Kurz­fri­sti­ge Maß­nah­men bis zur grund­le­gen­den Sa­nie­rung der Wil­ly-Brandt-An­la­ge

28. Juli 2016 | von | Kategorie: Politik

Das Sor­gen­kind im Für­ther Stadt­bild, die Wil­ly-Brandt-An­la­ge, muss um­ge­stal­tet wer­den, um den al­ten Baum­be­stand und die Grün­an­la­ge zu ret­ten. Dar­über herrscht brei­ter Kon­sens. Die ehe­ma­li­ge Ei­sen­bahn­tras­se könn­te mit den pracht­vol­len Sand­stein­fas­sa­den auf bei­den Sei­ten der Grün­an­la­ge ein ech­tes Schmuck­stück sein. Dass sie es wie­der wer­den soll, dar­über sind sich eben­falls al­le ei­nig – aber auch dar­über, dass dies noch ein paar Jah­re dau­ern wird.

Schmuckstück Königswarterstraße (Foto: Susanne Krebs)

Schmuck­stück Kö­nigs­war­terstra­ße
(Fo­to: Su­san­ne Krebs)

Da ei­ne grund­le­gen­de Sa­nie­rung nur durch den Weg­fall von Park­plät­zen mög­lich ist, muss vor­her die lang er­sehn­te Quar­tiers­ga­ra­ge in der Geb­hardt­stra­ße ge­baut wer­den. Bis zur Fer­tig­stel­lung des Park­hau­ses und der an­schlie­ßen­den Um­set­zung des Sa­nie­rungs­kon­zepts für die Wil­ly-Brandt-An­la­ge kön­nen gut und ger­ne fünf Jah­re ins Land zie­hen. Zu lan­ge für die ge­schun­de­ne Grün­an­la­ge. Zwi­schen den Bäu­men, di­rekt auf den Baum­wur­zeln, par­ken Au­tos und ge­fähr­den so den Fort­be­stand der Bäu­me. Die Ra­sen­flä­chen wer­den durch im­mer brei­ter wer­den­de »Tram­pel­pfa­de« von Fuß­gän­ger- und Radfahrer*innen zu­rück­ge­drängt, die Grün­an­la­ge wird im­mer wei­ter zer­stört. Bis zur um­fas­sen­den Um­ge­stal­tung des gan­zen Be­reichs muss drin­gend ei­ne Zwi­schen­lö­sung ge­fun­den wer­den.

Lang­fri­stig muss die Wil­ly-Brandt-An­la­ge in ei­nem Ge­samt­kon­zept mit den an­gren­zen­den Stra­ßen Horn­schuch-Pro­me­na­de, Ru­dolf-Breit­scheid-Stra­ße und Kö­nigs­war­terstra­ße sa­niert wer­den. Die di­rekt an die Baum­al­leen gren­zen­den Park­rei­hen sol­len weg­fal­len, um den Wur­zeln wie­der Luft zu ge­ben. Der Stra­ßen­be­lag in die­sen Be­rei­chen wird ent­fernt, die frei ge­wor­de­nen Flä­chen wer­den wie­der in die Grün­an­la­ge ein­be­zo­gen. »Nach die­ser Ent­sie­ge­lung und Be­grü­nung – und nur dann – kön­nen wir uns vor­stel­len, wei­te­re Flä­chen im In­ne­ren der Grün­an­la­ge für be­fe­stig­te We­ge zu ver­sie­geln. Die Flä­chen­bi­lanz muss aus­ge­gli­chen sein«, so die GRÜ­NEN-Stadt­rats­frak­ti­on.

