Für­ther spricht bei Hoo­li­gan-Kund­ge­bung in Han­no­ver

16. November 2014 | von | Kategorie: Politik

Rund 3000 Teil­neh­mer rei­sten am Sams­tag zur Kund­ge­bung der selbst­er­nann­ten »Hoo­li­gans ge­gen Sa­la­fi­sten« (Ho­Ge­SA) nach Han­no­ver. Un­ter ih­nen be­fan­den sich et­li­che Neo­na­zis und Rechts­po­pu­li­sten. Als Red­ner trat auch ein Ak­ti­vist aus Fürth auf.

Das bedrohliche Logo der »HoGeSa« (Foto: Screenshot ZEIT Online)

Das be­droh­li­che Lo­go der »Ho­Ge­Sa«
(Fo­to: Screen­shot ZEIT On­line)

»Ich grü­ße euch al­le, Grüß Gott Frei­heits­kämp­fer«, be­gann Ger­not Te­get­mey­er sei­ne Re­de auf dem ehe­ma­li­gen zen­tra­len Bus­bahn­hof in Han­no­ver. Ge­klei­det mit ei­ner schlecht sit­zen­den, Schwarz-Rot-Gold ge­streif­ten Kra­wat­te, ei­nem blau­en Hemd und ei­ner Win­ter­jacke stand Te­get­mey­er auf dem Laut­spre­cher­wa­gen und war sicht­lich ner­vös. Hin­ter ihm hin­gen Trans­pa­ren­te, auf de­nen »Eu­ro­pa ge­gen den Ter­ror des Is­la­mis­mus« steht. Ne­ben dem Schrift­zug sind ver­mumm­te Ge­stal­ten ab­ge­bil­det. Ger­not Te­get­mey­er ist kein Un­be­kann­ter. Der ehe­ma­li­ge Po­li­zist ist »Ge­ne­ral­se­kre­tär« der rechts­po­pu­li­sti­schen Mi­ni­par­tei »Die Frei­heit« (DF). Die­se wird seit 2013 vom Ver­fas­sungs­schutz be­ob­ach­tet.

In Han­no­ver stan­den rund 3000 Hoo­li­gans und Neo­na­zis vor ihm. Vie­le tru­gen trotz des schlech­ten Wet­ters Son­nen­bril­len, hat­ten kahl­ra­sier­te Köp­fe und wa­ren mar­tia­lisch ge­klei­det. Te­get­mey­er rief den – meist männ­li­chen – Teil­neh­mern zu, sie sol­len sich wie deut­sche »Brü­der und Schwe­stern« füh­len. Sie sol­len den­ken »Wer ei­nen von uns an­greift, greift uns al­le an«, und sprach im näch­sten Satz da­von, dass es »noch nicht Zeit zum Kämp­fen« sei, man »noch ru­hig hal­ten« müs­se und trotz­dem »be­reit sein« soll­te. Von wel­chem Kampf der Für­ther re­de­te, er­klär­te er nicht nä­her. Von wem man für den Kampf ler­nen soll­te, stand da­ge­gen fest: von den Geg­nern. Die sind na­tür­lich schnell aus­ge­macht: Schii­ten und Sun­ni­ten, die sich ge­gen­sei­tig um­brin­gen, ge­gen »die Un­gläu­bi­gen« aber zu­sam­men­hal­ten. Dass die­se Be­haup­tung nicht der Wahr­heit ent­spricht, stör­te ge­stern nie­man­den. Dif­fe­ren­zier­te Ana­ly­sen sind bei den An­hän­gern von »Ho­Ge­Sa« nicht sehr ge­fragt. Viel­mehr geht es um ein­fa­che Ant­wor­ten zu kom­ple­xen Fra­gen.

Tegetmeyer als Redner bei einer Kundgebung in München (Foto: Tim Karlson/aida-archiv)

Te­get­mey­er als Red­ner bei ei­ner Kund­ge­bung in Mün­chen (Fo­to: Tim Karl­son/ai­da-ar­chiv)

In sei­ner Re­de wit­ter­te der DF-Ak­ti­vist ei­ne Ver­schwö­rung von Lin­ken, wel­che an­geb­lich die Mei­nun­gen und Me­di­en kon­trol­lie­ren. Der Kampf ge­gen Rechts sei für ihn nichts an­de­res, als die »Zer­stö­rung Deutsch­lands«. Die Men­ge ap­plau­dier­te. Te­get­mey­er rief: »Ahu Ahu Ahu«, den Schlacht­ruf der selbst­er­nann­ten »Hoo­li­gans ge­gen Sa­la­fi­sten«. Te­get­mey­er schien sich wohl zu füh­len, in die­ser Ge­mein­schaft von ge­walt­be­rei­ten Hoo­li­gans und or­ga­ni­sier­ten Neo­na­zis. Als er in die Men­ge frag­te, wer denn in Köln da­bei ge­we­sen sei und vie­le »Hier« rie­fen, ant­wor­te er »phan­ta­stisch«. Es schien, als ha­be er end­lich ein Pu­bli­kum ge­fun­den, wel­ches ihm bei sei­nen rech­ten The­sen zu­ju­belt. Nor­ma­ler­wei­se ist Te­get­mey­er an­de­res ge­wöhnt.

