungs­bil­dung ver­öf­fent­li­chen wir nach­fol­gend je ei­nen of­fe­nen Brief des Bau­kunst­bei­ra­tes (BKB) der Stadt Fürth und der Bür­ger­initia­ti­ve »Ei­ne bes­se­re Mit­te für Fürth«. Adres­sa­ten wa­ren je­weils die zu­stän­di­gen Amts­trä­ger der Stadt Fürth, na­ment­lich OB Dr. Tho­mas Jung, Stadt­bau­rat Joa­chim Krau­ße, Wirt­schafts­re­fe­rent Horst Mül­ler so­wie die Frak­tio­nen des Stadt­ra­tes.

BKB Stadt Fürth

 
Of­fe­ner Brief per Mail
5. De­zem­ber 2011

 
Sehr ge­ehr­ter Herr Dr. Jung,

in un­se­rer Stel­lung­nah­me vom 20.11.2011 hat­te sich der BKB ein­stim­mig für ei­nen Wett­be­werb aus­ge­spro­chen. Der BKB ver­tritt ge­schlos­sen die Hal­tung, dass aus­schließ­lich ein al­ter­nie­ren­des Ver­fah­ren im Ver­glei­chen von un­ter­schied­li­chen Lö­sungs­an­sät­zen zu ei­ner best­mög­li­chen Lö­sung füh­ren kann. Der Wett­be­werb ist ein klar for­ma­li­sier­tes Ver­fah­ren, wäh­rend das nun kom­mu­ni­zier­te »Ko­ope­ra­ti­ve Dia­log­ver­fah­ren« kei­ne klar de­fi­nier­ten Re­geln kennt und des­halb auch kein »Ver­fah­ren« ist.

Der Be­griff mag aus der Me­dia­ti­on kom­men und hat wohl viel mit Kom­mu­ni­ka­ti­on, Kon­flikt­ver­mei­dung und Kon­sens­su­che zu tun. Qua­li­täts­vol­le Stadt­pla­nung und Ar­chi­tek­tur ist ne­ben Be­ach­tung al­ler Funk­tio­na­li­tä­ten un­ab­ding­bar mit gei­stig, schöp­fe­ri­scher Lei­stung ver­bun­den und wird im er­sten Schritt nicht durch Spra­che, son­dern nach wie vor durch Bil­der, Zeich­nun­gen und Mo­del­le ver­mit­telt. Um die best­mög­li­che Lö­sung zu fin­den ist ge­ra­de an­fäng­lich das Ver­glei­chen mög­lichst vie­ler krea­ti­ver An­sät­ze er­for­der­lich. Bei der Tä­tig­keit des Ver­glei­chens könn­te si­cher­lich der BKB be­hilf­lich sein, nicht aber bei den krea­ti­ven An­sät­zen selbst.

In der Stadt­rats­dis­kus­si­on vom 23.11.2011 wird un­ter Sach­ver­halt Pkt. 3 von ei­nem »Ent­wurf« des Bü­ros Dun­nett­Cra­ven ge­spro­chen, ob­wohl in der ur­sprüng­li­chen Prä­sen­ta­ti­on des In­ve­stors klar dar­ge­stellt wur­de, dass es sich nicht um ver­bind­li­che Ent­wür­fe son­dern um »Images« han­delt, die ei­nen at­mo­sphä­ri­schen Ein­druck dar­über ver­mit­teln soll­ten, in wel­cher Rich­tung man wei­ter pla­nen möch­te (mit ei­nem Wett­be­werb!). Nun legt man ei­nen »dif­fu­sen Ent­wurf« der Ent­schei­dung für ei­nen Di­rekt­auf­trag an ei­nen Ar­chi­tek­ten zu Grun­de und bit­tet den BKB – nach­dem sich die­ser schon skep­tisch ge­gen das In­ve­sto­ren-Ver­fah­ren ge­äu­ßert hat­te – ein noch dif­fu­se­res, un­de­fi­nier­tes »Dia­log­ver­fah­ren« zu be­glei­ten. Das Pro­jekt der Neu­en Mit­te ist von so ho­hem Stel­len­wert in der Stadt­struk­tur, dass es nicht im Ge­spräch von BKB und ei­nem ent­wer­fen­den Ar­chi­tek­ten ent­wor­fen wer­den kann.

