Der Herbst ist da!

8. September 2010 | von | Kategorie: Umwelt
Die Fetthenne ist eine gute Bienenweide (Foto: Sandra Spranger)

Die Fett­hen­ne ist ei­ne gu­te Bie­nen­wei­de und stellt kei­ne gro­ßen An­sprü­che (Fo­to: San­dra Spran­ger)

Ja, es lässt sich nicht mehr ver­leug­nen: Der Herbst hat Ein­zug ge­hal­ten. Das ist mir heu­te so rich­tig be­wusst ge­wor­den, als ich sah, wie schön die »Fett­hen­ne« (Sedum te­le­phi­um, »Herbst­freu­de«, Cras­suláceae) blüht. Die Bie­nen und Hum­meln freu­en sich dar­über, denn sie spen­det reich­lich Nek­tar, wes­halb die ro­sa­ro­ten Blü­ten ger­ne von ih­nen be­sucht wer­den. Für die flei­ßi­gen Ho­nig­pro­du­zen­ten ist es gar nicht so leicht, jetzt noch ge­nü­gend Nah­rung zu fin­den. Auch die Käl­te und die nas­sen Re­gen­ta­ge ha­ben ih­nen zu­ge­setzt. Wäh­rend im Früh­jahr reich­lich Blü­ten vor­han­den sind, wer­den sie jetzt im­mer ra­rer. In un­se­rer auf­ge­räum­ten Land­schaft ha­ben sie es be­son­ders schwer: Wo gibt es noch Hecken und ar­ten­rei­che Wie­sen mit vie­len un­ter­schied­li­chen Blü­ten­pflan­zen? Wo frü­her Korn­blu­men, Mohn, Wit­wen­blu­men, Mar­ga­ri­ten u. a. Blüh­pflan­zen ge­die­hen, er­strecken sich Wie­sen, auf de­nen be­sten­falls Lö­wen­zahn (wel­cher ei­ne sehr gu­te In­sek­ten­fut­ter­pflan­ze ist, der aber sei­ne Haupt­blü­te­zeit von Früh­jahr bis zum Früh­som­mer hat), Hah­nen­fuß und an­son­sten vor­wie­gend für Bie­nen un­in­ter­es­san­te Grä­ser ge­dei­hen.

Un­end­lich gro­ße Fel­der mit Mais, Ge­trei­de (mitt­ler­wei­le auch schon ab­ge­ern­tet – Herbst eben) und ver­schie­de­nen Mo­no­kul­tu­ren bie­ten we­der Bie­nen noch an­de­ren Tie­ren Nah­rung. Au­ßer viel­leicht Feld­mäu­sen, die sich an ver­ges­se­nen Äh­ren und Kör­nern la­ben oder so ge­nann­te »Schäd­lin­ge«, die sich auf ge­ra­de sol­che Nutz­pflan­zen spe­zia­li­siert ha­ben und für die so ein Feld mit ih­rer Leib­spei­se ein re­gel­rech­tes Schla­raf­fen­land dar­stellt, so dass sie sich oft un­ge­hin­dert ver­meh­ren, wenn ih­nen nicht mit Gif­ten der Gar aus ge­macht wird. Lei­der wer­den da­bei nicht nur die »Schäd­lin­ge« ge­tö­tet, son­dern auch ei­ne Viel­zahl an­de­rer Le­be­we­sen. Und auch wir Men­schen blei­ben da­von nicht ver­schont, denn wo bleibt denn das Gift? Löst es sich ein­fach in Luft auf? Wir ste­hen am En­de der Nah­rungs­ket­te und be­kom­men so­mit im­mer wie­der et­was da­von ab, ob wir wol­len oder nicht. Ge­nau­so, wie wir ver­schmutz­te Luft ein­at­men, die durch Au­to- und In­du­strie­ab­ga­se, aber auch durch den Flug- und Schiffs­ver­kehr ent­ste­hen. Bäu­me müs­sen Stra­ßen und Flug­plät­zen wei­chen, da­mit noch mehr CO2- Schleu­dern ver­keh­ren kön­nen.

