Ein Fla­neur

6. Juli 2012 | von | Kategorie: Kultur

Ei­ge­ne Wer­ke hat er nicht hin­ter­las­sen, aber an Plä­nen und Ideen fehl­te es dem ehe­ma­li­gen Stu­den­ten der Thea­ter­wis­sen­schaft nicht. Li­te­ra­risch un­ge­mein in­ter­es­siert, hat sich der Für­ther an man­chem ver­sucht: hier ei­ne Le­sung in klei­nem Kreis, Ge­dich­te, ei­ni­ge Film­kri­ti­ken, dort Ka­me­ra­dien­ste bei Auf­trit­ten be­freun­de­ter Mu­si­ker, auch Thea­ter­ar­beit bei Mar­kus Non­dorf, der ihm die Rol­le des Cle­men­ti in »Hei­li­ge Kü­he« gab. Ver­schie­dent­lich auch als Ex­pe­ri­men­tal­sän­ger zu hö­ren, war doch der Film sei­ne gröss­te Lei­den­schaft. Le­gen­där sei­ne Pla­nun­gen zur ei­ge­nen Re­gie­ar­beit. Ein Film, der nie ge­dreht wur­de.

Und als er in Can­nes ein In­ter­view mit sei­nem Idol Wim Wen­ders ge­führt hat, be­kam der doch glatt die Gol­de­ne Pal­me. Hoff­nun­gen, über Wen­ders zum Film zu kom­men, ha­ben sich, wie vie­les an­de­re, nicht er­füllt. Das Ste­ti­ge war ihm wohl nicht ge­ge­ben.

Ein­mal hat er sich ei­ne Aus­stel­lung ei­ge­ner Pho­tos ab­ge­run­gen. Wahn­haft die Idee, ei­nen brach­lie­gen­den Film­pa­last zu über­neh­men. Er­öff­nen woll­te er mit ei­ner Aus­wahl von Staud­te-Fil­men. Es blieb letzt­lich bei Ver­su­chen und Plä­nen.

Ein Fla­neur in der Kul­tur­sze­ne sei­ner Hei­mat­stadt – die­se Be­zeich­nung hät­te ihm si­cher ge­fal­len. Als er vor et­li­chen Jah­ren in ei­nem Pulk von Für­ther Freaks nach durch­zech­ter Nacht spon­tan nach Mar­seil­le ge­lang­te, ging er dort in ei­nem Ki­no ein­fach ver­lo­ren. Man fuhr oh­ne ihn wei­ter. Viel­leicht lief ge­ra­de »Ali­ce in den Städ­ten«.

Diet­mar Scholz 1956 – 2012

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