Die Mit­glie­der des BKBs ste­hen da­für nicht zu Ver­fü­gung.

Ei­ne Re­form des BKBs wird in­tern be­reits seit ei­nem Jahr dis­ku­tiert. Die Un­zu­frie­den­heit der Kol­le­gen mit den Er­geb­nis­sen ih­rer auf­wän­di­gen eh­ren­amt­li­chen Tä­tig­keit re­sul­tiert nicht nur aus der Nicht­be­tei­li­gung beim Pro­jekt der Neu­en Mit­te, son­dern ins­be­son­de­re dar­aus, dass städ­te­bau­lich be­deu­ten­de Pro­jek­te dem BKB zu spät oder gar nicht vor­ge­stellt wer­den und das Vo­tum des BKB sel­ten ei­nen Nie­der­schlag in Ent­schei­dun­gen der Po­li­tik fin­det.

Wir bit­ten des­halb nun um Aus­set­zung der Tä­tig­keit des BKBs in Form ei­nes Mo­ra­to­ri­ums, wäh­rend des­sen ge­klärt wird, wel­che kla­ren Kom­pe­ten­zen dem BKB von Sei­ten des Stadt­rats ein­ge­räumt wer­den und wel­che Re­le­vanz die Be­schlüs­se des BKBs in Zu­kunft ha­ben. Da­mit ver­bun­den ist zu klä­ren, wel­che Pro­jek­te im BKB be­han­delt wer­den.

Die Stadt Fürth ver­fügt über ei­ne ein­ma­li­ge, wert­vol­le Stadt­struk­tur, de­ren At­trak­ti­vi­tät durch Sa­nie­rungs­maß­nah­men sicht­bar ge­stei­gert wur­de. Auf der Grund­la­ge ei­nes vor­bild­li­chen Wett­be­werbs­ver­fah­rens hat die Stadt ihr in­ner­städ­ti­sches Ka­ser­nen­ge­län­de bei­spiel­haft ent­wickelt. Die­se Er­fol­ge soll­ten An­trieb sein auch wei­ter­hin den Wert von Bau­kul­tur für die Stadt­ent­wick­lung zu schät­zen und zu för­dern. Die Ar­beit und Wert­schät­zung ei­nes eh­ren­amt­li­chen Bau­kunst­bei­ra­tes muss da­bei selbst­ver­ständ­lich sein und in den Ent­schei­dun­gen von Gre­mi­en ent­spre­chen­de Re­le­vanz und Be­ach­tung fin­den. Ei­ne ver­bes­ser­te Ein­be­zie­hung der Pres­se und In­for­ma­ti­on über im BKB be­han­del­te Pro­jek­te in der Öf­fent­lich­keit se­hen wir als Mög­lich­keit Bau­her­ren und Bau­trä­ger mehr in die Ver­ant­wor­tung zu neh­men. Im­mer­hin prägt je­des Ge­bäu­de auch den öf­fent­li­chen Raum.

Für die Dis­kus­si­on über ei­ne Re­form des BKBs ste­hen Ih­nen BKB-Mit­glie­der, Ver­tre­ter der Ar­chi­tek­ten­kam­mer und Be­rufs­ver­bän­de ger­ne zur Ver­fü­gung. So­lan­ge die­se Re­form, die auch Nie­der­schlag in ei­ner ge­än­der­ten Ge­schäfts­ord­nung des BKBs fin­den muss, nicht ge­klärt ist, ste­hen die der­zei­ti­gen Mit­glie­der nicht zur Ver­fü­gung.

Wir wür­den uns über ein per­sön­li­ches Ge­spräch mit Ih­nen freu­en.