Auf der In­ter­net­sei­te der rechts­po­pu­li­sti­schen Par­tei »Die Frei­heit« gibt sich der 58-jä­hir­ge als »li­be­ral-kon­ser­va­tiv« und möch­te »Po­li­tik für die Mehr­heit des Vol­kes ma­chen«. Ein heh­res Ziel, das sich der ehe­ma­li­ge Staats­die­ner ge­steckt hat. Bis­lang ka­men zu den Kund­ge­bun­gen sei­ner Par­tei meist Ge­gen­de­mon­stran­ten, um die Re­den der Is­lam­fein­de zu über­tö­nen. In Mün­chen ver­such­te die Grup­pie­rung bei den dies­jäh­ri­gen Stadt­rats­wah­len ins Rat­haus ge­wählt zu wer­den und schei­ter­te mit 0,5 Pro­zent. In den letz­ten Jah­ren organ­sier­te »die Frei­heit« über hun­dert Kund­ge­bun­gen in Mün­chen, um ge­gen den Bau ei­ner Mo­schee zu de­mon­strie­ren und Un­ter­schrif­ten zu sam­meln. Te­get­mey­er war meist mit von der Par­tie und fun­gier­te, ne­ben dem ehe­ma­li­gen CSU-Pres­se­spre­cher und DF-Chef Mi­cha­el Stür­zen­ber­ger, oft als Red­ner.

Vie­le der an­ge­rei­sten Hoo­li­gans wa­ren mit dem Ab­lauf der Kund­ge­bung in Han­no­ver schein­bar un­zu­frie­den. Der Ta­ges­zei­tung »taz« ge­gen­über be­ti­tel­te ein Hoo­li­gan die­se als »lang­wei­lig«. Vie­le hat­ten sich wohl ei­nen Ab­lauf wie in Köln er­wünscht, bei dem es zu ge­walt­be­rei­ten Aus­schrei­tun­gen und 44 ver­letz­ten Po­li­zei­be­am­ten kam. Ob Te­get­mey­er auch bei der näch­sten Kund­ge­bung der rech­ten Be­we­gung »Ho­Ge­Sa« spre­chen wird, ist der­zeit nicht be­kannt. Ei­ne of­fi­zi­el­le An­mel­dung ei­ner wei­te­ren Kund­ge­bung liegt bis­lang noch nicht vor. In Han­no­ver be­en­de­te er sei­ne Re­de mit: »Es le­be Deutsch­land. Lang le­be Deutsch­land. Dan­ke, dass ich zu Euch spre­chen durf­te«. Die Men­ge ap­plau­dier­te. Te­get­mey­er war sicht­lich be­gei­stert: »Es ist echt geil hier oben zu ste­hen«.

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3 Kommentare zu »Für­ther spricht bei Hoo­li­gan-Kund­ge­bung in Han­no­ver«:

  1. […] Das nun aus­ge­rech­net Ger­not Te­get­mey­er for­dert, Bil­ler und Ei­sing sol­len sich von Nü­gi­da zu­rück­zie­hen, ver­wun­dert auf den er­sten Blick. Der ehe­ma­li­ge Po­li­zist ist »Ge­ne­ral­se­kre­tär« der rechts­po­pu­li­sti­schen Mi­ni­par­tei »Die Frei­heit«. Die­se wird seit 2013 vom Ver­fas­sungsschutz be­ob­ach­tet. Bei ei­ner Kund­ge­bung der Hoo­li­gan-Grup­pe »Ho­ge­sa« in Han­no­ver sprach Te­get­mey­er vor rund 3000 rech­ten Hoo­li­gans, Neo­na­zis und NPD-Funk­tio­nä­ren, oh­ne dass es ihn stört… […]

  2. […] Ge­schä­dig­te, Ger­not Te­get­mey­er, be­zeich­ne­te sich selbst als Ver­ant­wort­li­cher von Pe­gi­da Nürn­berg und trat als Ei­gen­tü­mer des […]

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