Ein Bei­trag zur »Saal­schlacht«

14. Dezember 2012 | von | Kategorie: Häuserkampf

Festsaal des Parkhotels (Computerrekonstruktion: Dipl.-Ing. Klaus Heller)

Die Bür­ger­ini­ti­ta­ti­ve »Ei­ne bes­se­re Mit­te für Fürth« hat der Stadt Fürth die Mit­wir­kung am für den 15.12.2012 an­ge­setz­ten »Tag der of­fe­nen Tür« im Park-Ho­tel an­ge­bo­ten. Die Ant­wort von Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Jung ist der An­laß zu fol­gen­der Stel­lung­nah­me:

Sehr ge­ehr­ter Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Jung,

in Ih­rer Ant­wort an die BI Bes­se­re Mit­te Fürth, die mir wei­ter­ge­lei­tet wur­de, er­wäh­nen Sie in Zu­sam­men­hang mit dem Fest­saal, dass ich der Stadt zum ak­tu­el­len Ent­wurf des AB Weis&Volkmann gra­tu­liert ha­be.

Mein gro­ßes Lob für den jetzt vor­lie­gen­den Ent­wurf von MIB, den ich kei­nes­falls für nichts­sa­gen­de Al­ler­welts­ar­chi­tek­tur, son­dern ge­ra­de in sei­ner lei­sen Schlicht­heit für äu­ßerst aus­dif­fe­ren­ziert und sehr stadt­ver­träg­lich emp­fin­de, be­zieht sich al­ler­dings aus­schließ­lich auf die Fas­sa­den­ge­stal­tung und das fi­li­gran dar­ge­stell­te Glas­ge­schoß, das hof­fent­lich auch mit gro­ßer Sorg­falt so aus­ge­führt wird.

Die Ein­be­zie­hung des Saa­les in das sehr schö­ne Ge­samt­kon­zept hal­te ich al­ler­dings nach wie vor für wün­schens­wert und tech­nisch rea­li­sier­bar. Wie die BI glau­be auch ich, dass ge­ra­de der sa­nier­te Fest­saal das High­light und das Al­lein­stel­lungs­merk­mal des Ein­kaufs­schwer­punk­tes sein könn­te. Das ist mei­ne fe­ste Über­zeu­gung und dar­auf ha­be ich im­mer, ge­ra­de ge­gen­über MIB, mit Nach­druck hin­ge­wie­sen und ver­sucht, die Ent­schei­der bei MIB da­von zu über­zeu­gen. Ich hat­te den Ein­druck, dass ei­ni­ge bei MIB dem Er­halt des Fest­saa­les durch­aus viel Po­si­ti­ves ab­ge­win­nen kön­nen, aber lei­der hat man dann doch nicht den Mut, den es bräuch­te, um auch oh­ne fest­ste­hen­den Mie­ter vor Bau­be­ginn den Weg in die­se Rich­tung ge­gen al­le be­ra­ten­den Be­den­ken­trä­ger zu ge­hen.

Das Ge­samt­pa­ket von MIB hat im In­ve­sto­ren­aus­wahl-Ver­fah­ren im nach­voll­zieh­ba­ren Punk­te­sy­stem die höch­ste Punkt­zahl er­reicht. Rich­tig ist, dass MIB in Ih­rer Be­wer­bung bzw. Prä­sen­ta­ti­on klar ge­sagt hat, dass sie nicht ver­spre­chen, den Saal zu er­hal­ten! Den­noch hat sich die gro­ße Mehr­heit des Stadt­ra­tes, der Stadt­ge­sell­schaft und auch die BI für MIB aus­ge­spro­chen. Da­her ist es un­rich­tig, wenn von ei­ni­gen in der Dis­kus­si­on ge­sagt wird, MIB hiel­te sich in die­sem Punkt nicht an sei­ne Ver­spre­chun­gen.