 
Mit freund­li­chen Grü­ßen

Bri­git­te Ses­sel­mann
Stadt­pla­ne­rin und Ar­chi­tek­tin BDA

 
Nürn­berg, den 5. De­zem­ber 2011

BI »Bes­se­re Mit­te für Fürth«

 
Of­fe­ner Brief per Mail
6. De­zem­ber 2011

 
Sehr ge­ehr­ter Herr Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Jung,

der Stadt­rat hat un­se­rer An­sicht nach am 23.11.2011 un­ter Punkt 3 mit knap­per Mehr­heit ei­ner Be­schluss­vor­la­ge zu­ge­stimmt, de­ren kon­kre­ter In­halt un­klar und stark in­ter­pre­tier­fä­hig bleibt.

In der Stel­lung­nah­me der BI vom 27.10.11 zum wei­te­ren Ver­fah­ren nach Ab­schluss des In­ve­sto­ren-Aus­wahl­ver­fah­rens hat sich die BI für ei­nen gut vor­be­rei­te­ten Wett­be­werb aus­ge­spro­chen und hier­zu kon­kre­te Wün­sche for­mu­liert. Gleich­zei­tig hat die BI ei­ne mög­li­che Al­ter­na­ti­ve in Form ei­nes ech­ten Work­shop-Ver­fah­rens skiz­ziert. Lei­der wur­de der Vor­schlag, ge­naue­re In­for­ma­tio­nen über das Ver­fah­ren in Wit­ten­berg, ein­zu­ho­len, nicht auf­ge­grif­fen. Nach un­se­rem jet­zi­gen Kennt­nis­stand und nach dem Vor­trag von Herrn Lau­le im Stadt­rat han­delt es sich beim »ko­ope­ra­ti­ven Dia­log­ver­fah­ren« in Wit­ten­berg nicht um ein ech­tes Work­shop-Ver­fah­ren, wie es sich die BI vor­stel­len könn­te.

Da­zu aus un­se­rer Stel­lung­nah­me vom 27.10.2011:

»...Im Fal­le ei­nes Work­shops wie er von MIB in Wit­ten­berg durch­ge­führt wor­den ist, wä­re in­ter­es­sant (evtl. vor Ort) zu er­fra­gen, wie die­ser Work­shop kon­kret rea­li­siert wur­de, wie die Er­fah­run­gen wa­ren und wie die Er­geb­nis­se aus­ge­fal­len sind. Im Wort­sin­ne im­pli­ziert ja ein ‘Work­shop’ ein mehr­tä­gi­ges ‘Werk­statt­tref­fen’ ver­schie­de­ner Pla­ner, die ge­mein­sam oder in Kon­kur­renz, aber mit di­rek­tem Feed­back ei­nes Su­per­vi­sors ver­schie­de­ne Va­ri­an­ten und Ideen für ein Pro­jekt oder Are­al ent­wickeln. Die­ses Vor­ge­hen kä­me dem in der Prä­sen­ta­ti­on des Kon­zep­tes von Herrn Cra­ven ge­äu­ßer­ten Vor­schlag, dass die Ge­schäfts­häu­ser auf der nörd­li­chen RBS auch durch­aus von un­ter­schied­li­chen Ar­chi­tek­ten ent­wickeln wer­den könn­ten, um schon da­durch ei­ne stadt­ver­träg­li­che Maß­stäb­lich­keit zu er­rei­chen, sehr na­he. Die BI glaubt, dass ein in die­ser Rich­tung ge­ar­te­tes ‘Work­shop-Ver­fah­ren’ bei sorg­fäl­ti­ger Aus­wahl der Work­shop-Teil­neh­mer und Lei­tung des Work­shops durch Ja­mes Cra­ven durch­aus po­si­ti­ve Er­geb­nis­se her­vor­bringt…«

Ein sol­ches ech­tes Work­shop­ver­fah­ren wur­de un­se­rer Kennt­nis nach be­reits ei­ni­ge Ma­le – vor­wie­gend mit städ­te­bau­li­cher Auf­ga­ben­stel­lung – er­folg­reich prak­ti­ziert. Für den Ge­stal­tungs­pro­zess im Fal­le des Ein­kaufs­schwer­punk­tes Ru­dolf-Breit­scheid-Stra­ße wä­re dies ein mög­li­ches Ver­fah­ren, das bei rich­ti­ger Vor­be­rei­tung durch­aus Er­folg ver­spre­chend sein könn­te. Die BI fa­vo­ri­siert nach heu­ti­gem Kennt­nis­stand und Be­schluss­la­ge im Stadt­rat ein ech­tes Work­shop-Ver­fah­ren mit kom­pe­ti­ti­vem und gleich­zei­tig ko­ope­ra­ti­vem An­satz.