Ei­ne Über­gangs­lö­sung in Form ei­ner Be­fe­sti­gung des Tram­pel­pfa­des zum jet­zi­gen Zeit­punkt, wie es bei­spiels­wei­se der Se­nio­ren­rat vor­ge­schla­gen hat, hal­ten wir nicht für sinn­voll, da da­durch zu­sätz­li­che Flä­chen ver­sie­gelt wer­den. Au­ßer­dem steht noch gar nicht fest, wie der Weg durch die An­la­ge letzt­end­lich aus­se­hen soll. Hier wür­den durch ei­ne vor­schnel­le Asphal­tie­rung Fak­ten ge­schaf­fen, ob­wohl es im Rah­men des Sa­nie­rungs­kon­zepts durch­aus ver­schie­de­ne Lö­sungs­an­sät­ze gibt. Auch der be­reits be­stehen­de Weg im Be­reich zwi­schen Lui­sen­stra­ße und Ja­ko­bi­nen­stra­ße muss bei der Um­ge­stal­tung mit ein­be­zo­gen wer­den, da die­ser sehr über­la­stet ist und sich ne­ben dem Weg be­reits wei­te­re »Tram­pel­pfa­de« bil­den.

Kurz­fri­stig müs­sen Maß­nah­men um­ge­setzt wer­den, die Ver­bes­se­run­gen für Fuß­gän­ger- und Radfahrer*innen auf den be­stehen­den Geh­we­gen und Stra­ßen brin­gen, da­mit die­se wie­der ver­stärkt ge­nutzt wer­den, kein Aus­wei­chen in die Grün­an­la­ge er­folgt und sich die Ra­sen­flä­chen wie­der er­ho­len kön­nen.

An der Lui­sen­stra­ße und der Kir­chen­stra­ße soll­ten deut­li­che Weg­wei­ser für Fuß­gän­ger- und Radfahrer*innen an­ge­bracht wer­den. Zu­dem soll­te als wei­te­re Maß­nah­me die Rich­tung der Ein­bahn­stra­ßen zwi­schen Ga­bels­ber­ger Stra­ße und Lui­sen­stra­ße um­ge­kehrt wer­den, um so zu er­rei­chen, dass die Radfahrer*innen nicht mehr »über Kreuz« fah­ren müs­sen. Da auf den Stra­ßen kein Durch­gangs­ver­kehr statt­fin­det und Tem­po 30 gilt, sind die Stra­ßen schon heu­te für Radfahrer*innen gut be­fahr­bar. Um die Si­tua­ti­on wei­ter zu ver­bes­sern, soll­ten die­se bei­den Stra­ßen (Ru­dolf-Breit­scheid-Str. bzw. Kö­nigs­war­terstra­ße) als Fahr­rad­stra­ßen aus­ge­wie­sen wer­den, ana­log zur Lud­wig­stra­ße am Süd­aus­gang des Haupt­bahn­hofs. Die Radfahrer*innen könn­ten so­mit in Zu­kunft kom­for­ta­bler und si­che­rer auf den Stra­ßen fah­ren und müss­ten nicht mehr den un­be­fe­stig­ten und schlam­mi­gen »Tram­pel­pfad« in der Grün­an­la­ge nut­zen.

Baumschäden an der Willy-Brandt-Anlage (Foto: Susanne Krebs)

Baum­schä­den an der Wil­ly-Brandt-An­la­ge (Fo­to: Su­san­ne Krebs)

Für Fußgänger*innen sind an bei­den Stra­ßen Geh­we­ge vor­han­den. Die­se kann man mit ein­fa­chen Mit­teln fuß­gän­ger­freund­li­cher ge­stal­ten: Die Schil­der, die ak­tu­ell als Hin­der­nis­se im Geh­weg ste­hen, wer­den ent­fernt und an die Häu­ser­front ge­rückt. Im Mo­ment wer­den die Schil­der zu­dem zum An­schlie­ßen und Ab­stel­len von Fahr­rä­dern ge­nutzt, was zu wei­te­ren Ein­schrän­kun­gen für Fußgänger*innen führt. Da­her un­ser Vor­schlag: Auf ei­nem Park­platz vor dem Ärz­te­haus und der Apo­the­ke wer­den Fahr­rad­stän­der in­stal­liert, die Fahr­rä­der ver­en­gen so­mit künf­tig nicht mehr den Geh­weg.