Die Si­gna­le, die von Sei­ten der Stadt bzw. Stadt­spit­ze in Rich­tung Saa­ler­halt ka­men, wa­ren und sind bei der Über­zeu­gungs­ar­beit der BI nicht wirk­lich hilf­reich. Im Ge­gen­teil: MIB muß und muß­te auf­grund der aus­ge­sen­de­ten Si­gna­le da­von aus­ge­hen, dass der Stadt nicht am Saa­ler­halt ge­le­gen ist. In die­sem Zu­sam­men­hang hal­te ich das Vor­ha­ben, über ei­ne Saa­le­ge­hung an ei­nem Tag der of­fe­nen Tür der Be­völ­ke­rung zu zei­gen, dass der Saal nicht er­hal­tens­wert ist, für sehr un­glück­lich:

Es gibt ei­ne qua­li­fi­zier­te und gut be­grün­de­te Stel­lung­nah­me der obe­ren Denk­mal­schutz­be­hör­de, des Baye­ri­schen Lan­des­am­tes für Denk­mal­schutz, die nach dem Ab­schla­gen der Me­dal­li­ons in Auf­trag ge­ge­ben wur­de. In die­ser Stel­lung­nah­me wird von höch­ster Stel­le der Sta­tus des Fest­saals als Ein­zel­denk­mal in der Denk­mal­li­ste aus­drück­lich be­stä­tigt. Der »Denk­mal­stadt Fürth« steht es mei­ner Mei­ning nach gut zu Ge­sicht, wenn sie dies so ak­zep­tiert und wür­digt. Statt­des­sen fin­det jetzt ei­ne von der Stadt in­iti­ier­te Be­ge­hung für die Be­völ­ke­rung statt, nach dem Mot­to: »Schaut her, al­les her­un­ter­ge­kom­men, dreckig und ver­baut, kom­plett ab­riß­wür­dig!« Denk­mal­schutz wird im­mer ei­ne lang­fri­sti­ge, auf Nach­hal­tig­keit ge­pol­te und mitt­un­ter recht eli­tä­re Kul­tur­auf­ga­be blei­ben, die nicht ple­bis­zi­tär ent­schie­den wer­den kann. Wür­de man die Be­völ­ke­rung vor ei­ner Sa­nie­rung in denk­mal­ge­schüt­ze Ge­bäu­de, et­wa in die »Mist’n«, den »Gol­de­nen Schwan« oder die Ritz­manns­ho­fer Müh­le füh­ren und ent­schei­den las­sen, ob die­se Ge­bäu­de sa­nie­rungs­wür­dig sind, gä­be es wohl nicht die heu­te bei der Be­völ­ke­rung äu­ßerst at­trak­ti­ve Für­ther Alt­stadt und den vie­len vor­bild­lich sa­nier­ten Ge­bäu­den. Hier reicht die Vor­stel­lungs­kraft der Lai­en nach­voll­zieh­bar nicht aus.

Sinn­vol­ler, ziel­füh­ren­der und v.a. ehr­li­cher wür­de ich es emp­fin­den, wenn der Kon­flikt »Denk­mal­schutz – In­ve­sto­ren­wün­sche« of­fen kom­mu­ni­ziert wür­de und die Stadt klar und deut­lich aus­spricht, dass sie sich in die­sem Kon­flikt auf die Sei­te der In­ve­sto­ren­wün­sche stellt. Das ist in kein­ster Wei­se un­red­lich, im Ge­gen­teil: ei­ne kla­re ehr­li­che Aus­sa­ge, ei­ne der in die­sem sehr häu­fi­gen Kon­flikt mög­li­che Hal­tung und le­gi­ti­me Po­si­ti­on.

Ich wün­sche dem Pro­jekt wei­ter­hin al­les gu­te und bin von sei­nem Er­folg nach wie vor über­zeugt!

Be­ste Grü­ße!

Dr. Chri­sto­fer Horn­stein

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3 Kommentare zu »Ein Bei­trag zur »Saal­schlacht««:

  1. Fo­tos vom ak­tu­el­len Zu­stand von Park-Ho­tel und Fest­saal fin­den sich hier.

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