Die BI spricht sich da­für aus, dass wei­ter­hin ein brei­ter Dia­log in der Stadt­ge­sell­schaft ge­sucht wird. Nach den Vor­stel­lun­gen der BI soll­ten die Ver­tre­ter der Frak­tio­nen im Für­ther Stadt­rat eng in den wei­te­ren Ge­stal­tungs­pro­zess mit ein­be­zo­gen wer­den.

Nach un­se­rer Auf­fas­sung be­steht im Fall des Ein­kaufs­schwer­punk­tes RBS ein ho­her Grad an Über­ein­stim­mung zwi­schen dem, was sich die Für­ther Bür­ger, der In­ve­stor und auch die Fach­leu­te als Er­geb­nis für die Für­ther In­nen­stadt wün­schen. Der Weg dort­hin wird z. Zt. kon­tro­vers dis­ku­tiert, er führt un­se­rer An­sicht nach aber im­mer über Trans­pa­renz und Dia­log.

Die BI steht der Stadt Fürth auch wei­ter­hin als kon­struk­ti­ver Dia­log­part­ner zur Ver­fü­gung.

 
Mit freund­li­chen Grü­ßen

Ma­nue­la Helf­rich
Dr. Tho­mas Heyden
Dr. Chri­sto­fer Horn­stein
Dirk John
Pe­ter Krauss
Ma­ria Lan­ger
Dr. Alex­an­der May­er
Mar­tin Peetz
Kam­ran Sa­li­mi
Ralph Sten­zel
Su­san­ne Zol­ler

 
 
Aus­zug aus der Stel­lung­nah­me der BI vom 27.10.2011 als Nach­trag:

Im Er­geb­nis wünscht sich die BI:

  • ei­ne nach­hal­tig zeit­lo­se Ge­stal­tung im Dia­log mit dem hi­sto­ri­schen Kon­text, al­so un­ter Auf­nah­me stadt­ty­pi­scher Pro­por­tio­nen und Ma­te­ria­li­en
  • In­te­gra­ti­on und Er­halt des denk­mal­ge­schütz­ten hi­sto­ri­schen Saals
  • Auf­wer­tung des öf­fent­li­chen Rau­mes an die­ser Stel­le
  • Ver­mei­dung von hi­sto­ri­sie­ren­der Dis­ney­land- oder Ku­lis­sen­ar­chi­tek­tur
  • Ver­mei­dung mo­der­ni­sti­scher Bau­sün­den von über­schau­ba­rer ge­schmack­li­cher Halb­werts­zeit und ab­seh­bar schwin­den­der ge­sell­schaft­li­cher Ak­zep­tanz
  • ei­nen qua­li­tät­vol­len Er­satz­bau für das Park­ho­tel, in dem durch­aus auch die hi­sto­ri­schen Fas­sa­den­ele­men­te des jet­zi­gen Ge­bäu­des in­te­griert wer­den kön­nen
  • sorg­fäl­ti­ge Ge­stal­tung der »rück­wär­ti­gen« Fas­sa­den in der Most­stra­ße

zu be­glei­ten. Das Pro­jekt der Neu­en Mit­te ist von so ho­hem Stel­len­wert in der Stadt­struk­tur, dass es nicht im Ge­spräch von BKB und ei­nem ent­wer­fen­den Ar­chi­tek­ten ent­wor­fen wer­den kann.

Die Mit­glie­der des BKBs ste­hen da­für nicht zu Ver­fü­gung.