Die­se Maß­nah­men scho­nen die Grün­an­la­ge, da die Nut­zung der an­gren­zen­den Geh­we­ge und Stra­ßen für Fuß­gän­ger- und Fahrradfahrer*innen wie­der at­trak­ti­ver wird. Der »Ver­kehr« auf der Grün­an­la­ge soll da­durch ver­rin­gert wer­den und die­se da­mit bis zur Fer­tig­stel­lung des Park­hau­ses und der end­gül­ti­gen Um­ge­stal­tung ge­schont wer­den. Die Maß­nah­men sind ein­fach und sehr kurz­fri­stig um­setz­bar, die Ko­sten ge­ring und ab­so­lut über­schau­bar.

Bei ei­ner Ver­an­stal­tung der An­woh­ner­initia­ti­ve wur­den kürz­lich die­se ver­schie­de­nen Op­tio­nen dis­ku­tiert. Gro­ßer Un­mut herrsch­te dar­über, dass der Bau der Quar­tiers­ga­ra­ge und die Auf­wer­tung der Wil­ly-Brandt-An­la­ge so lan­ge auf sich war­ten las­sen. Der Haupt­grund ist schnell um­ris­sen: Es fehlt das Geld. Die Stadt­spit­ze und die bei­den gro­ßen Frak­tio­nen ha­ben sich bei di­ver­sen Ge­le­gen­hei­ten un­klug ver­hal­ten und so feh­len nun Mil­lio­nen­be­trä­ge im Topf für den Bau des Park­hau­ses. Dies wird sich wohl in der Hö­he der Stell­platz­mie­te in der Quar­tiers­ga­ra­ge nie­der­schla­gen, ir­gend­wie muss das Park­haus schließ­lich fi­nan­ziert wer­den. Und da die­se fa­ta­len po­li­ti­schen Fehl­ent­schei­dun­gen die ver­füg­ba­ren Fi­nanz­mit­tel im Topf re­du­ziert ha­ben, müs­sen die In­ve­sti­ti­ons­ko­sten ver­stärkt über die Nutzer*innen des Park­hau­ses ein­ge­nom­men wer­den. Denn die In­ve­sti­ti­ons­ko­sten für die Quar­tiers­ga­ra­ge kön­nen nicht aus dem Stadt­haus­halt oder aus Steu­er­gel­dern er­fol­gen, son­dern aus der zweck­ge­bun­de­nen Stell­platz­ab­lö­se. Der Rest muss über die Park­ge­büh­ren re­fi­nan­ziert wer­den.

Wie kam es zu die­ser pre­kä­ren Si­tua­ti­on?

• Stell­platz­ab­lö­se Neue Mit­te: Die Ver­än­de­rung im Schlüs­sel der Stell­platz­ver­ord­nung re­du­zier­te die An­zahl der Stell­plät­ze, die der Neue-Mit­te-In­ve­stor MIB be­reit­stel­len muss­te, um 25%. So muss­te der In­ve­stor 114 Stell­plät­ze we­ni­ger mit 8.000 Eu­ro pro Stell­platz ab­lö­sen. Die­se 912.000 Eu­ro feh­len nun im Topf für das Park­haus Geb­hardt­stra­ße.

• Stell­platz­ab­lö­se Ho­tel an der Stadt­hal­le: Auch hier lässt die Stadt ei­nen In­ve­stor bil­lig da­von­kom­men: Nach der al­ten Stell­platz­ord­nung muss nur 1 Stell­platz für 6 Zim­mer be­reit­ge­stellt wer­den, nach der neu­en wä­re 1 Stell­platz für 2 Zim­mer fäl­lig. Die­se Än­de­rung im Stell­platz­schlüs­sel macht bei die­sem Pro­jekt 1 Mil­li­on Eu­ro aus. Ein Bau­an­trag war noch nicht ge­stellt, als die Stell­platz­ord­nung ge­än­dert wur­de, zu­dem hat der In­ve­stor ge­wech­selt. Nach An­sicht der GRÜNEN Stadt­rats­frak­ti­on wä­re so­mit die Ab­rech­nung nach der neu­en Stell­platz­ord­nung zwin­gend er­for­der­lich ge­we­sen. Dem­entspre­chend stimm­ten sie im Bau­aus­schuss am 08.06.2016 ab. Die Mehr­heit stimm­te je­doch da­für, nach der al­ten Stell­platz­ord­nung ab­zu­rech­nen und so­mit auf ei­ne Sum­me von 1 Mil­li­on Eu­ro zu ver­zich­ten.

