Auf Tauch­sta­ti­on im Süd­stadt­park: Kon­zept­stu­die zum ge­plan­ten An­bau der Wil­helm-Lö­he-Hoch­schu­le

26. Februar 2015 | von | Kategorie: Häuserkampf

Der Für­ther Süd­stadt­park ge­hört oh­ne Zwei­fel zu den größ­ten Er­folgs­ge­schich­ten der jün­ge­ren Für­ther Stadt­ent­wick­lung: Er gilt in der ge­sam­ten Re­pu­blik als bei­spiel­haft und wur­de mehr­fach aus­ge­zeich­net. Mit et­was au­gen­zwin­kern­der Über­trei­bung kann man sa­gen, daß der Süd­stadt­park für die Für­ther Süd­stadt ei­ne ähn­li­che Be­deu­tung hat wie der Cen­tral Park für New York...

Konzeptskizze Erweiterungsbau WLH (Grafik: Christofer Hornstein)

Der jetzt in er­heb­li­chem Aus­maß auf­brau­sen­de Pro­test in der Für­ther Bür­ger­schaft ge­gen die ge­plan­ten Er­wei­te­rungs­bau­ten der Wil­helm-Lö­he-Hoch­schu­le (WLH) ist da­her nur all­zu gut nach­voll­zieh­bar: Die Für­ther ha­ben ver­stan­den, daß die Of­fen­heit der ge­sam­ten Park­an­la­ge durch die ge­plan­ten Neu­bau­ten zer­stört wer­den wür­de. Sie for­dern mit Fackel­zug, Le­ser­brie­fen in der FN und ei­nem Bür­ger­be­geh­ren völ­lig zu Recht den Er­halt des groß­zü­gi­gen Cha­rak­ters des Par­kes.

Dem ge­gen­über steht das An­sin­nen der Wil­helm-Lö­he-Hoch­schu­le, ih­re Räum­lich­kei­ten zu er­wei­tern. Nun er­weist sich die zu­nächst als Glücks­fall ge­fei­er­te Be­le­gung der ehe­ma­li­gen Schicke­danz-Vil­la mit der Wil­helm-Lö­he-Hoch­schu­le als durch­aus ja­nus­köp­fig: Je­de Hoch­schu­le strebt ir­gend­wann nach Ex­pan­si­on, und im Fall der WLH wur­de die­se Er­wei­te­rungs­mög­lich­keit der Hoch­schu­le so­gar be­reits von An­fang an zu­ge­sagt. Die jet­zi­ge Pro­ble­ma­tik war al­so letzt­lich vor­her­seh­bar.

Zu­nächst aber muß man oh­ne wenn und aber kon­sta­tie­ren: Die Grün­dung der Wil­helm-Lö­he-Hoch­schu­le war und ist für Fürth ein Se­gen und ein Aus­bau grund­sätz­lich zu un­ter­stüt­zen. Wie aber las­sen sich nun die bei­den In­ter­es­sen, näm­lich Er­hal­tung des Park­cha­rak­ters und Er­wei­te­rung der Hoch­schu­le, in ei­nen ver­träg­li­chen oder gar har­mo­ni­schen Ein­klang brin­gen?

Blick über die Grünfläche auf den aktuellen Ausbaustand der WLH (Foto: Christofer Hornstein)

Sei­tens der Stadt­ver­wal­tung wird die Al­ter­na­ti­ve ei­nes Er­wei­te­rungs­bau­es auf dem Ge­län­de hin­ter dem in­f­ra-Heiz­kraft­werk an der Fron­mül­lerstra­ße ge­prüft. Dies ist be­grü­ßens­wert; er­gä­be sich an die­ser Stel­le ei­ne auch für die Hoch­schu­le ak­zep­ta­ble und trag­fä­hi­ge Lö­sung, wä­re die Kuh so­zu­sa­gen vom Eis. Soll­te al­ler­dings die Prü­fung er­ge­ben, daß der Aus­bau der Hoch­schu­le doch nur als di­rek­ter An­bau an das be­stehen­de Ge­bäu­de, al­so in­ner­halb des Parks zu rea­li­sie­ren wä­re, lie­ße sich der groß­zü­gi­ge Park­cha­rak­ter wohl nur durch ei­nen un­ter­ir­di­schen Er­wei­te­rungs­bau er­hal­ten.