Ei­ne Re­form des BKBs wird in­tern be­reits seit ei­nem Jahr dis­ku­tiert. Die Un­zu­frie­den­heit der Kol­le­gen mit den Er­geb­nis­sen ih­rer auf­wän­di­gen eh­ren­amt­li­chen Tä­tig­keit re­sul­tiert nicht nur aus der Nicht­be­tei­li­gung beim Pro­jekt der Neu­en Mit­te, son­dern ins­be­son­de­re dar­aus, dass städ­te­bau­lich be­deu­ten­de Pro­jek­te dem BKB zu spät oder gar nicht vor­ge­stellt wer­den und das Vo­tum des BKB sel­ten ei­nen Nie­der­schlag in Ent­schei­dun­gen der Po­li­tik fin­det.

Wir bit­ten des­halb nun um Aus­set­zung der Tä­tig­keit des BKBs in Form ei­nes Mo­ra­to­ri­ums, wäh­rend des­sen ge­klärt wird, wel­che kla­ren Kom­pe­ten­zen dem BKB von Sei­ten des Stadt­rats ein­ge­räumt wer­den und wel­che Re­le­vanz die Be­schlüs­se des BKBs in Zu­kunft ha­ben. Da­mit ver­bun­den ist zu klä­ren, wel­che Pro­jek­te im BKB be­han­delt wer­den.

Die Stadt Fürth ver­fügt über ei­ne ein­ma­li­ge, wert­vol­le Stadt­struk­tur, de­ren At­trak­ti­vi­tät durch Sa­nie

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26 Kommentare zu »Ru­dolf-Breit­scheid-Stra­ße: Das Rin­gen um das be­ste Ver­fah­ren«:

  1. Doc Bendit sagt:

    Bau­kunst­bei­rat ? Wer oder was ist das ei­gent­lich ? Ein der Öf­fent­lich­keit voll­kom­men un­be­kann­tes Gre­mi­um das im Stil­len vor sich hin­brü­tet und ab und zu je nach Gu­sto mal ver­bal drauf­haut – für den wei­te­ren Ver­lauf auch nicht ge­ra­de för­der­lich...

  2. War­um ei­gent­lich »Dia­log« und was heißt das ge­nau? Was steht am En­de des Dia­logs und wer ent­schei­det dar­über? Wer sind über­haupt die Dia­log­part­ner?

    Ei­ne Bür­ger­initia­ti­ve spricht mit­nich­ten für »die Be­völ­ke­rung«. Al­so brau­chen wir in Zu­kunft VOR sol­chen wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen öf­fent­li­che In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen, nicht erst da­nach, wenn die Leu­te vor voll­ende­ten Tat­sa­chen ste­hen.

    Da­zu kommt: Für mich ist der An­fang ei­nes je­den Dia­logs die Trans­pa­renz über das »was bis­her ge­schah«. Da geht das Pro­blem in Fürth ja schon los.

    DIALOG kann auch hei­ßen: »Wir re­den mit euch, ma­chen dann aber eh was wir wol­len.« Ech­te BETEILIGUNG wä­re da­her für mich das er­stre­bens­wer­te­re Ziel.

  3. Die BI hat schon sehr früh er­kannt, wie ren­di­te­ori­en­tier­te In­ve­sto­ren die Für­ther In­nen­stadt ver­hun­zen kön­nen, wenn man sie nach ei­ge­nem Gu­sto schal­ten und wal­ten läßt. Des­halb hat sich ja die BI auch aus dem Kreis der in­ter­es­sier­ten und be­sorg­ten Bür­ger­schaft kon­sti­tu­iert! Öf­fent­li­che In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen gab es vie­le, auch sol­che mit hoch­ka­rä­ti­gen Sach­ver­stän­di­gen von au­ßer­halb.

    Ge­sell­schaft­li­che und lo­kal­po­li­ti­sche Teil­ha­be ist aber nicht nur ei­ne Bring­schuld sei­tens der in­vol­vier­ten Stel­len, son­dern auch ei­ne Hol­schuld sei­tens der Be­trof­fe­nen und In­ter­es­sier­ten. Da die BI für al­le Für­the­rIn­nen of­fen stand und steht und ih­re Tref­fen und ihr Wir­ken trans­pa­rent und lücken­los do­ku­men­tiert., spricht sie in­so­fern schon für die Be­völ­ke­rung, zu­min­dest für den Teil, dem das The­ma nicht am Al­ler­wer­te­sten vor­bei­geht. Es steht je­dem und je­der frei, sich dort ak­tiv ein­zu­brin­gen. Wer sich da­für zu scha­de ist, braucht hin­ter­her nicht dar­über zu mau­len, daß er/sie die ei­ge­nen An­sich­ten spä­ter nicht hin­rei­chend re­prä­sen­tiert sieht!