Da fällt mir ein: Wer kann CO2 in Sau­er­stoff und Koh­len­stoff um­wan­deln? Aus­schließ­lich Pflan­zen! Wie we­nig Re­spekt und Dank­bar­keit wird ih­nen zu­teil! Oh­ne Pflan­zen wä­re ein Le­ben auf un­se­rem Pla­ne­ten nicht mög­lich. Wir wür­den er­sticken und ver­hun­gern! Al­les baut auf ih­nen auf. Sie sind klei­ne Kraft­wer­ke, die die Welt mit Hil­fe des Son­nen­lich­tes am Lau­fen hal­ten. Nur wer­den es im­mer we­ni­ger Ar­ten. Die Re­gen­wäl­der wer­den in gro­ßem Stil ver­nich­tet, un­end­lich vie­le Ar­ten ver­schwin­den für im­mer von der Er­de, oft be­vor sie über­haupt ent­deckt wer­den. Die Ar­ten­viel­falt schrumpft in so ra­san­tem Tem­po, dass es un­vor­stell­bar ist! Und war­um das Gan­ze? Da­mit wir je­der­zeit Au­to fah­ren und un­über­legt in den Flie­ger stei­gen kön­nen. Da­mit wir Zell­stoff in rau­en Men­gen ver­brau­chen und täg­lich Fleisch in Hül­le und Fül­le ver­zeh­ren kön­nen. Da­mit un­se­re Häu­ser im­mer grö­ßer und nicht nur an Weih­nach­ten hell er­leuch­tet und tro­pisch warm be­heizt wer­den, da­mit wir mo­disch im­mer im Trend und stets tech­nisch ak­tu­ell sind. Ein neu­er PC ist mor­gen schon ver­al­tet, ge­nau­so wie das ei­ni­ge Wo­chen al­te Han­dy schon nicht mehr »in« ist, al­so weg da­mit und das Neue­ste her! Leu­te kauft, da­mit die Wirt­schaft (und der Müll­berg) wächst! Wer nicht kauft scha­det der Ge­sell­schaft, oder?

Al­lein was an wert­vol­len Roh­stof­fen für Ver­packun­gen (die oft­mals völ­lig un­nö­tig sind), ver­schwen­det wird, ist un­ge­heu­er­lich. Da­bei gibt es Lö­sun­gen, die re­la­tiv ein­fach um­zu­set­zen wä­ren, wenn ein kom­plet­tes Um­den­ken er­fol­gen wür­de. Nicht die Wirt­schaft, son­dern der Mensch und sei­ne Mit­ge­schöp­fe soll­ten wie­der im Mit­tel­punkt der Ge­sell­schaft ste­hen. Neue Pro­duk­te müss­ten un­glaub­lich teu­rer wer­den, da­mit es sich ren­tie­ren wür­de, ge­brauch­te Sa­chen zu re­pa­rie­ren. Das wür­de Ar­beits­plät­ze schaf­fen, da dies nicht ma­schi­nell er­fol­gen könn­te. Re­cy­cling müss­te ei­nen viel hö­he­ren Stel­len­wert be­kom­men, denn im­mer­hin sind die­se Roh­stof­fe be­reits ab­ge­baut. Wir müs­sen wie­der wert­schät­zen was wir ha­ben und nicht al­les acht­los weg­wer­fen und wenn, dann soll­ten wir uns doch am Kreis­lauf der Na­tur ein Bei­spiel neh­men: Dort gibt es kei­nen Müll. Die Na­tur ist wohl in ih­rer Ar­ten­viel­falt ver­schwen­de­risch, doch nichts wird weg­ge­wor­fen. Al­les wird ge­schätzt und dem un­end­li­chen Kreis­lauf zu­rück­ge­führt, al­les ist nütz­lich und dient dem Gro­ßen Gan­zen, von dem auch wir ein Teil sind. Mit je­der Art die un­wie­der­bring­lich von un­se­rer Er­de ver­schwin­det, geht ein wich­ti­ges Ket­ten­glied die­ses Kreis­lau­fes ver­lo­ren. Ir­gend­wann reißt die­se le­bens­wich­ti­ge Ket­te!

Der als 'Unkraut' verpönte Löwenzahn ist ein wichtiges Kettenglied in der Natur. (Foto: Sandra Spranger)

Der als ‘Un­kraut’ ver­pön­te Lö­wen­zahn ist ein wich­ti­ges Ket­ten­glied in der Na­tur. (Fo­to: San­dra Spran­ger)

Da­hin­ge­hend kann ich ein sehr gu­tes Buch emp­feh­len, es heißt: »Ret­te sich wer will« und ist von Klaus Böhm. Er hat so vie­le gu­te Ideen, dass ich ganz be­gei­stert war und bin. Aber Vor­sicht: Er rüt­telt an den Pfei­lern un­se­rer heu­ti­gen Ge­sell­schaft und ei­nes je­den ein­zel­nen von uns. Wirk­lich sehr le­sens­wert – doch ich schwei­fe vom The­ma ab.

Herbst… Ja, bald wer­den sich die Blät­ter der Bäu­me wie­der bunt fär­ben und die Na­tur ein be­zau­bern­des Feu­er­werk an Far­ben los­schie­ßen, ganz oh­ne Feu­er und Krach, son­dern still und lei­se zur ab­so­lu­ten Freu­de al­ler Men­schen, die mit of­fe­nen Au­gen durch die Welt ge­hen und sich wie ein Kind an der ein­fa­chen und doch über­wäl­ti­gen­den Schön­heit der Na­tur er­freu­en kön­nen. Und da ent­decke ich zu mei­ner Freu­de ei­nen blü­hen­den Lö­wen­zahn im Herbst. Welch ei­ne klei­ne Son­ne so ei­ne strah­lend gel­be Blü­te doch ist…

In die­sem Sin­ne wün­sche al­len ei­nen of­fe­nen Blick und ei­nen gol­de­nen Herbst!

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