Ge­nau dies schlägt nun der Für­ther Ar­chi­tekt Chri­sto­fer Horn­stein in ei­ner er­sten Kon­zept­stu­die vor. »Ich kri­ti­sie­re die von der Hoch­schu­le bis­her vor­ge­leg­te ober­ir­di­sche 3‑stöckige Bau­pla­nung hef­tig und möch­te den Ver­ant­wort­li­chen mit mei­nem kon­struk­ti­ven Vor­schlag auf­zei­gen, daß es ei­ne durch­aus at­trak­ti­ve Al­ter­na­ti­ve gibt, mit der der Park­cha­rak­ter er­hal­ten wer­den kann« be­grün­det der Ar­chi­tekt sein En­ga­ge­ment. Kern­stück sei­nes Kon­zep­tes sind drei be­grün­te Licht­hö­fe, um die her­um sich die re­la­tiv gro­ße Bau­mas­se der Hoch­schul­erwei­te­rung grup­piert. Und das oh­ne sicht­bar zu sein, oh­ne Net­to-Grün­flä­che zu ver­lie­ren, vor al­lem aber oh­ne den Park­cha­rak­ter zu zer­stö­ren.

Konzeptskizze Erweiterungsbau WLH (Grafik: Christofer Hornstein)

Die in den Park »ein­ge­las­se­nen« Licht­hö­fe fol­gen in ih­rer Pla­zie­rung der re­la­tiv stren­gen Park­geo­me­trie und fü­gen sich so »mi­ni­mal in­va­siv« in den Park ein. Horn­stein ist sich si­cher, daß der ge­wähl­te Ge­bäu­de­ty­pus so fle­xi­bel ist, dass na­he­zu je­des Raum­pro­gramm ei­ner Hoch­schul­erwei­te­rung hier pro­blem­los un­ter­ge­bracht wer­den kann.

Was auf den er­sten Blick ku­ri­os an­mu­ten mag, hat bei nä­he­rer Be­trach­tung nicht nur ei­nen ganz be­son­de­ren Charme, son­dern auch ei­ne Rei­he hand­fe­ster Vor­tei­le: Die (un­ter­ir­di­schen) Ver­bin­dungs­we­ge zum Haupt­bau wä­ren kurz, die en­er­ge­ti­sche Iso­lie­rung op­ti­mal, die vi­su­el­le Be­ein­träch­ti­gung des Parks so gut wie nicht vor­han­den. Und auch die Stu­die­ren­den könn­ten sich freu­en über ei­ne na­tür­li­che Be­lich­tung bei feh­len­den Ab­len­kun­gen, denn die Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten der Park­be­su­cher wä­ren von un­ter­halb der Gras­nar­be al­len­falls lei­se zu hö­ren. Bleibt zu hof­fen und zu wün­schen, daß sich die ver­ant­wort­li­chen Ent­schei­der als ähn­lich vi­sio­när er­wei­sen wie einst ihr Hoch­schu­len-Na­mens­pa­tron Wil­helm Lö­he...

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10 Kommentare zu »Auf Tauch­sta­ti­on im Süd­stadt­park: Kon­zept­stu­die zum ge­plan­ten An­bau der Wil­helm-Lö­he-Hoch­schu­le«:

  1. Petze Flynn sagt:

    War­um nicht die Wil­helm-Lö­he-Hoch­schu­le kom­plett ins brach­lie­gen­de Ci­ty Cen­ter ver­pflan­zen? Ein voll­stän­dig über­dach­ter Cam­pus mit Lehr­sä­len, Bü­ros, Bi­blio­the­ken und al­lem nö­ti­gen Drum­her­um hät­te dort läs­sig Platz, Ex­pan­si­ons­re­ser­ven für spä­ter in­klu­si­ve. Stu­die­ren­de wie Lehr­kräf­te wür­den die zen­tra­le La­ge frag­los be­grü­ßen, ih­re Kauf­kraft wür­de die In­nen­stadt be­le­ben und der Süd­stadt­park blie­be, wie er ist. Ei­ne ad­äqua­te Nach­nut­zung für den von der Hoch­schu­le der­zeit ge­nutz­ten Ge­bäu­de­kom­plex im Park wür­de sich si­cher­lich fin­den. Der Ha­ken? Es bräuch­te Vi­sio­nä­re bei der Stadt, bei der Hoch­schu­le, bei al­len Be­tei­lig­ten und auf al­len Ebe­nen. Das in Fürth zu er­hof­fen ist aber wohl lei­der uto­pi­sches Wunsch­den­ken...

  2. morizz sagt:

    Zu­nächst schö­nen Dank, daß an die­ser Stel­le über die – ge­plan­ten – Vor­gän­ge im Süd­stadt­park be­rich­tet wird.

    Ich fin­de es aus­ge­spro­chen be­grü­ßens­wert, daß sich ein Ar­chi­tekt – ich neh­me an, oh­ne Auf­trag – hin­setzt, um Al­ter­na­ti­ven zu er­denken. Die Idee mit der Un­ter­grund­Denk­Fa­brik mit Licht­blick­Mo­men­ten fin­de ich durch­aus ori­gi­nell und si­cher­lich rein op­tisch, da we­nig wahr­nehm­bar, um Län­gen bes­ser als die ge­plan­ten Ki­sten.

    Wo­bei mir wirk­lich noch bes­ser ge­fällt, wenn der Park völ­lig in Ru­he ge­las­sen wird. An­statt wie­der und im­mer wie­der noch ein Stück­chen Grün zu­zu­bau­en, neh­me man sich doch erst mal leer­ste­hen­des Ge­mäu­er vor.

    Das Ci­ty-Cen­ter, was ei­ne Idee !! Mit den von »Pet­ze Flynn« ge­nann­ten Ne­ben­ef­fek­ten. ... und völ­lig rich­tig: Vi­sio­nen!

    Ich hät­te auch noch was: An der Bal­bie­rer­stra­ße (so­weit kön­nen auch Stu­den­ten noch lau­fen!) steht ein Ge­wer­be­ka­sten mei­nes Wis­sens ziem­lich leer. Platz satt.

  3. Die­ser Park ist jetzt schon teil­wei­se über­nutzt. Die Gras­nar­be hat viel zu we­nig Er­ho­lungs­zeit! Die­sen ge­plan­ten Mi­ni-Cam­pus neu im Ci­ty-Cen­ter ein­zu­rich­ten er­scheint sehr reiz­voll, wird aber – wie so oft – am lie­ben Geld schei­tern... Au­ßer die INFRA springt wie­der mal groß­zü­gig ein... Plap­pern­de Vi­sio­nä­re oh­ne In­ve­sto­ren im Hin­ter­grund gibt es im­mer wie­der... Doch halt: Da hat doch die­se omi­nö­se Lud­wig-Er­hard-In­itia­ti­ve schon Kon­tak­te zu Bill Gates auf­ge­nom­men. Me­lin­da und Evi ver­ste­hen sich aus­ge­zeich­net. Schön, dass es Ideen und Träu­me gibt...

  4. GünniS sagt:

    Das »Tie­fer­le­gen« des Cam­pus ist doch nur ein Eti­ket­ten­schwin­del um die Er­wei­te­rung erst­mal aus dem Sicht­feld ver­schwin­den zu las­sen, weg ist sie des­halb nicht. Und was in zehn Jah­ren ist weiß nie­mand, bzw. traut sich die Hoch­schu­le sol­che Pro­gno­sen nicht zu. Und des­we­gen muss auch die Fra­ge er­laubt sein ob die Stand­ort­wahl nicht ge­ne­rell die fal­sche war!

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