  4. Ich will ja die Ar­beit der BI gar nicht un­ter den Schef­fel stel­len. Ich will nur sa­gen, dass die Grün­dung ei­ner BI und de­ren Ein­be­zie­hung in das Ver­fah­ren ei­ne Not­lö­sung war, um die be­stehen­den Miss­stän­de ein­zu­däm­men. Aber die­ser Weg kei­ne lang­fri­stig zu­frie­den stel­len­de Lö­sung. Grund­sätz­lich soll­ten al­le Bür­ge­rIn­nen be­tei­ligt wer­den, ob sie Lust auf Mit­glied­schaft in der In­itia­ti­ve XY ha­ben, de­ren An­sich­ten tei­len, oder nicht.

    Und das geht nur durch mehr nach­voll­zieh­ba­re In­for­ma­tio­nen. Ich fin­de auch, dass das die BI (im Rah­men der ihr zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel) recht gut macht, es soll­te aber ei­gent­lich nicht ih­re Auf­ga­be sein, son­dern die der Stadt! Frei­lich gab es In­fo­ver­an­stal­tun­gen, aber im Vor­feld wur­de vor al­lem über Be­lang­lo­sig­kei­ten in­for­miert.

  5. Doc Bendit sagt:

    @ Phil­ipp: ..soll­ten al­le Bür­ger be­tei­ligt werden...ja wenns doch kei­nen Schwanz in­ter­es­siert ! Am Be­sten noch mit Ab­stim­mung so wie bei S21, dann kommt ge­nau die Shopping-Mall-Sch....e raus ge­gen die die BI sich so en­ga­giert hat. Dann wä­re die gan­ze An­stren­gung um­sonst ge­we­sen. Sor­ry, aber das ist ziem­lich an der Rea­li­tät vor­bei die BI als Not­lö­sung zu be­zeich­nen. Sei lie­ber dank­bar, dass über­haupt mal je­mand der Stadt auf die Fin­ger klopft, sonst gäbs hier bald Gäns­berg II, III und IV. Da gibts ge­nug die ger­ne noch mehr von dem »al­ten Krem­pel« los hät­ten.

  6. Ich ha­be an die FN ei­nen Le­ser­brief ge­schrie­ben, der am Frei­tag ver­öf­fent­licht wur­de. Da vie­le hier nur noch die On­line-Aus­ga­be der FN le­sen (wo die Le­ser­brie­fe nicht zu fin­den sind), stel­le ich ihn hier mal un­ten ein.

    An­lass war v.a., dass ich in ei­nem vor­he­ri­gen Ar­ti­kel als (wenn auch nicht stimm­be­rech­tig­tes) Mit­glied des Bau­kunst­bei­ra­tes (BKB) ge­nannt wur­de, was auch stimmt. Ich hat­te aber kei­ne In­for­ma­ti­on dar­über, dass ei­ne sol­che Stel­lung­nah­me er­folgt. Ich ge­he zwar schon seit ge­rau­mer Zeit kaum mehr zu den Sit­zun­gen, da ich mich mit mei­nen Stel­lung­nah­men nicht im (Er­geb­nis-) Pro­to­koll wie­der­fin­den konn­te und weil mich die ge­ne­rel­le Nicht­öf­fent­lich­keit des Gre­mi­ums stört. Zu­dem hat mich die Vor­sit­zen­de in ei­ner Sit­zung mit still­schwei­gen­der Zu­stim­mung der rest­li­chen MIt­glie­der doch ernst­haft ge­fragt, was ich ei­gent­lich ge­gen das Ge­bäu­de Lud­wig-Er­hard-Stra­ße 15/17 ein­zu­wen­den ha­be. Wer of­fen­sicht­lich blind durch die Stadt geht, kann doch nicht über die Ge­stal­tung der Stadt ent­schei­den! (mei­ne Mei­nung).