• In Sa­chen Stell­platz­ab­lö­se für das P&P‑Projekt in der Ka­ro­li­nen­stra­ße wur­de der An­trag der GRÜNEN, P&P we­nig­stens die tat­säch­li­chen Bau­ko­sten der Stell­plät­ze in der Quar­tiers­ga­ra­ge in Rech­nung zu stel­len, wenn man sich schon un­sin­ni­ger­wei­se auf die Stell­platz­ab­lö­se ein­lässt, lei­der ab­ge­lehnt.

Wird das The­ma »Stell­platz­ab­lö­se« zur grü­nen Ob­ses­si­on? Kei­nes­wegs. Die Stadt neigt nur of­fen­bar da­zu, ge­ra­de in die­sem Be­reich zu­gun­sten von Groß­in­ve­sto­ren im­mer wie­der groß­zü­gig auf Zah­lun­gen zu ver­zich­ten, zum Scha­den der Bürger*innen. Dar­über hin­aus hat die Stadt für den Um­bau des vor­han­de­nen sta­ti­schen Park­leit­sy­stems zu ei­nem oh­ne­hin bald über­hol­ten dy­na­mi­schen Park­leit­sy­stem sat­te 400.000 Eu­ro aus­ge­ge­ben – eben­falls aus dem Topf für die Stell­platz­ab­lö­se.

Ins­ge­samt kommt man auf die stol­ze Sum­me von über 2,3 Mil­lio­nen Eu­ro, die SPD und CSU durch fa­ta­le po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen ver­schenkt bzw. für un­nö­ti­ge In­ve­sti­tio­nen wie das dy­na­mi­sche Park­leit­sy­stem aus­ge­ge­ben ha­ben. So­mit fehlt nun rund ein Drit­tel der In­ve­sti­ti­ons­ko­sten für das Park­haus in der Geb­hardt­stra­ße Die Rech­nung zah­len die Nut­zer der Quar­tiers­ga­ra­ge und die An­woh­ner der Wil­ly-Brandt-An­la­ge, de­ren Sa­nie­rung sich in den letz­ten Jah­ren man­gels ent­spre­chen­der Fi­nanz­mit­tel im­mer wie­der ver­zö­ger­te. Schon im April for­der­te die GRÜ­NEN-Stadt­rats­frak­ti­on in ei­ner Pres­se­mel­dung: »Das kon­se­quen­te nach­träg­li­che Auf­wei­chen von Bau­auf­la­gen ge­gen­über ‘Groß­in­ve­sto­ren’ (P&P, MIB, Mö­bel Höff­ner u.a.) hat die Stadt Fürth in­zwi­schen ei­ni­ge Mil­lio­nen ge­ko­stet. Viel­leicht soll­te man da­mit ein­fach auf­hö­ren und künf­tig bei Nach­for­de­run­gen sei­nen Ver­trags­part­nern ge­gen­über stand­haft blei­ben – ge­mäß dem Grund­satz ‘Glei­ches Recht für al­le’.«

So­lan­ge die Stadt aber die be­stehen­den Re­ge­lun­gen fle­xi­bel zu­gun­sten der je­wei­li­gen In­ve­sto­ren aus­legt und im­mer wie­der die glei­chen kost­spie­li­gen Fehl­ent­schei­dun­gen trifft, wird uns das lei­di­ge The­ma Stell­platz­ab­lö­se noch wei­ter be­glei­ten.

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