»Je­de Waf­fe fin­det ih­ren Krieg!«

21. April 2014 | von | Kategorie: Politik

An­läss­lich der jähr­lich statt­fin­den­den Oster­kund­ge­bung tra­fen sich rund acht­zig Men­schen an der Für­ther Auf­er­ste­hungs­kir­che, um ein Zei­chen ge­gen Krieg und Mi­li­ta­ris­mus zu set­zen. Die Kund­ge­bungs­red­ner wa­ren sich ei­nig: Es darf kei­nen wei­te­ren Krieg ge­ben, deut­sche Waf­fen sol­len nicht in Kriegs­ge­bie­te ge­lie­fert wer­den. Auch zu ak­tu­el­len The­men wie der Krim-Kri­se wur­de Stel­lung be­zo­gen.

Die Kundgebung im Stadtpark (Foto: Timo Müller)

Die Kund­ge­bung im Stadt­park (Fo­to: Ti­mo Mül­ler)

Rü­stungs­in­du­strie und an­ony­mes Tö­ten

Die Für­the­rin Hei­di Mül­ler or­ga­ni­siert Jahr für Jahr die »Oster­kund­ge­bung« am Hi­ro­shi­ma-Denk­mal na­he der Auf­er­ste­hungs­kir­che. In die­sem Jahr schlos­sen sich rund acht­zig Men­schen dem Auf­ruf von Mül­ler an. Teil­neh­me­rIn­nen brach­ten Fah­nen und Trans­pa­ren­te mit: »Mi­li­ta­ri­sie­rung stop­pen! Bun­des­wehr auf­lö­sen!« stand auf dem Spruch­band der An­ti­fa Fürth, Fah­nen von at­tac, Par­tei­en und der Or­ga­ni­sa­ti­on »Deut­sche Frie­dens­ge­sell­schaft – Ver­ei­nig­te Kriegs­dienst­geg­ne­rIn­nen« weh­ten im Wind, Ak­ti­vi­stIn­nen ver­teil­ten Flug­blät­ter.

»Deutsch­land lie­fert Waf­fen in Re­gio­nen, in de­nen Men­schen­rech­te nicht ge­wahrt wer­den«, sag­te der SPD-Stadt­rat Ru­di Lind­ner in sei­ner Re­de. Deutsch­land steht an drit­ter Stel­le der in­ter­na­tio­na­len Rü­stungs­expor­te und lie­fert da­mit die nö­ti­gen Ge­rät­schaf­ten für Krie­ge, Fol­ter und Un­ter­drückung. Nur die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka und Russ­land ver­kau­fen mehr Waf­fen in al­le Welt und ma­chen mit dem Lei­den an­de­rer Ge­schäf­te. Stadt­rä­tin Bri­git­te Dittrich von den Grü­nen wies dar­auf hin, dass die ex­por­tier­ten Waf­fen Deutsch­lands vor­nehm­lich auch in Süd­deutsch­land her­ge­stellt wer­den. Laut Me­di­en­be­rich­ten lag die Aus­fuhr von Kriegs­waf­fen aus Deutsch­land im Jahr 2012 bei ei­nem Wert von 946 Mil­lio­nen Eu­ro. »Was man mit die­sem Geld al­les Sinn­vol­les ma­chen und wel­ches Leid er­spart wer­den könn­te« blieb ei­ne un­be­ant­wor­te­te Fra­ge Dittrichs.

Dass die Tech­nik fort­wäh­rend wei­ter­ent­wickelt wird und im­mer neue­re Kriegs­waf­fen auf Waf­fen­mes­sen vor­ge­stellt wer­den, ist kein Ge­heim­nis. »Je­der Krieg dient auch der Er­pro­bung neu­er Waf­fen, krank­haf­te Men­schen er­fin­den im­mer wie­der neue­re Tö­tungs­ma­schi­nen«, meint Adi Mei­ster, Vor­sit­zen­der vom Bund für Gei­stes­frei­heit. Ein ma­ka­be­res Pa­ra­de­bei­spiel für die Er­fin­dung neu­er Kriegs­ge­rä­te sind Droh­nen. Die­se un­be­mann­ten Flug­ob­jek­te wer­den zum Bei­spiel von Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen ein­ge­setzt, um ei­ne Ka­ta­stro­phen­si­tua­ti­on bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen. Für mi­li­tä­ri­sche Zwecke die­nen Droh­nen vor al­lem für das so­ge­nann­te »An­ony­me Tö­ten«. Ei­ne Droh­ne, wie sie bei­spiels­wei­se in Af­gha­ni­stan ein­ge­setzt wird, kann aus meh­re­ren Ki­lo­me­tern Ent­fer­nung tö­ten. Un­be­merkt von den Op­fern. Die Droh­nen­pi­lo­ten sit­zen meist hun­der­te Ki­lo­me­ter ent­fernt in ei­ner Mi­li­tär­ba­sis. Auch hier spielt Deutsch­land ei­ne wich­ti­ge Rol­le, wenn auch nur in­di­rekt. Laut Re­cher­chen von Süd­deut­scher Zei­tung, WDR und NDR sol­len auf der US-Ba­sis Ram­stein Droh­nen­ein­sät­ze ana­ly­siert und mit nach­rich­ten­dienst­li­chen Er­kennt­nis­sen ab­ge­gli­chen wer­den. Die Nach­for­schun­gen zei­gen wei­ter auf, dass Steue­rungs­be­feh­le aus Ram­stein di­rekt an Droh­nen ge­sen­det wer­den, die welt­weit im Ein­satz sind. »Die Gro­ße Ko­ali­ti­on rü­stet um und da­mit auf. Das scheint den Mäch­ti­gen nicht zu rei­chen, sie wol­len Droh­nen kau­fen!«, be­rich­tet der Für­ther EU-Par­la­men­ta­ri­er Tho­mas Hän­del (Die Lin­ke).