    Das än­dert aber nichts an der Tat­sa­che, dass die­se Of­fe­nen Brie­fe nicht al­len Mit­glie­dern des BKB be­kannt wa­ren, es gab auch kei­ne Ein­la­dung zu Tref­fen oder An­läs­sen, in bzw. bei de­nen die­se Brie­fe ver­fasst wur­den. Ein be­son­de­rer Af­front war na­tür­lich, dass die letz­ten bei­den »Of­fe­nen Brie­fe« des Bau­kunst­bei­ra­tes auch noch in Nürn­berg ver­fasst wur­den, was aber auch in das Bild passt, dass ich vom BKB ha­be: ein El­fen­bein­turm im Or­bit.

    Zum Ver­ständ­nis des Le­ser­brie­fes sei noch vor­aus­ge­schickt, dass nach der ur­sprüng­li­chen Kon­struk­ti­on des Ge­stal­tungs­bei­ra­tes (ent­spre­chend BKB) die Stad­rä­te, die BI und ich selbst nicht stimm­be­rech­tigt ge­we­sen wä­ren. Wenn wir ent­ge­gen der­zei­ti­ger Pra­xis im BKB doch stimm­be­rech­tigt ge­wor­den wä­ren, dann hät­ten die »Ex­per­ten« den­noch die ein­deu­ti­ge Mehr­heit ge­habt, der Rest wä­re al­so nur das Fei­gen­blatt ge­we­sen und hät­te ei­ne Ali­bi­funk­ti­on er­füllt.

    Lan­ger Re­de An­lass, der kur­ze Le­ser­brief.:

    Wenn­gleich nicht stimm­be­rech­tig­tes Mit­glied im Für­ther Bau­kunst­bei­rat, so hat­te ich we­der Kennt­nis von den in Nürn­berg ver­fass­ten Stel­lung­nah­men zum Ge­stal­tungs­bei­rat »Neue Mit­te II«, noch tra­ge ich sie mit. Ich hal­te es für sehr gut, wenn nun im Ge­stal­tungs­bei­rat auch »Nicht-Ex­per­ten« ih­ren Platz fin­den – Men­schen, die ein­fach nur in ei­ner schö­nen Stadt le­ben wol­len. Das »Lei­den an der zeit­ge­nös­si­schen Ar­chi­tek­tur« (Die Welt vom 26. Fe­bru­ar 2011) ist nicht zu­letzt Ex­per­ten­gre­mi­en oh­ne Be­tei­li­gung der Be­völ­ke­rung zu »ver­dan­ken«. Der Er­halt und die Pfle­ge un­se­res ein­ma­li­gen hi­sto­ri­schen Bau­be­stan­des hat in Fürth die »Un­wirt­lich­keit un­se­rer Städ­te« (Alex­an­der Mit­scher­lich) auf­ge­hellt. Das soll so blei­ben, hier­zu müs­sen wir ei­nen Kon­trast um sei­ner selbst wil­len ver­mei­den und dar­in liegt ei­ne Stär­ke des MIB-Kon­zep­tes. Der Ge­stal­tungs­bei­rat muss nun da­für sor­gen, dass die­se Grund­li­nie wei­ter­ent­wickelt und kei­nes­wegs ver­las­sen wird.

  7. Zum vom Stadt­hei­mat­pfle­ger an­ge­spro­che­nen Ge­bäu­de Lud­wig-Er­hard-Stra­ße 15/17 gibt es ei­ne aus­führ­li­che Dis­kus­si­on in mei­nem pri­va­ten Blog.

