»Neue Mitte«: Was Fürth von Brüssel lernen kann
11. Dezember 2012 | von Armin Stingl | Kategorie: HäuserkampfFür Einkaufscenter gilt leider nicht, was für manche Bank gilt: Too big to fail. Daß Großstrukturen ganz schnell kollabieren können, ist heute an der Tagesordnung. Man braucht da als Stadt noch nicht mal besonders vom Pech verfolgt sein. Warum sollte es MIB in fünf, zehn Jahren nicht genauso ergehen wie den Investoren von Marktkauf und City Center? Wie wird der Leerstand wohl so einem windigen Industriebau zu Gesicht stehen?
Kein weiteres Experiment rechtfertigt den Abriß eines altehrwürdigen, stadtbildprägendes Gebäudes. Trotz der Diskreditierung des alten »Hotel National« durch Stadtbaurat Krauße (»im jetzigen Zustand architektonisch wertlos«), verbirgt sich unter dem Putz eine höchstwahrscheinlich hervorragend konservierte Sandsteinfassade (die Stadt weigert sich leider, den Zustand zu prüfen, trotz der wenigen hundert Euro, die es kosten würde). Ein derart solide gebautes Haus, das sogar einen Bombenabwurf überlebt hat, wird es an dieser Stelle nie wieder geben! Immerhin, bei der letzten öffentlichen Planerörterung im Technischen Rathaus konnte Krauße sich die Rekonstruktion der Fassade vorstellen. Hat er gesagt! Wie er es gemeint hat? Keine Ahnung.
In Brüssel ist man endlich dazu übergegangen, alte Fassaden zu erhalten, auch wenn diese oft weitaus weniger nobel aussehen als die des Park Hotels. Überall sieht man gigantische Stützgerüste, an die von hinten neue Häuser geklebt werden. Wenigstens soviel ist den Brüsselern ist ihre Stadt inzwischen wert. Sie hat in der Vergangenheit allzu große modernistische Architektur-Verwüstungen erleiden müssen.
Den hiesigen Entscheidungsträgern hat Fürth wohl immer noch nicht genug an Substanz verloren. Weltkulturerbe-Ambitionen sind bei so einer Einstellung geradezu lachhaft.
So, so!
Ein paar hundert Euro soll die Voruntersuchung nach der Suche des denkmalwürdigen Natursteins kosten. Für diesen Betrag lassen sich sicher ein paar Brocken Putz abschlagen. Einer denkmalgerechten Sache wird hier im wahrsten Sinne des Wortes, wohl keine Rechnung getragen.
Nicht, daß ich was gegen Baudenkmale habe – ganz im Gegenteil; aber in Fürth muss es eben Historismus oder 08/15 sein. Die Auseinandersetzung des Bürgers mit Architektur, lässt sich nicht nur in Franken an jeder Einfamilienhaus Siedlung ablesen – so was lese ich ungern.
Eine mutige Architektur, z.B. ein Glasturm in den Fragmenten der historischen Sandsteinfassade wäre in Fürth schwerlich auf Akzeptanz gestossen; in Brüssel ist man ja schon aus Gründen der dort ansässigen europäischen Institutionen wohl etwas kosmopolitischer...
Aber es muss nicht immer Brüssel sein – auch in unserer Freistaatshaupstadt und anderen Städten wird so etwas praktiziert...
Denkmalpflege provoziert; und innerhalb dieser Wissenschaft ist man sich nicht im Entferntesten einig, wie Denkmalpflege auszusehen hat. Warum sollte es in Fürth anders sein?
hallo Oststadtwolfi,
könntest du deinen Kommentar nochmal erklären? Ich habe keine Ahnung was du damit sagen willst...
Pressespiegel: »Park-Hotel: MIB hält an Neubauplänen fest« (FN)
Pressespiegel: »Streit um Ästhetik in der Denkmalstadt Fürth« (FN)
Pressespiegel: »Die Zeit der Instandbesetzer« (FN)
Pressespiegel: »Architekt: Nicht immer gleich abreißen« (FN)
Pressespiegel: »Jugendstil-Biennale – Nur das stilechte Klo fehlt noch« (ZEIT ONLINE)
Pressespiegel: »Wohnen in Hamburg – Vom Betongold der Nazis« (FN)