Die NATO, Ju­go­sla­wi­en und die Krim-Kri­se

Ein Ver­tre­ter der An­ti­fa­schi­sti­schen Lin­ken Fürth (ALF), der na­ment­lich nicht ge­nannt wer­den möch­te, er­in­nert in sei­ner Re­de an den Ju­go­sla­wi­en-Krieg. Am 24. März 1999 be­gann die NATO ei­nen An­griff auf Zie­le in Ju­go­sla­wi­en. Da­durch soll­ten Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen ver­hin­dert wer­den. Der da­ma­li­ge deut­sche Bun­des­kanz­ler Ger­hardt Schrö­der sag­te in ei­ner TV-An­spra­che: »Wir füh­ren kei­nen Krieg, aber wir sind auf­ge­ru­fen, ei­ne fried­li­che Lö­sung im Ko­so­vo auch mit mi­li­tä­ri­schen Mit­teln durch­zu­set­zen«. Die NATO be­grün­de­te ih­re In­ter­ven­ti­on mit dem so­ge­nann­ten »Huf­ei­sen­plan« der ser­bisch-ju­go­sla­wi­schen Re­gie­rung. Die­ser wur­de an­geb­lich zur sy­ste­ma­ti­schen Ver­trei­bung der Ko­so­vo-Al­ba­ne­rIn­nen er­stellt. Die Exi­stenz die­ses Pla­nes ist bis heu­te nicht be­wie­sen. Im Do­ku­men­tar­film »Es be­gann mit ei­ner Lü­ge« (aus­ge­strahlt im WDR) wur­de öf­fent­lich, dass die Be­völ­ke­rung mas­siv ge­täuscht wur­de, um mi­li­tä­ri­sche Ein­grif­fe zu recht­fer­ti­gen. »Die­se Lü­gen müs­sen wir wei­ter ent­tar­nen und auf­decken« mein­te der Red­ner der ALF und füg­te hin­zu: »Krie­ge die­nen nicht der Hu­ma­ni­tät oder Ge­rech­tig­keit, son­dern den In­ter­es­sen des Ka­pi­tals«.

Ak­tu­ell könn­te es im Rah­men der Krim-Kri­se zu ei­ner mi­li­tä­ri­schen In­ter­ven­ti­on des We­stens kom­men. Die Füh­rung in Kiew for­der­te die NATO auf, al­le Me­cha­nis­men zu prü­fen, um die ter­ri­to­ria­le Ein­heit des Lan­des zu schüt­zen. Russ­land und die Ukrai­ne ver­setz­ten ih­re Streit­kräf­te im­mer wie­der in Kampf­be­reit­schaft. Die deut­sche Be­völ­ke­rung ist im Be­zug zur Krim-Kri­se ge­spal­ten. Laut Po­lit­ba­ro­me­ter lehnt die Mehr­heit der Deut­schen Sank­tio­nen ge­gen Russ­land ab. »Den Kon­flikt kann man nur mit Di­plo­ma­tie und Ver­hand­lun­gen lö­sen, nicht mit ei­ner Sank­ti­ons­po­li­tik der EU und vor al­lem nicht oh­ne Russ­land«, mein­te der EU-Ab­ge­ord­ne­te Hän­del.

Heidi Müller und Adi Meister (Foto: Timo Müller)

Hei­di Mül­ler und Adi Mei­ster (Fo­to: Ti­mo Mül­ler)

»Wo bleibt die Ab­rü­stung?«

Die Oster­mär­sche und Kund­ge­bun­gen ha­ben ei­ne lan­ge Tra­di­ti­on in Deutsch­land. Sie wer­den von Frie­dens­ak­ti­vi­stIn­nen, Pa­zi­fi­stIn­nen und An­ti­mi­li­ta­ri­stIn­nen or­ga­ni­siert. Ih­re Ur­sprün­ge ha­ben sie in den 1960er Jah­ren in Deutsch­land und rich­te­ten sich ge­gen Atom­waf­fen und Kriegs­ein­sät­ze. In den 1970er Jah­ren wur­den sie zum Zei­chen ge­gen die NA­TO-Auf­rü­stungs­po­li­tik. Sie fin­den jähr­lich in et­li­chen Städ­ten und Ge­mein­den rund um die Oster­fei­er­ta­ge statt. »Ich bin stolz, dass mit Her­mann Kraus ein ehe­ma­li­ger Vor­sit­zen­der des Bun­des für Gei­stes­frei­heit, zu den Mit­in­itia­to­ren der er­sten frän­ki­schen Oster­mär­sche zählt«, sag­te Adi Mei­ster stolz. In Nürn­berg und Fürth ver­sam­meln sich jähr­lich hun­der­te Men­schen zu den Oster­mär­schen und Kund­ge­bun­gen. In Nürn­berg wa­ren es laut Teil­neh­men­den rund tau­send Oster­mar­schie­re­rIn­nen. Ei­ne Fra­ge stell­te sich Mei­ster zum Schluss dann noch: »Je­des Jahr ge­hen tau­sen­de Men­schen zu den Oster­mär­schen. Wo bleibt die Ab­rü­stung, die wir uns al­le wün­schen?«

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