  8. Von ei­nem Ber­lin-Auf­ent­halt zu­rück­keh­rend, muss­te ich in mei­ner nächt­li­chen FN-Nach­schau ei­ne »Ant­wort« der Bau­kunst­bei­rat (BKB)-Vorsitzenden Ses­sel­mann auf mei­nen obi­gen Le­ser­brief zur Kennt­nis neh­men. Es lohnt sich nicht, die­sen Le­ser­brief für die on­line Le­ser ab­zu­tip­pen. In­halt­lich ist er zum ei­nen Teil falsch, zum an­de­ren dün­kel­haft und ver­sucht zu­dem die gra­vie­ren­den De­fi­zi­te in der Ar­beit des BKB zu ver­tu­schen.

    Frau Ses­sel­mann be­haup­tet fälsch­lich, ich hät­te ei­ne ge­ne­rel­le Bür­ger­be­tei­li­gung im BKB ge­for­dert und schließt dem gön­ner­haf­te Be­leh­run­gen über das an­geb­li­che We­sen des BKB an. Wie man im obi­gen Le­ser­brief un­schwer nach­le­sen kann, ist das nicht der Fall. Ich ha­be ei­ne Bür­ger­be­tei­li­gung im Ge­stal­tungs­bei­rat ge­for­dert, z.B. in Form der Bür­ger­initia­ti­ve. Der BKB kann ger­ne das Raum­schiff im Or­bit blei­ben, und ich will dort eben­falls nicht das Fei­gen­blatt spie­len.

    Dann gibt die Vor­sit­zen­de in ih­rem Le­ser­brief be­kannt, dass der Bau­kunst­bei­rat »je­der­zeit ger­ne für ei­ne of­fe­nen Dis­kurs bei wich­ti­gen Bau­pro­jek­ten« be­reit ist. Viel­sa­gend, dass dies ex­pli­zit fest­ge­stellt wer­den muss. Ob an­de­re in­zwi­schen noch son­der­li­chen Wert auf ei­nen Dis­kurs mit dem BKB le­gen, wird of­fen­ge­las­sen.

    Letzt­lich be­män­gelt Frau Ses­sel­mann mei­ne feh­len­de An­we­sen­heit im Bau­kunst­bei­rat. Die Grün­de hier­für ha­be ich hier wei­ter oben schon an­ge­führt. Ses­sel­mann ver­sucht da­mit da­von ab­zu­len­ken, dass sie oh­ne all­ge­mei­ne Ab­stim­mung den of­fe­nen Brief vom 5.12.2011 ver­fasst hat, mit un­zwei­fel­haft gra­vie­ren­dem In­halt (s.o.). Da­bei wa­ren die BKB-Sit­zun­gen für En­de No­vem­ber und De­zem­ber aus­drück­lich ab­ge­sagt wor­den! Die Ge­schäfts­ord­nung des BKB be­sagt aus­drück­lich, dass zu Sit­zun­gen so­wohl der Stadt­hei­mat­pfle­ger wie auch die Pfle­ge­rin des Stadt­bil­des ein­zu­la­den sind. Bei­de wis­sen nichts von ei­ner Ein­la­dung zur Ab­fas­sung die­ses of­fe­nen Brie­fes. Man stel­le sich vor, der Stadt­rat wür­de so agie­ren.

    Im of­fe­nen Brief vom 5. 12. »bit­tet« der BKB »um Aus­set­zung der Tä­tig­keit des BKBs in Form ei­nes Mo­ra­to­ri­ums«. Ich kann nur emp­feh­len, die­ser Bit­te dan­kend zu ent­spre­chen und das Mo­ra­to­ri­um als ein un­be­fri­ste­tes zu ver­ste­hen.

  9. Schon fast zwei Jah­re alt und doch ak­tu­el­ler denn je ist die zwei­tei­li­ge TV-Re­por­ta­ge »Ein­kaufs­stadt Fürth – quo va­dis?« von Me­di­en PRAXIS e.V., die an den kom­men­den bei­den Sonn­ta­gen er­neut aus­ge­strahlt wer­den wird. Zei­ten und Fre­quen­zen sind der Pro­gramm­vor­schau zu ent­neh­men!

  10. An die­ser Stel­le wird die Dis­kus­si­on nun­mehr ge­schlos­sen und un­ter ei­nem neu­en Ar­ti­kel zum glei­chen The­ma wei­ter­ge­führt.

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