Stadtbildprägende Leuchte demoliert – der Stadt ist’s egal !
7. Juli 2010 | von »Doc Bendit« | Kategorie: HäuserkampfIn gut einem Dutzend Fürther Büchern ist sie abgebildet: die doppelflammige Straßenleuchte mit dem Kleeblatt in der Mitte. Sie steht seit dem Jahr 1950 an der kleinen Parkanlage nahe der Luisenstraße. Vor gut zwei Jahren wurde die kurz zuvor restaurierte Leuchte ihres Kleeblatts beraubt.
Auf Anfrage bei der für die Straßenbeleuchtung zuständigen infra winkt man ab: die Sache ist bekannt, an einer Wiederherstellung besteht jedoch kein Interesse. Vermutlich befürchtet man eine erneute Beschädigung der filigranen Leuchte, denn die heutige Willy-Brandt-Anlage wird in jüngster Zeit gerne von Jugendlichen als Treffpunkt für Zechgelage genutzt. Wirtschaftlich ist diese Haltung durchaus nachvollziehbar, politisch wäre jedoch mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Die Identität einer Stadt wird nicht nur durch Superlative gebildet, sondern gerade auch durch viele pittoreske Kleinigkeiten. Bleibt zu hoffen, dass hier noch ein Umdenken bei den Verantwortlichen stattfindet oder dass das Kleeblatt eines Tages auf einem Trödelmarkt wieder auftaucht...
Ich verstehe nicht ganz: Auf dem Bild ist doch ein Kleeblatt dran?
ja, das ist auch eine alte Aufnahme.
Wie doch der Alltag blind macht! Obwohl meine Frau und ich um die Ecke in der Luisenstraße wohnen, war uns das fehlende Kleeblatt nicht aufgefallen. Erst der Artikel von »Doc Bendit« öffnete uns die Augen. Da mein fünfzigster Geburtstag ins Haus stand, kam ich auf die Idee, der infra anzubieten, die Kosten für eine Wiederherstellung zu übernehmen. Die zu meiner Geburtstagsfeier eingeladenen Gäste bat ich, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen für das Kleeblatt zu spenden.
Spät, aber gerade noch rechtzeitig vor der Feier erreichte mich ein sehr höfliches Schreiben der infra, in dem mir die Herren Schäfer (Bereichsleiter Netzbau) und Eckl (Abteilungsleiter Netzbau Strom/Straßenbeleuchtung) versicherten, erst durch mein Schreiben auf die »Beschädigung der Mastverzierung« aufmerksam geworden zu sein. Dass die infra eine Wiederherstellung abgelehnt hätte, wie im Artikel der Fürther Freiheit erwähnt, könne »... nicht nachvollzogen werden. Eine derartige Anfrage lag bisher im Hause nicht vor ...«.
Dies nur am Rande. Der Frage, wer nun recht hat, kann und will ich nicht nachgehen. Wichtiger ist mir, dass die infra ihr »Interesse am Erhalt historisch wertvoller Elemente der Straßenbeleuchtung« bekundete und mich Folgendes wissen ließ: »Wir können Ihnen mitteilen, dass wir die erneute Wiederherstellung des Kleeblattes in den nächsten Wochen auf unsere Kosten durchführen werden. Ihr in bester Absicht unterbreitetes Spendenangebot haben wir sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen, die ‘Reparatur’ von Straßenbeleuchtungsmasten fällt jedoch grundsätzlich in unseren Zuständigkeitsbereich, so dass wir erneut die Kosten tragen werden. Für ein finanzielles Engagement gemeinnütziger Art bietet sich Ihnen bestimmt anderweitig Gelegenheit.« So war es! Die großzügigen Spenden meiner Freunde flossen nun dem Stadttheater zu, das damit im Rahmen seiner Stuhlaktion »Aus alt mach neu!« zwei weitere Sessel im Parkett erneuern kann.
Herr Heyden, von meiner Seite herzlichen Dank für ihre Bemühungen! Anscheinend müssen sich halt erst zwei Doktoren auf Augenhöhe unterhalten, um so einer Sache den nötigen Nachdruck zu verleihen.
Pressespiegel: »Kleeblatt leuchtet wieder« (StadtZeitung)